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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 5.1902/​1903

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Heft 4
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Schäfer, Wilhelm: Thoma-Ausstellung und Vortrag: (In Elberfeld und Krefeld)
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Waldner, H. August: Wie lässt sich die bergische Bauweise unserer Zeit anpassen?
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https://doi.org/10.11588/diglit.45536#0253

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iknen war der l'on xu warm, manckmal xu
entkusiastisck. Ick kabe mick über die Kunst
dieser wakrkatten Kede gefreut und mancke
Darlegungen besckättigen ruicb beute nock: so
die eutscblosseuen 8ätxe gegen die Kunst des
neunxeknten ^akrkunderts, als einen belanglosen,
unseligen Luxus. Lur rnöcbte ick eine trübere
Lrkenntnis wiederkolen: wenn wir die 2u-
sammenkänge xwiscken Kunst und Volk beute
betrackten, seben wir ein grausames Lock.
Woraus aber sckketsen wir aut eine begangenere
Lrücke in trüberen ^sakrbunderten? Dock wobi
nur aus den Öberlieterungen. Ob aber einer,
der die Wirkung unserer Kunst nacb Kundert
^sabren aus unsern 2eitscbritten und Lückern
studiert, nickt erstaunt sein wird über den Gut-

wand, den wir tür unsere Kunst rnacben? Qenau
so viel oder so wenig wie darnals. 8ckon sebr
lange rnuts die Kunst ikre Mäxenaten erdulden,
entbebrt also nickt seit beute und gestern das
stärkende Lrot der Wirkung.
Ond xum Lckluss vor dieser deutscben grossen
Kunst ein Bekenntnis: Wer Ikoma liebt, wird
nickt mutig xur modernen Welt der elektriscken
Qlüklampen und Lisenbrücken. Lr gebt beiseit,
urn sicb in einer glückkcken stillen wunscblosen
Wunderwelt vorn lieben xu erbolen. Ond dock
warten wir aut eine Kunst, die ein Kind und
2eicben dieser 2eit, ikre Lrtüllung ist; sollten
wir wirkkck in einen Lexensabbat geraten sein:
warum dürtte uns die Kunst da verlassen?
8.

^VLe lälst sicii die dorAisciie Lauweise unserer Zeit auxasseu?*
Von ^rckitekt L. August Waldner.

Viele Kenner der landsckattlick eigenartigen
Lauweisen unserer Vortakren sind darin einig,
den koken Wert xu preisen, den die alten
Lauten als 8ckule tür die Laukunst unserer
2eit besitzen.
Die Lmpteklung der 8cköptungen vergangener
kunstreicker Qesckleckter Kat treilick auck ikre
undankbaren 8eiten.
^eder Laie kann dem Lackmann an Kundert
Leispielen beweisen, dats viele der alten Lauten
in der oder ^ener Uinsickt alles andere sind,
als gute Vorbilder. Lr kann aut alte Oebäude
kindeuten, die ungesund, winkelig, dunkel, teuer-
getäkrlick, luttlos und unbequem sind, und aut
der anderen 8eite kann er beweisen, dats die
ödeste und gesckmackloseste Mietskaserne unserer
2eit ^ene Lackteils viel besser vermeidet, als
die alten Meister es in ikren Werken vermockten.
Wenn der Kenner begeistert die 8ckönkeit
der alten rkeiniscken Lürgerbauten lobt, die
reicke 2ier ikrer 8cknitxereien, den maleriscken
Keix ikrer rauben 8ckieterlläcken, die Logik
ikrer Lack werkteilung, die ott mit den er-
kabensten 8cköptungen der Laukunst an klas-
siscker 8trenge wetteitert, so kann dagegen der
Laie die weise Laupolixei preisen, die diese
teuergetäkrlicke Lauart verboten Kat.
Wenn aber der Mann gar nock über einige
nationalökonomiscken Legriite vertügt, so kann
er unwiderleglick beweisen, dats auck in wirt-
sckattlicker Lexiekung die Mietskaserne un-
übertrektlick ist, denn in ikr ist die Aufgabe,
gesundkeitlick günstige und sickere Käume xum
^.utentkalt tür Menscken xu sckalten, am
billigsten gelöst. Ls ist natürlick ein scknöder
* 1)16868 kackmännisoko OutL0llt6N KvNNt6N VÜ I6iä6r
6r8t in letzter 8tunä6 erlangen, getrennt von äem Artikel
„kergiseke kürgerbäuser".

Kaub am Nationalvermögen, wenn man tür
solcke Zwecke mekr Oeld autwendet, als un-
bedingt notwendig.
Letracktet man dagegen die Lestrebungen
unserer 2eit nickt durck diese Lrille, so wird
man bald xu der ^nsickt kommen, dats das
Mietskaus in seiner keutigen Oestalt, in Deutsck-
land wenigstens, ein überwundener8tsndpunkt ist.
Wäre die Lntwickelung unserer Industrie
und mit ikr die der grotsen 8tädte nickt so
ungekeuer rasck vor sick gegangen, so mütsten
wir das Lrsckeinen des Mietskauses aut ger-
manisckem Loden als ein vülkerps^ckologisckes
Kätsel anstaunen.
8tellen wir uns vor, dats die Kasse, die von
den ältesten weiten an stets von dem 8treben
beseelt war, treier Herr im eigenen Laus xu
sein, die selbst in dem besckränkten Kaum der
mittelalterkcken testen 8tädte daraut sak, dats
^eder freie Lürger ein eigenes Laus besats, M
die sogar in den nock engeren Orenxen der
Lurgen tür ^eden Mitbesitzer einen eigenen
Kalas sckut (x. 8. Lokkönigsburg), dats diese
Kasse, die sick poktisck tast alles gefallen liets,
wenn sie nur in ikren vier Ltäklen Lerr blieb,
dats die sick nun in Mietskasernen einptercken
liets!
Lur der Druck ganx ungewöknlicker Ver-
kältnisse kann uns, xusammen mit der tort-
sckreitenden Vermisckung mit weniger indivi-
duell veranlagten Kassen, dieses Lkänomen er-
klären.
Lekmen wir als Vergleick das stammver-
wandte Volk Lnglands, bei dem die Lntwickelung
der Industrie xwar auck rasck, aber dock nickt
so plötxlick kam, wie bei uns, und bei dem
durck eine alte konstitutionelle Verfassung der
germaniscke 8e1bstkerrlickkeitsgedanke lebkatter

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