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Repertorium für Kunstwissenschaft — 5.1882

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.62026#0082

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen,
über staatliche Kunstpflege und Restaurationen,
neue Funde.

Schloss Ambras in Tirol,

Das allen Reisenden in Tirol wohlbekannte Schloss Ambras bei Inns-
bruck, reich an geschichtlichen Erinnerungen und überaus bedeutsam für die
Kunstgeschichte Oesterreichs, hat nach mehrjähriger Arbeit eine durchgreifende
Umgestaltung als Museum und Sammlungslocal erhalten, worüber im Fol-
genden berichtet werden soll.

Im 15. Jahrhundert eine unbedeutende Burg des tirolischen Geschlechtes
der Schurff, ging Ambras (dessen vielbesprochene Existenz in Römertagen wir
hier füglich unerörtert lassen wollen) im Jahre 1563 in kaiserliches Eigenthum
über. Ein neulich unter den Acten der k. k. Schlossverwaltung zu Innsbruck
aufgefundenes Document der Uebergabe des Schlosses durch die Georg Schurffi-
schen Erben an Kaiser Ferdinand I., der es sodann seinem Sohne, Erzherzog
Ferdinand von Tirol, schenkte, gibt darüber interessante Aufschlüsse, aus
denen vor Allem auf’s bestimmteste erhellt, dass vor dieser Besitznahme
Ambras in künstlerischer Hinsicht höchst unbedeutend gewesen war. Die
Urkunde gibt in Form eines Inventars den gesammten beweglichen Inhalt
des Schlosses an, verzeichnet darunter jedoch neben den gewöhnlichen und
unentbehrlichsten Einrichtungsstücken , wie Betten, Tische, Kasten, und dem
nöthigsten Rüstzeuge zur Vertheidigung, keine Kunstgegenstände, als was zum
Gottesdienste der St. Georgs-Capelle gehörte, Messgewänder, Altartücher,
Rauchfässer, Leuchter und, als hervorragendstes Object einen silbernen , ver-
goldeten Kelch mit dem Bilde des h. Georg sowie dem österreichischen Wappen,
den Konrad Seisenhofer, Rüstmeister Kaiser Max I., im Jahre 1514 geschenkt
hatte. Dieser Name hat kunstgeschichtliches Interesse, indem die Innsbrucker
Harnischmacher Seisenhofer noch lange Jahre für die Anfertigung von präch-
tigen Rüstungen Kaiser Ferdinands und seines Sohnes beschäftigt blieben.

Als der neue Besitzer das Schloss den 3. März 1564 seiner Gemahlin,
Philippine Welser, zum Geschenke machte, entbehrte das Gebäude noch aller
der künstlerischen Ausstattung, die es später zu einem so herrlichen Fürsten-
 
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