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Untersuchungen in Norddalmatien
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In der ganzen Nekropole wurden bisher durchwegs
nur Brandgräber angetroffen.
Da innerhalb derselben Umfriedung öfter neben
Steinurnen mit kostbaren Beigaben auch rohe Urnen-
töpfe, die höchstens Lampe und Münze enthielten,
sich fanden, wird wohl in derselben Grabparzelle
neben den Familienmitgliedern auch das Gesinde be-
stattet worden sein. Diese Art von Begräbnis würde
es auch erklären, daß öfter in benachbarten Aschen-
kisten und Urnen sich zu verschiedenen Zeiten ge-
prägte Münzen vorfinden. Auch außerhalb der Um-
fassungen, in bloßer Erde gebettet, wurden zahl-
reiche Urnentöpfe ausgegraben, die sicher ärmeren
Leuten angehört haben.
Die Umfassungsmäuerchen der einzelnen Par-
zellen ragten ursprünglich etwas aus der heute größten-
teils weggeschwemmten Erdschichte empor und be-
grenzten so auch äußerlich die Grabstätten; vielleicht
genügten gelegentlich in den Ecken aufgestellte Cippi.
Von den Grabsteinen, die das Einzelgrab kenn-
zeichneten, haben sich nur ärmliche Reste erhalten,
die indes zur Genüge beweisen, daß neben der ein-
fachen Stele auch hier der für Dalmatien und Libur-
nien charakteristische zylindrische Grabcippus mit
einem Pinienzapfen als Bekrönung33) beliebt war. In
unmittelbarer Nähe des Meeres gelegen, haben diese
Grabsteine sicher in späteren Zeiten ein sehr er-
wünschtes Baumaterial abgegeben; manches Grab
mochte bei dieser Gelegenheit ausgeplündert worden
sein; was übrig blieb, ist unter den Wettereinflüssen
infolge des allmählichen Schwindens der schützenden
Erddecke zugrunde gegangen und verhältnismäßig
weniges hat sich in den felsigen, mit terra rossa
ausgefüllten Mulden gerettet.
Immerhin konnten an 400 Gräber bisher nach-
gewiesen werden, darunter 25 mit zylindrischen, selten
prismatischen Aschenkisten aus Kalkstein mit ge-
falztem Deckel, der mittels eiserner verbleiter Klam-
mern festgehalten war; in wenigen Fällen waren die
Leichenreste in gut gebrannten tönernen, mit beson-
derem Deckel versehenen Urnen geborgen, weitaus
überwog die Zahl einfacher Töpfe aus sandreichem
Tone, die meist mit einer Steinplatte oder einem
Dachfalzziegel bedeckt waren.
Die in die Gräber gelegten Beigaben fanden sich
entweder im Aschenbehälter selbst oder außerhalb
in nächster Umgebung im Erdreiche verstreut.
Was von vorneherein als wahrscheinlich gelten
mußte, daß das Gräberfeld in der Nähe der Stadt
begonnen und im Laufe der Zeit von hier aus all-
mählich sich ausgedehnt habe, wird im wesentlichen
durch die Münzfunde bestätigt. Die Gräber im ersten
Drittel der Nekropole enthielten außer Münzen des
iulisch-claudischen Hauses zum Teile noch Familien-
münzen aus der Zeit des Freistaates, die im mittleren
Teile Prägungen der Flavier und Antonine, die im
letzten meist Kleinbronzen des III. Jahrhunderts,
allerdings nur in vereinzelten Stücken. Auffallend ist
das vollständige Fehlen nachdiokletianischer Münzen;
vielleicht wurden infolge Aufhörens der Sitte der
Leichenverbrennung die Toten in der Folgezeit anders-
wo bestattet oder die Ansiedlung um diese Zeit von
einer Katastrophe ereilt34).
Die Blüteperiode der Stadt scheint von der
Mitte des I. bis in die zweite Hälfte des II. nach-
christlichen Jahrhunderts gewährt zu haben; aus
dieser Zeit stammen die mit Beigaben am reichsten
versehenen Gräber ungefähr in der Mitte der ganzen
Anlage nahe den ograde Marasovic und Katie.
Unter den Beigaben begegnen am häufigsten
Tonlampen und Fibeln, die selbst den Ärmsten
nicht versagt blieben; auch Gläser verschiedenster
Form wurden in einer ungewöhnlich großen Quantität
angetroffen. Von den Erzeugnissen der Bronze-
industriewaren Eimer, Schalen, Lampen und Schmuck-
stücke vertreten. Oft gestattet der verschiedenartige
Charakter dieser Liebesgaben einen Schluß auf das
Geschlecht des Bestatteten; Waffen, Schabeisen,
Fischangel, Spielwürfel mochten dem Manne mit-
gegeben sein, Schmucksachen, Toilettegeräte, Nippes
aus Bernstein Frauen und Mädchen.
Von größerer Bedeutung aber sind diese Bei-
gaben, wenn man die Frage nach ihrer Prove-
nienz aufwirft. Nur die gewöhnliche Tonware ent-
stammte einem lokalen, nicht fabriksmäßig produzie-
renden Gewerbe, weitaus das meiste war eingeführte
Ware. Für die Bronzegefäße kommt die im I. Jahr-
hundert blühende kapuanische Bronzeindustrie in
Betracht, die Stempel einiger Gläser weisen auf
Zentren italischen Kunstgewerbes, vielleicht Rom,
hin, die Bernsteinschnitzereien und geschnittenen
Steine auf Aquileia, wo diese Schmuckstücke in
außergewöhnlicher Menge, wie sonst nirgends, ge-
funden werden.
33) Vgl. Liebl, Jahreshefte XI (1908) Beibl. 75 ff.
34) Fischbach, Röm. Lampen 51 vermutet, daß
nach 200 die Sitte, Münzen in die Gräber zu legen,
selten mehr geübt wurde.
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Untersuchungen in Norddalmatien
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In der ganzen Nekropole wurden bisher durchwegs
nur Brandgräber angetroffen.
Da innerhalb derselben Umfriedung öfter neben
Steinurnen mit kostbaren Beigaben auch rohe Urnen-
töpfe, die höchstens Lampe und Münze enthielten,
sich fanden, wird wohl in derselben Grabparzelle
neben den Familienmitgliedern auch das Gesinde be-
stattet worden sein. Diese Art von Begräbnis würde
es auch erklären, daß öfter in benachbarten Aschen-
kisten und Urnen sich zu verschiedenen Zeiten ge-
prägte Münzen vorfinden. Auch außerhalb der Um-
fassungen, in bloßer Erde gebettet, wurden zahl-
reiche Urnentöpfe ausgegraben, die sicher ärmeren
Leuten angehört haben.
Die Umfassungsmäuerchen der einzelnen Par-
zellen ragten ursprünglich etwas aus der heute größten-
teils weggeschwemmten Erdschichte empor und be-
grenzten so auch äußerlich die Grabstätten; vielleicht
genügten gelegentlich in den Ecken aufgestellte Cippi.
Von den Grabsteinen, die das Einzelgrab kenn-
zeichneten, haben sich nur ärmliche Reste erhalten,
die indes zur Genüge beweisen, daß neben der ein-
fachen Stele auch hier der für Dalmatien und Libur-
nien charakteristische zylindrische Grabcippus mit
einem Pinienzapfen als Bekrönung33) beliebt war. In
unmittelbarer Nähe des Meeres gelegen, haben diese
Grabsteine sicher in späteren Zeiten ein sehr er-
wünschtes Baumaterial abgegeben; manches Grab
mochte bei dieser Gelegenheit ausgeplündert worden
sein; was übrig blieb, ist unter den Wettereinflüssen
infolge des allmählichen Schwindens der schützenden
Erddecke zugrunde gegangen und verhältnismäßig
weniges hat sich in den felsigen, mit terra rossa
ausgefüllten Mulden gerettet.
Immerhin konnten an 400 Gräber bisher nach-
gewiesen werden, darunter 25 mit zylindrischen, selten
prismatischen Aschenkisten aus Kalkstein mit ge-
falztem Deckel, der mittels eiserner verbleiter Klam-
mern festgehalten war; in wenigen Fällen waren die
Leichenreste in gut gebrannten tönernen, mit beson-
derem Deckel versehenen Urnen geborgen, weitaus
überwog die Zahl einfacher Töpfe aus sandreichem
Tone, die meist mit einer Steinplatte oder einem
Dachfalzziegel bedeckt waren.
Die in die Gräber gelegten Beigaben fanden sich
entweder im Aschenbehälter selbst oder außerhalb
in nächster Umgebung im Erdreiche verstreut.
Was von vorneherein als wahrscheinlich gelten
mußte, daß das Gräberfeld in der Nähe der Stadt
begonnen und im Laufe der Zeit von hier aus all-
mählich sich ausgedehnt habe, wird im wesentlichen
durch die Münzfunde bestätigt. Die Gräber im ersten
Drittel der Nekropole enthielten außer Münzen des
iulisch-claudischen Hauses zum Teile noch Familien-
münzen aus der Zeit des Freistaates, die im mittleren
Teile Prägungen der Flavier und Antonine, die im
letzten meist Kleinbronzen des III. Jahrhunderts,
allerdings nur in vereinzelten Stücken. Auffallend ist
das vollständige Fehlen nachdiokletianischer Münzen;
vielleicht wurden infolge Aufhörens der Sitte der
Leichenverbrennung die Toten in der Folgezeit anders-
wo bestattet oder die Ansiedlung um diese Zeit von
einer Katastrophe ereilt34).
Die Blüteperiode der Stadt scheint von der
Mitte des I. bis in die zweite Hälfte des II. nach-
christlichen Jahrhunderts gewährt zu haben; aus
dieser Zeit stammen die mit Beigaben am reichsten
versehenen Gräber ungefähr in der Mitte der ganzen
Anlage nahe den ograde Marasovic und Katie.
Unter den Beigaben begegnen am häufigsten
Tonlampen und Fibeln, die selbst den Ärmsten
nicht versagt blieben; auch Gläser verschiedenster
Form wurden in einer ungewöhnlich großen Quantität
angetroffen. Von den Erzeugnissen der Bronze-
industriewaren Eimer, Schalen, Lampen und Schmuck-
stücke vertreten. Oft gestattet der verschiedenartige
Charakter dieser Liebesgaben einen Schluß auf das
Geschlecht des Bestatteten; Waffen, Schabeisen,
Fischangel, Spielwürfel mochten dem Manne mit-
gegeben sein, Schmucksachen, Toilettegeräte, Nippes
aus Bernstein Frauen und Mädchen.
Von größerer Bedeutung aber sind diese Bei-
gaben, wenn man die Frage nach ihrer Prove-
nienz aufwirft. Nur die gewöhnliche Tonware ent-
stammte einem lokalen, nicht fabriksmäßig produzie-
renden Gewerbe, weitaus das meiste war eingeführte
Ware. Für die Bronzegefäße kommt die im I. Jahr-
hundert blühende kapuanische Bronzeindustrie in
Betracht, die Stempel einiger Gläser weisen auf
Zentren italischen Kunstgewerbes, vielleicht Rom,
hin, die Bernsteinschnitzereien und geschnittenen
Steine auf Aquileia, wo diese Schmuckstücke in
außergewöhnlicher Menge, wie sonst nirgends, ge-
funden werden.
33) Vgl. Liebl, Jahreshefte XI (1908) Beibl. 75 ff.
34) Fischbach, Röm. Lampen 51 vermutet, daß
nach 200 die Sitte, Münzen in die Gräber zu legen,
selten mehr geübt wurde.
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