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Repertorium für Kunstwissenschaft — 5.1882

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Janitschek, Hubert: Das Capitolinische Theater vom Jahre 1513: ein Beitrag zur Geschichte des Festwesens der Renaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.62026#0305

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Das Capitolinische Theater vom Jahre 1513.

Ein Beitrag zur Geschichte des Festwesens der Renaissance.
Von Hubert Janitschek.

Für die ästhetische Stimmung eines Volkes und einer Epoche legen
die Feste unmittelbares Zeugniss ab als die Schöpfungen monumentaler
Kunst. Die Feste sind Improvisationen des künstlerischen Allgemein-
geistes, der sich am. unmittelbarsten offenbart, wenn es gilt, die ihn
am stärksten ergreifenden religiösen oder moralischen Ideen oder Vor-
kommnisse zu feiern,

Die Renaissancecultur Italiens hat auch das Festwesen zur höchsten
Blüthe entwickelt. Das Volk empfand das Bedürfniss, Höhepunkte
seines socialen, politischen und religiösen Daseins durch künstlerische
Pracht zu verklären — und die gelehrte Bildung kam diesem Bedürf-
nisse mit den Reminiscenzen griechisch-römischen Culturlebens entgegen.
Und innerhalb der Renaissanceperiode bezeichnet wieder die Zeit des
Pontificats Leo’s X. die höchste Entwicklung des Festwesens in Italien;
Rom und Florenz zeigen den Ilebhaftesten Wetteifer. Die hervor-
ragendsten Künstler Italiens verschmähten es nicht, ihre ganze Kraft für
Schöpfungen einzusetzen, welche nur den Moment verklären sollten —
wie dem Mimen, genügt ihnen der Kranz, den die Gunst des Augenblickes
flicht. Es gibt Zeitalter, in welchen auch die monumentale Kunst eines
oberflächlichen decorativen Zuges nicht entbehrt, und auch wieder Zeit-
alter, in welchen die Kunst die für den Tag bestimmte Decoration zu
hoher Monumentalität erhebt. Das Perikleische Griechenland, das Medi-
ceische Italien darf sich des letzteren Vorzuges rühmen. Burckhardt
sagt: »Die decorirende Architektur, welche den Festen zu Hilfe kam,
verdient ein eigenes Blatt in der Kunstgeschichte, obgleich sie uns nur
noch als ein Phantasiebild gegenübersteht, das wir aus Beschreibungen
zusammenlesen müssen« !). — Es wird die dankbare Aufgabe eines

N Die Cultur der Renaissance, S. 401.

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