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Repertorium für Kunstwissenschaft — 5.1882

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Literaturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.62026#0377

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Litteraturbericht.

Theorie und Technik der Kunst.

Rudolf Adamy. Architektonik auf historischer und ästhetischer
Grundlage. Unter künstlerischer Mitwirkung von A. Haupt. Hannover
Helwing’sche Verlagsbuchhandlung, 1881—82. 8.

Von dem in grossen Dimensionen angelegten Werke sind drei Ab-
theilungen des ersten Bandes, enthaltend: 1. Die Architektur als Kunst,
2. die Architektonik der orientalischen Völker, 3. die Architektonik der Hellenen,
erschienen. Der Verfasser beabsichtigt eine Darstellung der architektonischen
Kunstformen nach ihrer ästhetischen Bedeutung von der ältesten Zeit bis auf
die Gegenwart zu geben. Es ist ihm bei dem Aufbau des Ganzen zunächst
der historische Zusammenhang der architektonischen Erscheinungen mass-
gebend, und da die Kunstformen selbst in ihrer tieferen und wahren Bedeutung
_ nur im Zusammenhange mit der Geistesrichtung der Zeit, der sie angehören,
begriffen werden können, diese Geistesrichtung eine im Laufe der Geschichte
stetig fortschreitende, oder doch sich verändernde ist, so ergab es sich von
selbst, mit der architektonischen Formenlehre in engerem Sinne eine Geschichte
des menschlichen Geistes insbesondere des Kunstorganes der Phantasie zu
verbinden. Das Unternehmen ist ein höchst dankenswerthes und in den
wesentlichsten Theilen anregendes; wir lernen den Verfasser in den allgemeinen
historischen und ästhetischen Erörterungen als Fachmann kennen und lesen
mit Interesse seine geistvollen philosophischen Folgerungen, wenn wir auch
nicht in Allem und Jedem den äussersten Consequenzen derselben unsere
Zustimmung geben können.

Der Verfasser schickt der Besprechung der Architektonik bei den einzelnen
Völkern eine eingehende Erörterung der Architektur als Kunst voraus. Zur
Präcisirung seines Standpunktes muss gesagt werden, dass Adamy der »Tek-
tonik der Hellenen« von Bötticher und dem »Stil« von Semper einen mehr
historischen als ästhetischen Werth zuschreibt. Er nennt die Phantasie das
gestaltende und erfindende Vermögen des Menschen nicht bloss in der Kunst,
zum Theil auch in seinem gesammten Handeln, er findet sie in der Urzeit
der Menschen als gewaltigsten Hebel aller Cultur thätig, und ihr wäre als
 
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