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Repertorium für Kunstwissenschaft — 5.1882

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.62026#0374

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen,
über staatliche, Kunstpflege und Restaurationen,
neue Funde.

Zimmerlehenhof bei Völs in Tyrol. Ein Altar aus Email Platten.

Im September 1880 hielt ich mich auf dem südtyrolischen Mittelgebirge
auf, und durchstreifte die Gegend um den Schlern. Bei meinen Fragen nach
Kunstwerken und Alterthümern der Gegend wurde mir erzählt, auf dem Zimmer-
lehenhof bei Völs befinde sich ein Altar, für welchen vor etlichen Jahren
von einem herumziehenden Antiquitätenhändler eine grosse Summe geboten
worden sel. ;

Am anderen Tage besuchte ich den etwa zwei Stunden von Castelrut‘),
ganz nahe an den Abstürzen des Schlern gelegenen Hof, der auf einem Hügel
über der Ortschaft Völs erbaut ist.

Auf den ersten Blick sieht man, dass der Hof ein Edelhof war. Die Capelle
befindet sich links vom Eingang, über ihr sind (jetzt unbewohnte) Räume,
von handwerksmässiger aber geschickter Hand ganz al fresco übermalt. Sie
zeugen auch in dem heutigen Zustand der Herabgekommenheit von dem einstigen
Glanze des Hofes.

In einer handschriftlichen Notiz des „tyrolischen Adlers IIL. Theil‘ von
M. Burglehner im Ferdinandinum zu Innsbruck heisst es: „Zimmerlehn im
Gericht Völs ist ein wolerbautes Schloss. Zunegst bei dem Dorf Völss so
Herrn Ferdinanden von Küepach verwaltern der Landtshauptmanschaft aigen-
thumlich gehörig ist, und Er Kaufweiss bekhomen hat von Hansen Fernbergers
zu Auer Erben. Den Ansitz hat Erzherzog Ferdinand von Oesterreich von
neuem zu ainem Adenlichen Freysitz gemacht und folgendermassen begnadt.“
Folgt eine Urkunde d. d. Innsbruck den 1. Oktober 1586, welche über den
Altar nichts enthält. Die Capelle wurde, wie wir einer Inschrift entnehmen,
geweiht 1594. Sie hat etwa 4 m Breite auf 6 m Länge und bietet in ihrer
Architectur nichts besonderes. Die hölzerne Altarumfassung ist unschön und
überschmiert. Auch die Aussenseite des Triptychons hat irgend ein länd-
licher Maler in Arbeit gehabt. Ueberraschend dagegen wirkt der Anblick des

2) Station Waidbruck, Südtirol.
 
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