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Repertorium für Kunstwissenschaft — 5.1882

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Nordhoff, Josef Bernhard: Kunstzustände eines reichen Klosters um 1700
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https://doi.org/10.11588/diglit.62026#0349

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Kunstzustände eines reichen Klosters um 1700.
Von J. B. Nordhoff.

Von dem Kunstschatze der Cistercienser-Kirche zu Marienfeld ist nur
ein Rest geblieben und heute für den Pfarrgottesdienst benutzt. Wie viele
Werke erhalten und wo die zerstreuten geblieben sind, würde man auch bei
eifrigster Nachforschung nur unvollständig mehr angeben können. Ihre Ver-
wirrung und Veräusserung fällt jedoch nicht erst in die Zeit der Aufhebung
des Klosters oder der Franzosenherrschaft, unter welcher die planmässige
Vernichtung der alten Geschichts- und Kunstdenkmäler das Fundament der
neuen Aera bedeuten sollte — jetzt wurde nur das Siegel aufgedrückt, sie
begann schon weit früher, während der Blüthe des Klosters, und die Anstifter
waren die Aebte selbst. Sie handelten freilich, ohne zu wissen, was sie
thaten, im Geiste ihrer Zeit und in den Bahnen eines Kunstgeschmackes, der
durch und durch dem alten Kunstwesen und Kunsterbtheile feindselig gesinnt
war, eines Geschmackes, der heute noch so viel Unheil unter den ererbten
Kunstwerken anrichtet.

Er versetzt die Kunstübung aus dem Handwerke in die Akademie, macht
eine Scheide zwischen höhern und niedrigen Künsten, zwischen Künstlern und
Handwerkern, anerkennt das, was jene machen, und überlässt die Kleinkünste,
die zu allen Zeiten als die unentbehrlichen Gefährtinnen der monumentalen
gegolten und diesen immer wieder neue Formen zugeführt hatten, ihrem
Schicksale. Diese akademische Richtung war in Italien erst vorbereitet, am
französischen Hofe geweiht und allmälig mit andern Dingen in die Klöster und
Schlösser Deutschlands eingedrungen, seitdem hier der dreissigjährige Krieg die
heimische Kulturblüthe geknickt und mit den Städten auch das einst so frucht-
bare Kunsthandwerk, worin der gesammte Kunststock mit seinen kleinen und
monumentalen Zweigen haftete, arg zerrüttet hatte. Statt des malerischen
Reichthums, der bis dahin in ‚den mannigfaltigen Kunstwerken, in ıhren
Formen, Stilen und Farben gelebt hatte, wurden grosse Bauten, grosse Mauer-
fluchten, grosse Räume, helle Fenster, weisse Wände die Losung. Unent-

1) Vgl. Lübke, Die mittelalterliche Kunst .in Westfalen, 1853, Register
S. 438 s. V.
 
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