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Repertorium für Kunstwissenschaft — 5.1882

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Schulte, Aloys: Zur Geschichte der Strassburger Münsterbaumeister, 1, Die Reihenfolge der Münsterbaumeister
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Schulte, Aloys: Zur Geschichte der Strassburger Münsterbaumeister, 2, Die Familie Erwins
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https://doi.org/10.11588/diglit.62026#0323

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Zur Geschichte der Strassburger Münsterbaumeister. 277

ein senkrechtes Kreuz mit unten nach rechts umgebogenen Stamm und
ein schrägliegender Winkelhaken zu Grunde liegt. Die Siegelstempel
seit Hans Hammer, bei dem sich zuerst Einflüsse der Renaissance
zeigen, sind ganz im Geschmack des 16. Jahrhunderts.

Mit Bernhard von Heidelberg sind wir in die Zeiten gekommen,
in denen das Amt des Münsterbaumeisters für die Entwicklung der
Kunstgeschichte allen Einfluss verloren hat. Zugleich beginnen jetzt
auch die Angaben Hecklers, der selbst Münsterbaumeister war, glaub-
würdiger zu werden, so dass von hier ab die immer wachsende Zahl
von Spruchbriefen für die Forschung keinen Ertrag mehr abwirft.

Die übrigen an den Spruchbriefen hängenden Steinmetz-, Zimmer-
meister- und Maurerzeichen bieten natürlich ein reiches Material für
die Geschichte der Privatarchitektur der Stadt Strassburg, da es mit
ihrer Hülfe möglich sein wird, viele Bauten, die noch heute das Zeichen
des Erbauers zur Schau tragen, nach Alter und Erbauer zu bestimmen.

2. Die Familie Erwins.,

Die fleissiıgen Nachforschungen der letzten Jahrzehnte haben ein
ziemlich beträchtliches Material für die Geschichte der KErwin’schen
Familie zusammengetragen , zu dem ich im Folgenden ein paar KEr-
gänzungen bieten möchte, die (wenigstens in dem einen Fall) auch unsere
kunsthistorischen Kenntnisse erheblich fördern.

In ‚einer Wiener Handschrift (k. k. Hofbibliothek Nr. 410) findet
sich eine Abschrift einer undatirten Urkunde, welche berichtet, dass
Hartung von Ehenheim, Frühmesser in Gossenheim, ein Grundstück in
Oberhausbergen vor Strassburg in Erbleihe gegeben hat: »Gerlaco, nato
quondam magistri Erwini, civis Argentinensis« %. Da die Handschrift,
ein Formelbuch aus der Zeit Bischof Johanns von Dirpheim (1306—28),
vor 1330 geschrieben ist ®°), so. kann der als verstorben {bezeichnete
Meister Erwin nur der 1318 verstorbene Erwin I. sein. Was ist aus
diesem Gerlach geworden? Sollte es nicht der Münsterbaumeister Ger-
lach sein, der zuerst 1338 beim Münster auftritt, und dann den Bau
bis 1371 leitete?. Sämmtliche Nachkommen Erwins, deren Stand sich
nachweisen lässt — mit alleiniger Ausnahme des Erbauers des Grabens
von Tüngentheim, der aber doch auch innerhalb des Baufaches blieb,

$) Regest der Urkunde bei Chmel: Handschriften der Wiener Bibliothek II,
319, Nr. 144 0

9) Vgl. Nikolaus Rosenkränzer : Bischof Johann I. von Strassburg, 1881, S.101 If.,
der auch die Zuverlässigkeit des Formelbuches, das sich aus wirklichen nicht fiu-
girten Urkunden zusammensetzt, erweist.
 
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