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Von den vorher aufgeführten rômischen Funden ist zu trennen ein
spätrömischer Steinsarg, mit gerundeten Parallelstreifen verziert. âhnlich wie
z. B. Hettner, Steindenkmâler nr. 310 oder Jahrb. d. Gesellsch. f. lothr. Gesch.
1910, XXII Taf. II zu S. 487 ff. Abb. 18. Dieser Sarg war nâmlich in der
Kathedrale zu einer weit jüngeren Bestattung benützt, zu welcher man ihn
von einem Gräberfeld des rômischen Metz oder anderswoher herangeholt hatte 5).
Metz. J. B. Keune.
23. Lothringen. Rômische und mittel-
alterliche Ansiedlungen in den
Schützengräben. Ein hôherer bayrischer
Offizier z. D., der jetzt ein Kommando in
den Reichslanden führt, hat dem histori-
schen Verein in Bamberg, zu dessen
eifrigsten Mitgliedern er zâhlt, Fundnotizen
zugehen lassen, denen folgendes entnom-
men sei.
In der Nähe von M. wurden durch un-
sere Grâben drei rômische Ansied-
lungen angeschnitten. I und II befinden
sich bei dem Kirchdorf G., III beim Gehôft
O. Bisher — das ist das Wesentliche — ist
rômische Besiedlung bei keinem der beiden
Orte nachgewiesen. Nach Mitteilung von
Prof. Keune, Direktor des Museums der
Stadt Metz, war aus G. nur ein Fund rô-
mischer Münzen bekannt. O. ist nach der
gleichen Quelle für 1268 als ein Hof (Re~
gia curtis), für 1492 als ein lângst wieder
verschwundenes Pfarrdorf bezeugt. Für
eine der beiden Fundstellen bei G. ist auch
steinzeitliche Besiedelung wahrscheinlich.
Dort fanden sich neben Trockenmauerwerk
ein steinzeitliches Messer, außerdem ein
bemaltes römisches Gefäß und ein Bruch-
stück eines Legionsziegels mit dem „L“,
jedoch ist die Nummer leider verloren.
Bei II wurden gleichfalls Trockenmauern
und Sigillatascherben festgestellt. Der
Fundplatz III beim jetzigen Gehôft O. er-
gab folgendes: Etwa 1,60 m unter der
Ackeroberflâche ein 15 cm starker Estrich,
darüber eine gleichstarke Brandschicht,
dann eine wesentlich stârkere Schicht von
Bauschutt mit z'ahlreichen Ziegelbrocken,
verschiedenem Scherbenmaterial und Ske-
lettresten. Das Ganze überdeckt von der
Ackerkrume. Soweit auch regelmäßig be-
stattete, bezw. noch unberiihrte Skelette
bloßgelegt wurden, gehôren sie nach Keune
dem Begrâbnisplatz des mittelalterlichen
Dorfes an.
Das Mauerwerk bei III ist teils rômisch,
teils mittelalterlich. Die rômischen Bauten
scheinen verschiedenen Zeiten anzugehôren.
Unter den Scherbenfunden sind bemerkens-
wert: eine Reihe einfacher und feinerer,
zum Teil reichgemusterter Stücke aus Terra
Sigillata, von den letzteren auch solche, die
auf Rheinzabern hinweisen, dann Bruch-
stücke besserer rômischer, wie auch Scher-
ben einfacher schwarzgrauer Tongefäße,
diese zum Teil mit stark ausgeprâgtem
Randprofil. Außerdem ein wellenfôrmiges,
mit haarnadelâhnlicher Zeichnung durch-
querte Muster. Unter den Ziegelstücken
befinden sich auch solche, die bei Heizan-
lagen verwendet wurden. Dieser Umstand
in Verbindung mit rotem und weißem, zum
Teil profiliertem Wandbewurf mag auf ein
besseres römisches Gebâude mit Bad hin-
weisen.
Die Funde wurden lediglich in den für
militärische Zwecke angelegten Grâben
gemacht. Eine planmäßige archäologische
Erforschung der drei Ortlichkeiten dürfte
keine besonderen Schwierigkeiten bieten
und môchte noch wichtige Ergebnisse zu-
tage fôrdern.
(Zeitungsnachricht).
Wagna (Steiermark). Rômischer24.
Verbrennungsplatz. In Wagna in Mit-
telsteiermark ist man bei Herstellung eines
Barackenlagers für Fliichtlinge aus Galizien
schonfriiher aufantikeFundstellengestoßen.
Neuerdings haben die Erdbewegungen bei
den Barackenbauten gelegentlich derErwei-
terung des Lagers abermals mehrere Grâber
zutage gefôrdert, meist frei in der Erde
beigesetzte Brandgrâber, doch auch Skelette
und einen kleinen Sarkophag aus Aflenzer-
stein. Die reichliche Verwendung des
Aflenzersteines zeugt von der starken Aus-
breitung des kaum eine Stunde von Solva
entfernten Steinbruches,in dem der rômische
Stollen noch deutlich sichtbar ist. Die
Rômer haben den Steinbruch bereits von
der kelt-illyrischen Bevôlkerung übernom-
men, die sie im Lande antrafen, die nach
dem Vorkommen der Bruchsteine in der
Steinsetzung des vor kurzem geôffneten
Galgenkogels den Steinbruch bereits im
7. Jahrhundert v. Chr. benützten. Der In-
halt ergab bei einigen Grâbern Krüge,
Schalen und Töpfe aus Ton, Salbenflâsch-
chen aus Glas und einige Münzen aus Bronze
des 2.—4. Jahrhunderts n. Chr., außerdem
einen stark beschâdigten Marmoraufsatz
mit der Gruppe des Dionysosknaben
mit einer Ziege. Am bemerkenswertesten
ist aber der Fund einer Ustrina, eines
5) Bei den erwähnten Erdarbeiten wurden die Grabstâtten des aus Sachsen stam-
menden, um die stadtische Verfassung vonMetz sehr verdienten Metzer Bischofs Bertram
(1179—1212) sowie von Domherren jüngerer Zeit aufgedeckt.
Von den vorher aufgeführten rômischen Funden ist zu trennen ein
spätrömischer Steinsarg, mit gerundeten Parallelstreifen verziert. âhnlich wie
z. B. Hettner, Steindenkmâler nr. 310 oder Jahrb. d. Gesellsch. f. lothr. Gesch.
1910, XXII Taf. II zu S. 487 ff. Abb. 18. Dieser Sarg war nâmlich in der
Kathedrale zu einer weit jüngeren Bestattung benützt, zu welcher man ihn
von einem Gräberfeld des rômischen Metz oder anderswoher herangeholt hatte 5).
Metz. J. B. Keune.
23. Lothringen. Rômische und mittel-
alterliche Ansiedlungen in den
Schützengräben. Ein hôherer bayrischer
Offizier z. D., der jetzt ein Kommando in
den Reichslanden führt, hat dem histori-
schen Verein in Bamberg, zu dessen
eifrigsten Mitgliedern er zâhlt, Fundnotizen
zugehen lassen, denen folgendes entnom-
men sei.
In der Nähe von M. wurden durch un-
sere Grâben drei rômische Ansied-
lungen angeschnitten. I und II befinden
sich bei dem Kirchdorf G., III beim Gehôft
O. Bisher — das ist das Wesentliche — ist
rômische Besiedlung bei keinem der beiden
Orte nachgewiesen. Nach Mitteilung von
Prof. Keune, Direktor des Museums der
Stadt Metz, war aus G. nur ein Fund rô-
mischer Münzen bekannt. O. ist nach der
gleichen Quelle für 1268 als ein Hof (Re~
gia curtis), für 1492 als ein lângst wieder
verschwundenes Pfarrdorf bezeugt. Für
eine der beiden Fundstellen bei G. ist auch
steinzeitliche Besiedelung wahrscheinlich.
Dort fanden sich neben Trockenmauerwerk
ein steinzeitliches Messer, außerdem ein
bemaltes römisches Gefäß und ein Bruch-
stück eines Legionsziegels mit dem „L“,
jedoch ist die Nummer leider verloren.
Bei II wurden gleichfalls Trockenmauern
und Sigillatascherben festgestellt. Der
Fundplatz III beim jetzigen Gehôft O. er-
gab folgendes: Etwa 1,60 m unter der
Ackeroberflâche ein 15 cm starker Estrich,
darüber eine gleichstarke Brandschicht,
dann eine wesentlich stârkere Schicht von
Bauschutt mit z'ahlreichen Ziegelbrocken,
verschiedenem Scherbenmaterial und Ske-
lettresten. Das Ganze überdeckt von der
Ackerkrume. Soweit auch regelmäßig be-
stattete, bezw. noch unberiihrte Skelette
bloßgelegt wurden, gehôren sie nach Keune
dem Begrâbnisplatz des mittelalterlichen
Dorfes an.
Das Mauerwerk bei III ist teils rômisch,
teils mittelalterlich. Die rômischen Bauten
scheinen verschiedenen Zeiten anzugehôren.
Unter den Scherbenfunden sind bemerkens-
wert: eine Reihe einfacher und feinerer,
zum Teil reichgemusterter Stücke aus Terra
Sigillata, von den letzteren auch solche, die
auf Rheinzabern hinweisen, dann Bruch-
stücke besserer rômischer, wie auch Scher-
ben einfacher schwarzgrauer Tongefäße,
diese zum Teil mit stark ausgeprâgtem
Randprofil. Außerdem ein wellenfôrmiges,
mit haarnadelâhnlicher Zeichnung durch-
querte Muster. Unter den Ziegelstücken
befinden sich auch solche, die bei Heizan-
lagen verwendet wurden. Dieser Umstand
in Verbindung mit rotem und weißem, zum
Teil profiliertem Wandbewurf mag auf ein
besseres römisches Gebâude mit Bad hin-
weisen.
Die Funde wurden lediglich in den für
militärische Zwecke angelegten Grâben
gemacht. Eine planmäßige archäologische
Erforschung der drei Ortlichkeiten dürfte
keine besonderen Schwierigkeiten bieten
und môchte noch wichtige Ergebnisse zu-
tage fôrdern.
(Zeitungsnachricht).
Wagna (Steiermark). Rômischer24.
Verbrennungsplatz. In Wagna in Mit-
telsteiermark ist man bei Herstellung eines
Barackenlagers für Fliichtlinge aus Galizien
schonfriiher aufantikeFundstellengestoßen.
Neuerdings haben die Erdbewegungen bei
den Barackenbauten gelegentlich derErwei-
terung des Lagers abermals mehrere Grâber
zutage gefôrdert, meist frei in der Erde
beigesetzte Brandgrâber, doch auch Skelette
und einen kleinen Sarkophag aus Aflenzer-
stein. Die reichliche Verwendung des
Aflenzersteines zeugt von der starken Aus-
breitung des kaum eine Stunde von Solva
entfernten Steinbruches,in dem der rômische
Stollen noch deutlich sichtbar ist. Die
Rômer haben den Steinbruch bereits von
der kelt-illyrischen Bevôlkerung übernom-
men, die sie im Lande antrafen, die nach
dem Vorkommen der Bruchsteine in der
Steinsetzung des vor kurzem geôffneten
Galgenkogels den Steinbruch bereits im
7. Jahrhundert v. Chr. benützten. Der In-
halt ergab bei einigen Grâbern Krüge,
Schalen und Töpfe aus Ton, Salbenflâsch-
chen aus Glas und einige Münzen aus Bronze
des 2.—4. Jahrhunderts n. Chr., außerdem
einen stark beschâdigten Marmoraufsatz
mit der Gruppe des Dionysosknaben
mit einer Ziege. Am bemerkenswertesten
ist aber der Fund einer Ustrina, eines
5) Bei den erwähnten Erdarbeiten wurden die Grabstâtten des aus Sachsen stam-
menden, um die stadtische Verfassung vonMetz sehr verdienten Metzer Bischofs Bertram
(1179—1212) sowie von Domherren jüngerer Zeit aufgedeckt.