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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 4
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Bloem, Walter: Das Wupperthal und seine Dichter
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0248

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er Dramatiker sein und auf den ikm ewig fremden
Brettern rnit Bönigsgescdicken Bangball spielen
wollte? Br, der nie ein Blerd bestiegen, nie
ein 8cdwert gescdwungen, der seltene, kurx-
sicdtige Mann rnit dein leisen 8cdritt des Bried-
fertigen, der kargen Bede des Binsamen? Bing
Bitterskaus an der Welt, so ging Boeder an
der Binsamkeit künstleriscd xu Brunde.
^.der was war die Weltlust eines Brnil
Bittersdaus, die Weltducdt eines Briedricd Boeder
anders als eine instinktive künstleriscde Bot-
wedr gegen den Beist des Wuppertdals, den
widerkünstleriscden Beist des „Bete und arbeite"
— den Beist, der dis Liedel nnd 8cdults vor
den ^.ugen der Breunde xerdrocden datte? Des
Wuppertdals, in dein aucd sie dufteten rnit den
Wurzeln idrer Herkunft nnd dürgerlicden
Bxistenx? Biese Wurzeln entscdlossen xu durcd-
scdneiden auf die Befadr din, rnit allem, was
idnen lied nnd deilig war, dinweggescdwemmt
xn werden ins Bickts, — daxu daden ancd diese
deiden dedeutendsten Oicdter des Wuppertdals
nicdt den Mut und die Brad gedadt — ja viel-
leicdt nicdt einrnal die klare Brkenntnis ge-
wonnen, dass idr verzweifelter 8cdritt ein unad-
weisdares Bedot idrer künstleriscden Berufung sei.
80 tiefe Wedmut lagert üder dern Bilde
dieser „Blüteperiode der Wuppertkaler Oicdtung^!
Berrlicde Menscden- und Bicdtergestalten rnit
leucdtenden, sinnenden ^.ugen steigen auf: sie
Kämpfen eine Weile gegen die Wucdt der Ver-
kältnisse, aus denen sie erwucdsen; sie werden
verrieben und versinken, oder sie deugen sied,
und der Bordeer, der üder idrern Baupte
scdwedte, nacd dern idre trunkenen Bände
jugendlicd langten, dedt sicd wieder dock und
Köder, und idr ewig Wandeln nacd diesem 2iele
wird ein unstetes Irren, in dem nur ein Bestes
ist: derBendelscdlag der8tunde, der sie ins Bontor
ruft — xur Arbeit in der Bron des Alltags . . .
Binen Besitx nur nennen sie idr eigen: das

Baus, die enge 8cdranke des Bamidenledens.
Ond diesen kleinen Bezirk vergolden sie nun
mit allen 8cdätxen idrer Bicdterseelen. Weid
und Bind, Vater und Mutter, das sind idre
tiefsten und feierlicdsten Bieder. Bier dürfen
sie sein, die sie sind, und dier triurnpdieren sie
aucd als Bicdter. Was wadrdaft Onvergäng-
licdes von jenen Wuppertdaler Bicdtern ge-
scdalfen ist, das sind idre Bamiliendeder.
B^riker sind sie allesamt, und mit einem nicdt
umlangreicden 8tolfgediet. Immer meint man
die engen Bassen, die scdielerdedeckten Bäuser
der dergiscden Beimat, die Bircdtürrne, die
8cdornsteine im Hintergründe idrer Bieder auf-
taucden xu seden. 80 scdufen sie, ^adrxednte
de vor das Wort Beimatkunst ein 8cdlagwort
des Biteraturdetriedes wurde, eine edle und
stille Beimatl^rik . . . Drum soll das dergiscde
Band und das Wuppertdal sie lieden, kennen
und nicdt vergessen.
Bnd wir jsungen? Wollen wir uns aucd
xerreiden lassen? Oder wollen wir uns einbilden,
den Beist des Wuppertdales urntorrnen xu
können? Bieser Beist eiserner Arbeit, der den
industriellen Brxeugnissen des Idales idren
Weltruf gedracdt Kat? Wir werden diesen
Beist acdten und edren, wir werden uns der
lücdtigkeit und Beraddeit unserer Mitbürger und
alles Buten, das sie scdaffen, derxlicd erfreuen,
aber wir werden es für unsere Bunst und unser
Beden mit dem Bosungswort jener 8tunde
kalten müssen, die den Brdgeist descdwor:
Bliek — auf — dinaus ins weite Band!
Bnd dies gedeimnisvolle Buck
^us Bostradamus' eigner Band,
Ist es dir nicdt Beleit genug?
Wie spricdt ein Beist xum andern Beist:
Oie Beisterwelt ist nicdt verscdlossen!
Bein 8inn ist xu — dein Berx ist tot!
^.uf — bade, 8cdüler, unverdrossen
Oie ird'scde Brust im Morgenrot!


Lrnst irosbsr.
I'srirrsncls ?utten.

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