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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 3
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Schäfer, Wilhelm: Weihnachtsgeschenke
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0164

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Ölbilder der Künstler wobltkätig zurückwirkten.
Bun tritt der Verlag — augenscheinlich durch
die Brfolge des „Künstlerischen Wandschmucks"
ermutigt — rnit einer Arolsen Anzahl von neuen
zeitgenössischen Kunstblättern heraus, die sich
viel freier als die früheren der Bitkograpkie
hedienen. Das füllt am meisten hei den 1?koma-
Blättern auf. Lins, Barzifs, ist so farbig, wie
einer der bekannten von 'Bkoma seihst übermalten
Steindrucke: die unbekümmerte, fast handwerk-
liche ^.rt, Qouacke- und Ölfarben durcheinander
auf das Bapier zu streichen, ist köstlich nach-
geahmt. bloch schöner sind zwei Blätter vom
Bardasee, auf blaues Bapier mit schwarzer
Kohle, weifs gehöht: unter Blas und Kähmen
wird sie nur das schärfste ^uge von einer
Originalzeichnung unterscheiden können, so sehr
geben sie deren Reiz, das Oebeimnis der ganz
unmittelbar hingestricbenen Koble. ^uf die
kräftigere Zeichnung der früheren l'koma-
Ditkograpkien gehen vier Blätter von Matthäus
Lchiestl zurück, von denen namentlich „Oer
Bergkönig" sehr gefallen wird. Lehr zu loben
ist der Versuch einer Kinder-Serie, ein Oebiet,
das allerdings eine besondere Begabung erfordert:
Bikentsckers Storck, l'bomas sieben Schwa-
ben und Sckiestls Sckutzenglein sind für das
Kinderauge gut und deutlich gesehen, auch
Vogelers Bänsel und Bretel ist, wenn auch
etwas krampfhaft, märchenartig, einige anders
sind nicht sehr gelungen. Oer Verlag sollte eine
zweite Serie Brnst Kreidolf übertragen, der bei
Sckakstein in Köln, dem Verlag der „Schlafen-
den Bäume", der „Blumenmärchen" und des viel-
angefeindeten aber noch mehr nackgeakmten
„Bitzebutze", ein neues Kinderbuch erscheinen
läfst, das an Barbigkeit alles übertrifft. „Wiesen-
zwerge" heilst das Buch, vor dessen Bildern einem
die Märchen der eigenen fugend unwiderstehlich
ins Berz sinken. Iraumkalt und bunt wie die
ganze selige Welt des Kindes.
Ober den „Wandschmuck" sei der andere
nickt vergessen, ^uck dabei entscheidet nicht
allein die Kostbarkeit des Materials, sondern die
Borm. Oer kostbarste Stein erkält seinen eigensten
Wert erst, wenn er kostbar d. h. künstlerisch
gefasst wird. Wir brauchen schon längst nickt
mehr nach Baris zu gehen, um solchen Schmuck
zu erkalten. Ick erinnere nur an die in den
„Rkeinlanden" veröffentlichten Schmuckstücke
von W. Stüttgen, Düsseldorf und an die feinen
Arbeiten von 0. Beumers, Düsseldorf.
Kind dann unsere rheinischen Bkrenstücke
des Kunstgewerbes: Ka^serzinn, Köln-
Bkrenfelder Bläser und Villero^ <L Bocks
Majoliken. Berade Bebraucksgegenstände
von solchen künstlerischen Vorzügen kann ick
nickt müde werden zu empfehlen. Weder Bilder
an der Wand noch Bücker auf den liscken
füllen eine Wohnung so mit täglicher Breude
wie künstlerisches Bausgerät.

Wenn auch den Malern die bösen Kunst-
schreiber verbalster sind als den Mäusen die
Katzen, so profitieren sie dock am meisten
davon, dafs gerade beute die Kunsthistoriker
immer mehr aus der kübl-wissenschaftlicken
Betrachtung in die Kunstpropaganda eintreten.
Bür diesen Übergang giebt es kein trefflicheres
und bedeutenderes Beispiel als das Rembrandt-
buck von Brof. Barl Beumann (Verlag W. Spe-
mann). Sorgsam im Quellenstudium, vorsichtig
beweisend in zweifelhaften Bunkten, also ein
unantastbares wissenschaftliches Werk, verbükt
es keinen Augenblick den Biter seines Ver-
fassers, für die Bembrandtscke Welt Stimmung
zu macken, Breunde zu werben; nickt um Kem-
brandts und seiner Kunst, sondern um der ger-
manischen Offenbarung willen, die uns aus dem
Mißverständnis der klassischen Kunst einBeuckt-
feuer zu den eigenen Welten sein kann. Bier
in dieser Aufzählung ist nickt der Ort zu einer
eingehenden Besprechung seines Textes: Wer
die ^.rt des Verfassers Kennen lernen will, lese
im Vorwort die freimütigen Bemerkungen über
„Kunstgeschichten". Bur durch den einzelnen
Künstler führt der Weg zur Kunst! — Wer
allerdings dieses feine Vorwort gelesen Kat, legt
das Werk nickt mehr aus der Band, das zum
wenigsten für uns Deutsche die Krone der
Skakespeare-Oitteratur zu sein scheint. Bier bleibt
vorläufig nur zu sagen, dafs das Buck selten gut
geschrieben und von einer reichen Anzahl guter
Backbildungen begleitet ist, zum leil in Bkoto-
gravure. ^uf schönem Bütten in deutlichen
Oettern gedruckt: ein Weihnachtsgeschenk, das
jeden Spender ehrt. Wie weit erbebt sich diese
einfache Köstlichkeit über den noch immer be-
liebten Bracktband!
Bickt okne Absicht soll hier noch einmal
das Buck von Bloerke: ,,^eknSatire mit Böcklin"
(Verlag B. Bruckmann, München) genannt werden.
Seitdem der erste Begeisterungssturm über dieses
unerwartete Material zum Beben des grossen
Malers vorüber ist, fangen die Stimmen der-
jenigen an, die sich durch irgendwas darin
gekränkt fühlen und — die vernichtende Kraft
eines Böcklinwortes fürchtend — die Richtigkeit
der Wiedergabe bezweifeln. Zweifellos ist
Bloerke woklbefäkigt, Böcklin zu missverstehen:
sein Salonkopf neben dem massigen Körper
Böcklins in den beiden vor in das Buck neben-
einander gesetzten Bkotograpkien sagt das deut-
licher als die hämischsten Worte: aber das
ändert nichts daran, dass er zehn ^akre mit
dem gewaltigen Menschen zusammen war. Kind
solche zehn ^akre sollten gar keinen Binkufs
haben? Berade dass Bloerke nickt dazu ge-
kommen ist, die beabsichtigte Bückkn-Biograpkie
zu schreiben, dass wir nur die Botizen, die fest-
gehaltenen Bindrücke zu einer solchen — ick
möchte sagen — unverletzt besitzen; wörtlich
ausgezeichnete Aussprüche, meinetwegen mils-

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