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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 8.1915

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Nr. 1 (Jan. u. Febr.)
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Loeschcke, Siegfried: Applikenform einer Planetenvase im Prov.-Mus. zu Trier
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Reinecke, Paul: Altheim (Niederbayern), befestigte jungneolithische Siedelung
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https://doi.org/10.11588/diglit.25478#0023

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Daß diese belgischen Göttervasen aber auch bei den Römern nicht nn-
beachtet geblieben sind, davon legt die Hohlform zu Trier Zeugnis ab, die
— wie wir sahen — eine römische Abformung eines belgischen Typus ist.
Ob freilich auf die doch vorauszusetzenden vereinzelten römischen Gefäße auch
der dreiköpfige Gott übernommen wurde, bleibt vorläufig fraglich 24).

Während bei den südgallischen Göttervasen vom ausgehenden 2.
und 3. Jahrhundert in Technik und Darstellung die völlige Romanisierung
jener Gegend stark zum Ausdruck gelangte, zeigte die weiter nordwärts ge-
fertigte Schwarzfirnisware nicht nur in der Auswahl der abgebildeten Götter,
sondern auch in der Technik und den Formen ihrer Gefäße ein Erstarken
der einheimischen Art. Noch weiter nordwär.ts, im Gebiet von Maas
und Sambre sowie in Britannien, wurden zur gleichen Zeit sogar ein-
heimische Göttervasen hergestellt, deren Götter dem römischen Kult
fremd sind. Daß eine der belgischen Planetenvasen von einem römischen
Töpfer abgeformt wurde, ist ein beredtes Zeugnis dafiir, daß römische Art
in Gallien und Germanien durch fremdländische und einheimische Einflüsse
schon vor der Befreiung des Landes durch Waffengewalt mehr und mehr
verschwindet.

NEUE FUNDE.

Altheim (Niederbayern). Befestigte jungneolithische Siedelung.

2 Im Hintergrunde der lößbedeckten fluvioglazialen Hochterrasse, die den
linken Rand des Isartal-Einschnittes bei Landshut begleitet, zeigten sich im
Herbst 1911, wie uns der leider zu früh verstorbene Konservator des Lands-
huter Museums, Hauptlehrer J. Pollinger, meldete, unweit der Bahnstation
Mirskofen neben der Unterführung des Holzener Sträßchens auf einem Felde
des Ökonomierates Miinsterer von Altheim (Bz.-A Landshut, Niederbayern)
beim Tieferpflügen mehrere einigermaßen parallele schwarze Streifen. Die
Bedeutung dieser Streifen war von vornherein klar, der tieferreichende Pflug
hatte hier schwarz eingefüllte Gräben einer vorgeschichtlichen Befestigung
angeschürft. Da Pollinger schon vor Jahren zu beiden Seiten des angrenzenden,
in vorgeschichtlicher (insbesondere bandkeramischer) Zeit stark besiedelten
Holzener Tälchens lange schwarze Streifen aufgefallen waren, sprachen wir
zunächst alle diese Spuren als Reste einer einzigen großartigen neolithischen
P’estungsanlage (von mehr als 700 m) Durchmesser an. Probeschürfungen, die
Pollinger und wir im Frühjahr 1912 und 1913 vornahmen, bestätigten dieGraben-
natur der schwarzen Streifen. Die durch das Entgegenkommen des Grund-
besitzers im Frühjahr und Sommer 1914 dem Generalkonservatorium ermög-
lichten umfangreichen Ausgrabungen lehrten jedoch, daß diese Gräben auf dem
Münstererfelde nur eine ganz kleine Siedelung, offenbar einen Einzelhof, um-
schließen. Allerdings konnte der Nordwestteil der Anlage, der auf einen
benachbarten Acker übergreift, bisher nicht untersucht werden.

Ein dteifaches Grabensystem umgibt die Siedelung. Die bis 2,5 m breiten,
gegen 1,5 m in den Löß eingetieften, vor der Zerstörung der Anlage jedoch
schon etwas zugeflößten Sohlgräben folgen in Abständen von 7—10 m. Der

2i) Diese Frage darf vielleicht schon als bejaht gelten. Rektor Rademacher, dem
ich soeben die Hohlform vorlegen konnte, versichert, die Troisdorfer Vase bestehe
aus demselben weißen Ton. Wenn dem so ist, dürfen wir in ihr wahrscheinlich das
Produkt einer römischen Werkstatt zu Cöln erblicken. Die für eine belgische
Vase auffällige Versprengung ins rechtsrheinische Germanien, die große Nähe von Cöln
und Troisdorf, die mitgefundenen römischen Gefäßreste und das gedankenlose Fortlassen
einer Götterbüste dienen dieser Mutmaßung zur Stütze.
 
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