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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 12.1909

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Abramić, Mihovil: Untersuchungen in Norddalmatien
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https://doi.org/10.11588/diglit.45357#0402

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Untersuchungen in Norddalmatien

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abschluß, anderseits in eine flache Kopfplatte; diese
ist zur Aufnahme der Nadelachse durchlocht oder

umschließt sie hüllenartig mit den umgebogenen
Enden. Der Bügel ist meist mit Längsfurchen, Quer-

rippen oder Zickzacklinien verziert, die Kopfplatte
manchmal in Querbalken gegliedert. Dadurch wird
aber das Aussehen der Fibel fast gar nicht ver-
ändert; selten ist der Bügel von rundem Querschnitte
und zu Knoten verdickt. Die Kopfplatte führt zu-
weilen einen Fabrikstempel, darunter keinen so häufig
wie den Namen AVCISSA, wonach der Typus be-
nannt ist; daneben begegnen echt keltische Namen,
so daß deshalb an gallische Produktion gedacht
werden muß (vgl. CIL XIII/3 p. 699).


57: Fibel vom Aucissa-Typus.

Unter den vielen
Stücken aus Starigrad
ist nur eines mit Stem-
pel versehen (Fig. 57):
VRNAC
Derselbe kehrt wie-
der auf einer vermut-
lich aus Nona stam-
menden Fibel im Mu-
seo S. Donato von

Zara71) und wird vervollständigt durch den voll aus-
geprägten Stempel eines ähnlichen Stückes aus Naix
CIL XIII 10027131b /RNACVS, vgl. Pais, Suppl.
zu CIL V: 1087g.
Das Aufkommen des Aucissa-Typus läßt sich
schon in der frühen Kaiserzeit nachweisen, stark
verbreitet war er in der Flavierzeit72). Die Bronze

der neugefundenen Stücke


58: Radfibel.


ist von äußerst schlechter
Legierung, die einzelnen
Stücke sind von Patina
stark zerfressen; zwei
Exemplare sind silbern.
Den Aucissa-Fibeln
verwandt sind einige sil-
berne Scharnierfibeln mit
breitem, plattem Bügel,
den in der Mitte eine
Perlenreihe durchzieht,
während an den Kanten
auf kleinen Stiftchen

71) v. Bersa, Bullettino Dalmato XXVI (1903)
p. 148.
72) Ritterling, Hofheim (Nassauer Annalen) 1904
S. 45; Brizio, Ausonia III (1908) p. 49 ff.

Kügelchen sitzen; gelegentlich wird die Perlenreihe
auch durch frei befestigte Kügelchen ersetzt, indem
dann der Bügel nur aus zwei Stegen besteht (vgl. Mitt,
der Altert.-Komm. für Westphalen V Taf. XXXVI2).
Über ein Dutzend andere Scharnierfibeln haben
einfach geschwungenen Bügel aus dünnem Silber- oder
verzinnten Bronzeblech73), der durch Längsrippen,
Kerben, Einschnürungen usw. fast jedem Stück ein
anderes Aussehen verleiht.
Wird hierbei ein zentrales Glied, meist in Form
einer Scheibe oder Rosette, hervorgehoben, dem
sich die übrigen Dekorationselemente unterordnen,


59: Scheibenfibel.

so entsteht die Scheibenfibel74). Zur Belebung größerer
Flächen dient jetzt buntfarbiges Email, meist in geo-
metrischen Mustern aufgetragen, die Bronze bildet
dazu den Rahmen mit einfachen oder dreifachen
Scheibenvorsprüngen an den Ecken75).
Bei den meisten Stücken ist das Email aus-
gefallen oder nur in kümmerlichen Resten erhalten.
Das in Fig. 59 wiedergegebene Exemplar ist von
Patina stark überwuchert, hat aber den Emailschmuck
gut bewahrt. Dieser besteht in einer zentralen roten
Fläche mit weißem Mittelpunkte und Rande, um die
abwechselnd weiße und rote Felder gelegt sind. Die
weißen Felder führen blaue Kreuzcheneinlagen, die,
kalt in den Emailbrei eingedrückt, durch Schmel-
zen mit demselben fest verbunden wurden.
Von den kreisförmigen Scheibenfibeln — richtiger
sollte man diese Art Broschen benennen — ver-
dienen die Radfibeln (Fig. 58) noch besondere Er-

73) Ritterling a. a. O.
74) Übergangsformen in Heddernh.Mitt.il Taf.II.
75) Vgl. Riegl, Spätrömische Kunstindustrie
T. VIII S. 196 ff.
 
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