Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:
Falke, Otto von: Altkölnische Gläser
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0155

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Xötn-Lkrsnksläsr Qlaskiittsn-Werks ^.-Q.
Moäsrne OILssr.

auch die vielfarbigen lVlillekorigläser sind fremder
— italischer oder alexandrinischer — Herkunft.
Oie reichste und effektvollste 8pezialität der
kölnischen Letriebe waren die 8chlangenfaden-
gläser, wie sie Liss in seinern ausgezeick-
neten, die Oesckickte und lecknik des antik-
rkeiniscken Olases in umfassender Weise be-
handelnden Latalog der 8ammlung vorn Latk
bezeichnet. Os sind Oefäfse der verschiedensten
Lormen, vorwiegend aus farblosern Olas, die rnit
Auflagen aus breiten Läden von opakweifsem,
blauem, gelbem und vergoldetem Olas verliert
sind. Diese Läden oder Länder sind in selt-
samen, zuweilen an die „müden Linien" der
IVloderne lebhaft erinnernden Windungen über
die Lläcke der Oefäfse aufgesckmolzen. Oie
8chlangenkadsnglä8er bildeten eine 8pezialität der
kölnischen Labriken; der gröfsere l'eil aller er-
haltenen Lxemplare ist aus den Oräbern an der
Luxemburgerstralse zu l'age gefördert worden.
Oie Düsseldorfer kunsthistorische Ausstellung
Zeigte in der 8ammlung Liessen das schönste
Leispiel der Oattung: einen pokalförmigen Lecher
aus smaragdgrünem Olas mit weissen und ver-
goldeten 8piralauflagen, der nebst einem ^etzt
im Wallraf-lVluseum bewahrten Oegenstück am
We^ertkor in Löln gefunden worden ist.
Oie wesentliche Ledeutung der römisch-köl-
nischen Oläser liegt aber keineswegs vorwiegend
im grösseren oder geringeren Leicktum ihrer Ver-
zierung begründet. Oie lVlekrzakl der gar nicht
oder sparsam dekorierten Oefäfse mag zwar
manchem unscheinbar vorkommen, wenn man
vom Leiz des Altertums und den zufälligen
Larbenelfekten der natürlichen, durch die Ver-
witterung entstandenen Irisation abzieht. Denn
wir sind alle noch mehr oder minder durch den
Oeschmack der ablaufenden retrospektiven Eil-
periode im Lunstgewerbe beeinllufst, der auf der

Renaissance basierte und daher eine reichliche
Ornamentik überall beanspruchte. Oer Wunsch
nach starken ornamentalen Wirkungen ist aber
nirgends weniger angebracht, als beim Lokiglas,
das seine besten Vorzüge allein in der Form-
gestaltung suchen muss, wenn es dem Oebraucke
dienen und nickt, wie die modernen Oläser von
lilfany, Oalle u. a., reines Oekorationsob^ekt
bleiben soll. Letracktet man die altkülniscken
Oläser unter diesem Oesicktspunkt, so wird auch
der Laie tür ikre 8ckätzung rasck Verständnis
gewinnen. Denn das künstlerische Lauptverdienst
der antiken Olasmackerei, wie sie in Löln geübt
wurde, liegt in der Lormbildung. blickt nur in
der aufserordentlicken Vielseitigkeit, mit welcher
die Orundformen der Lannen, Llascken, Lecker,
8ckalen variirt werden, sondern vor allem in
dem wundervollen Olufs der Omrilslinien, in
dem edlen Aufbau und den Verhältnissen der
Oelalsteile zu einander, namentlich in der Oe-
staltung der Lenkei und in der massvollen Aus-
nützung der Lildsamkeit des dehnbaren lVlaterials.
Ls sind in der Legei grade die einfacheren,
höchstens durch einen umgesponnenen Laden
verzierten Oefäfse, die in der Verbindung von
Zweckmässigkeit und 8ckönkeit die eckten Vor-
züge antiker Lunst zur 8ckau tragen.
Diese während der Laiserzeit in Löln blühende
Olasindustrie ist mit dem 8turz der Lömerkerr-
sckaft nickt ganz verloren gegangen oder erloschen.
Ls ist allerdings ebensowenig wie beim rheini-
schen Lmail oder der Leramik möglich, ihren
8puren lückenlos bis ins spätere lVlittelalter nack-
zugeken. Lur die fränkische 2eit Kat noch einige
Denkmäler hinterlassen, von welchen dis 8amm-
lung Leimbold ein gutes Leispiel in dem grün-
lichen Lecker mit lang kerabgebogenen Lokl-
nuppen in Düsseldorf aufwies.
Dass in den nächstfolgenden Jahrhunderten

no
 
Annotationen