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Repertorium für Kunstwissenschaft — 5.1882

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Rahn, Johann Rudolf: Zur Deutung der romanischen Deckengemälde in der Kirche von Zillis
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https://doi.org/10.11588/diglit.62026#0474

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Zur Deutung der romanischen Deckengemälde in der
Kirche von Zillis.

Von J., Rudolph Rahn.

Graubünden, das merkwürdige Land, besitzt unter den zahlreichen Kunst-
und Culturdenkmälern einen Schatz, der wohl als ein einzigartiger bezeichnet
werden kann. Das sind die Deckenmalereien, welche die Kirche von Zillis
am südlichen Ausgange der Via mala schmücken und zuerst durch eine Ab-
handlung in den »Jahrbüchern für Kunstwissenschaft« zur Kenntniss der
weitern Kreise gelangten ').

Hier ist von den in mittelalterlichen Quellen so viel genannten »la-
quearia depicta« das älteste Beispiel erhalten und das einzige bekannte, welches
ausser der berühmten Holzdecke in S. Michael zu Hildesheim überhaupt noch
existirt.

Nur das Schiff und der an der Südseite desselben befindliche Thurm
‚stammen aus romanischer Zeit. Sie dürften, nach den spärlichen Kunstformen
zu schliessen, im 12. Jahrhundert erbaut worden sein. Das Langhaus ist von
einschiffiger Anlage und mit einer flachen Holzdiele bedeckt. Kreuz- und
Querlatten theilen den Plafond in 153 gleich grosse, annähernd quadratische
Felder ein. Die doppelten Rahmen, welche diese Cassetten umschliessen,
sind mit mannigfaltigen buntgemalten Ornamenten geschmückt, mit Zickzack-
bändern, Blattgewinden, Bandornamenten, mosaikartigen Mustern und dergl.,
Zieraten, die sammt und sonders einen streng romanischen Charakter tragen
und spätestens aus dem Anfange des 13. Jahrhunderts datirt werden möchten *).
Gleichzeitig sind auch die Malereien entstanden, welche die Felder schmücken

1) Jahrbücher für Kunstwissenschaft, herausgegeben von Dr. A. v, Zahn,
IV. Jahrg. 1871, S. 105 u. ff. Eine ausführlichere Publication folgte 1872 in den
Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. XVII, Hft. 6. J. R. Rahn,
Die biblischen Deckengemälde' in der Kirche von Zillis in Graubünden. Mit 4 Litho-
graphien und einer Uebersichtstafel.

2) Schnaase, Gesch. d. bild. Künste, Bd. V, S. 531 und Woltmann, Gesch.
d. Malerei, I, S. 303, sind geneigt, diese Malereien aus dem 12. Jahrhundert zu datiren.
 
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