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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 3
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Falke, Otto von: Altkölnische Gläser
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0156

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Xölrl-Lkrenksläsr QIaskütten-Werks ^.-Q.
IVloäsrns Qlässr.


des Mittelalters das rkeiniscke Qlas — abgeseken
von den Werken cler nnn glänzend sicti ent-
faltenden Qlasmalerei — fast spurlos versckwindet,
läfst sick erklären auck okne die ^.nnakme, clafs
die Boklglasfabrikation tkatsäcklick erloscken
wäre.
Denn die antiken Qläser sind ausnakmslos
Qräbern entnornrnen; keines der xerbrecklicken
Qeiäfse Kat sick über der Brde bis auf unsere
läge erkalten. Diese ergiebige (Quelle inufste
naturgernäls versiegen, ^ls irn ckristlicken IVlittel-
alter die antike Litte der Qrabbeigaben aufkörte.
Brst die Lpätgotik irn 15. ^akrkundert Kat
wiederum einige Beispiele kölniscken Boklglases
aus grüner lVlasse überliefert, die xwar die edlen
antiken Bormen vermissen lassen, aber in der
lecknik der aufgesckmolxenen tropfen und
Buppen und der gesponnenen Bäden dock Be-
miniscenxen an die rörniscken Vorläufer auf-
weisen. Die Beispiele mekren sick dann wäk-
rend der Renaissance, unter deren Binklufs der
Betrieb in Löln wieder einen mäcktigen ^.uf-
sckwung nirnrnt. Die erkaltenen Qläser und
namentlick die in Böln sekr käukgen Lckerben-
funde des 16. und 17. ^akrkunderts xeigen einen
grofsen Beicktum an Qeiäfsforrnen des Qrünglases.
^.ber von all den oft seltsamen und komplizierten
Beckern, Blascken, Bäfscken, Börnern, Ltangen-
gläsern, Lckalen u. dergl. Kat nur eine Borrn
dauernden Brfolg gekabt: das tzrpiscke Bkein-
weinglas, das in Löln seit der Benaissance den
Barnen des „Börners" fükrte. Leine allmäklicke
Bntwicklung, vom einfacken, oben leickt er-
weiterten Walxenbecker bis xu dem vollendeten

edlen lzrpus mit Bugelbauck, Boklsckaft und
Badenlufs, wie ikn am besten ein bexeicknetes
Bxemplar des Bölner Qlaskünstlers Beter Wolif
vom ^akr 1677 im Bälner Bunstgewerbe-IVluseum
darstellt, ist an woklerkaltenen Börnern von der
Lpätgotik kerwärts nock genau xu verfolgen.
Qegenüber den Bömergläsern des 17. ^akrkunderts
sind die meist überkökten und überreick pro-
bierten Bortbildungen unserer läge keine Ver-
besserung.
Der Weltruf, dessen sick die Venetianer Qläser
seit dem ausgekenden lVlittelalter erfreuten, krackte
auck der kölniscken Industrie eine bemerkens-
werte Brweiterung durck eine von Italienern be-
gründete Qlaskütte in der Bisckoksgartenstrafse,
die vorwiegend koke Blügelgläser mit breit und
effektvoll gestalteten Lckaiten aus verscklungenen
farbigen Qlasstäben kerstellte. Das Bölner Bunst-
gewerbe-Museum besitxt eine stattlicke Beike
solcker Blügelgläser keimiscker Broduktion, die
von den venetianiscken Originalen nur durck
ein geringeres lVlals an 2urückkaltung in der
Borm sick untersckeiden.
Im 18. ^akrkundert ist auf diesem Qebiet in
Böln, wie auf so vielen anderen, ein sckneller
Bückgang xu verxeicknen. Der Lckwerpunkt der
deutscken Qlasmackerei lag nunrnekr im Osten,
in Bökmen und Lcklesien, der Beimat des ge-
sckliffenen und gescknittenen Kristallglases. Bs
sckeint nickt, dafs Böln an dieser ^rt der Qlas-
kunst überkaupt nock irgendwie sick beteiligt
kätte. Brst der Bkrenfelder Bütte war es vor-
bekalten, an der alten und rükmlicken Über-
lieferung wieder anxuknüplen. O. v. Balke.

in
 
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