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Oberrheinische Kunst — 4.1929/​1930

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Lusser, Josef Martin: Die Baugeschichte der Kathedrale St. Nikolaus zu Freiburg in der Schweiz
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https://doi.org/10.11588/diglit.53861#0135

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Die Baugeschichte der Kathedrale St. Nikolaus zu Freiburg in der Schweiz
Auf Empfehlung des Bischofs von Lausanne, Von Wattenwyl, der damals sich vorübergehend in
Besannen aufhielt, wurde Meister Cottonet aus Besangon nach Freiburg berufen. Er legte kurz darnach dem
Rate seinen Plan zum Neubau des Chores vor. Quidort von Montbrelloz (Kanton Freiburg) erhielt am
29. Dezember 1627 den Auftrag, mit Jean Guillion, Hans Bodmer und mit seinem Bruder Jacques Quidort
diesen auszuführen. Aber schon nach kurzer Zeit sah man, daß die Hoffnungen, die man auf Quidort und
seine Mitarbeiter gesetzt hatte, sich nicht erfüllten. Das Ratsprotokoll vom 9. Juli 1631 berichtet nachträglich:
„Gott Lob und Dank, daß es mit dem Gwölb wohl geraten, darzu die ersten Meistern ein schlecht Anfang
gemacht und wenig Hoffnung für glücklichen Usstrags geben haltend"31. Quidorts Arbeit beschränkte sich
demnach wohl auf die Hochführung der neuen Chormauern nach Cottonets Plänen. Der Ausführung der
Wölbung war er nicht gewachsen.
Am 21. Juni 1630 erhielt Meister Peter Winter aus dem Brismell bei Varallo, Val Sesia im Piemont, von
der Regierung den Auftrag, die Wölbung des Chors nach eigenen Plänen auszuführen. In seinem Bericht
über die Arbeit forderte Meister Winter u. a. auch den Abbruch des alten Triumphbogens. Dieser hatte ehe-
mals die gleiche Höhe wie das Kreuzrippengewölbe des alten Chores. Den neuen Chorbogen und das neue
reiche Sterngewölbe paßte er ungefähr der Scheitelhöhe des Mittelschiffes an. 1631 vollendete Winter seine
Arbeit zur vollsten Zufriedenheit des Rates. 1632 erhielt er den Auftrag, an Stelle der alten Sakristei eine
neue zweigeschossige zu entrichten.
Nachdem durch den Umbau des alten rechteckigen Chores zu einem neuen, dreiseitig geschlossenen
das Chor gesichert war, lief 1645 die Grabkapelle Mossu Gefahr, abgebrochen zu werden. Ein Bericht des
Ratsmanuals vom 14. August 1645 (Freiburger Staatsarchiv Nr. 196) lautet: „. . . Der Thurm S. Nicolai,
so wegen des heiligen Grabs gar unsicher, und die Gefahr bis über den halben Thurm gespürt und ob myn
herren befehlen wollen darzu zu helfen. Herr Sekeimeister hat gewölt, wie auch mit dem heiligen Grab, es an
einen anderen Ort zu verordnen." Da aber nicht nur am Turm, sondern auch in den Gewölben des Langhauses
sich da und dort Schäden zeigten, wurde das Innere in den Jahren 1648—50 gründlich erneuert. Pfeiler und
Rippen wurden grau gestrichen, nur die Kapitelle und einzelne Arkadenprofile vergoldet. In die Gewölbe-
kappen malte Meister Crolet aus Pontarlier die Wappen der regimentsfähigen Freiburger Familien. 1652 füllte
Maler Claude Frechaud mit 40 Tafelbildern die Arkadenzwickel und den Platz zwischen den Fenstern im
Obergaden.
Ein Umbau des nördlichen Seitenportals in einfachen Formen erfolgte 1763 unter Architekt Ducrest.
Im 18. Jahrhundert wurden sämtliche Altäre der Kirche erneuert. Ein Stuckateur H. Feuchtmayr begann mit
dem Hauptaltar und errichtete denselben in den Jahren 1739—40. Mit den Seitenaltären verbinden sich die
Meisternamen Doret von Vevey, Mosbrugger und Anton Pfister.
Einige neugotische Zutaten erhielt die Kathedrale durch die umfassende Renovation in der ersten
Hälfte des 19- Jahrhunderts, 1811—1838. Im Innern erfuhr das Langhaus durch den Neubau der Orgel von
Moser eine Schmälerung, in dem man im letzten, fünften Joch eine breite Empore einspanne, und die große
Rose im Westen dabei dem Langhaus verschloß. Glücklicher als die letzte Renovation vor hundert Jahren möge
die ausfallen, die im Frühjahr 1930 wieder mit dem Turm begonnen wurde.

31 Ratsmanual, Nr. 182 vom 9. VII. 1631.

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