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Repertorium für Kunstwissenschaft — 5.1882

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Winterberg, Konstantin: Der Tractat des Piero de' Franceschi über die fünf regelmässigen Körper, und Luca Pacioli
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https://doi.org/10.11588/diglit.62026#0047

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Der Tractat des Piero de’ Franceschıi über die fünf
regelmässigen Körper, und Luca Pacioli.

Von Dr. Winterberg.

Der von Prof. M. Jordan im Jahrbuch der Königl. Preuss. Kunst-
sammlungen vor einiger Zeit publicirte Aufsatz: »Der vermisste Tractat
des Piero della Francesca über die fünf regelmässigen Körper«, welcher
eine seit längerer Zeit unter den Kunstgelehrten debattirte Frage nach
der Autorschaft des obigen Tractats zu Gunsten Piero’s endgültig ent-
scheidet, dessen Arbeit Luca Pacioli einfach in’s Italienische übersetzt,
veranlasste mich aus fachwissenschaftlichem Interesse, die in Frage
stehenden Schriften, insbesondere das Manuscript Piero’s an Ort und
Stelle zu prüfen, um mir ein Urtheil zu bilden, inwiefern jene Beschul-
digung, welche einen der hervorragendsten Gelehrten seiner Zeit für
immer brandmarken würde, als sachlich begründet anzusehen sel.

Ehe ich jedoch über ein in der Wissenschaft unerhörtes Factum
zu urtheilen gewagt, schien es mir durchaus erforderlich, ein vollständig
klares Bild über die theoretische und praktische Bedeutung der Arbeit
zuvor zu erlangen, um danach unterscheiden zu können, was Selbst-
ständiges darin enthalten, und ob sie überhaupt auf Autorschaft im
strengen Sinne des Worts Anspruch zu erheben berechtigt. Das Resultat
erlaube ich mir im Nachstehenden zu präcisiren.

Der ganze Tractat ist, kurz gesagt, vom Standpunkte der heutigen
Wissenschaft betrachtet, mit Ausnahme weniger, im letzten Theile ent-
haltener, damals neuer Ideen wesentlich nichts weiter als eine Reihe
praktischer Anwendungen KEuklidischer Sätze. Mit den gewöhnlichen
Schulkenntnissen würde heutzutage Jedermann im Stande sein, dieselben
Probleme auf leichtere und kürzere Art zu lösen, viele unnütze Rech-
nungen zu sparen, andere mittelst logarithmischer Tafeln zu vereinfachen,
und gar manche praktisch wichtige Fragen ausserdem zu beantworten,

welche der damaligen Zeit unslösbar schienen.
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