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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 8.1915

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Nr. 4 (Juli u. August)
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Keune, Johann Baptist: Metz, römische Funde unter dem Fußboden der Kathedrale
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https://doi.org/10.11588/diglit.25478#0075

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den dürfen, welche gelegentlich der Erweiterung des Paradeplatzes (1754 ff.)
und infolge der einheitlichen Umrahmung dieses Platzes (1766) zu Tage ge-
kommen waren 1). Außer Mauerresten, die teilweise rômischen Ursprungs
zu sein scheinen, wurden Stücke von Wandverputz, Ziegel und Topfscherben
rômischer Zeit gefunden. Unter den Ziegeln sind drei Bruchstücke von ge-
stempelten Tegulae:

1· A D I V
__ί

2. \ d I V T F: mit nur teilweise und schwach ausgeprägtem A;

-der linke Balken dieses A ist verschwunden in

der Rundung eines vertieften Kreises, der um die Marke herumlief.

3. i o v‘:z

Durch das (sichere) I geht der Bruch. Rechts von dem
Stempel ist in den weichen Thon vor dem Brand mit
dem Finger eine Schlinge gezogen, wie sie sich hâufig
auf Ziegeln finden und die Max von Groller im Bericht des Vereins Car-
nuntum in Wien für die Jahre 1897. 1898 (Wien 1899), S. 95—96 = Der
römische Limes in Österreich, Heft I (1900), S. 117—118, mit Tafel XIV,
als 'Handmarken’ bezeichnet hat. — Die Verzierung des Stempels hat die
Gestalt eines C mit einwârts umgekrempelten Enden.

Die beiden Marken 1 und 2, welche wohl mit demselben, unregelmäßig
rechteckigen Stempel eingedrückt sind, lauteten vollständig: ADIVTECE.
Es liegen also Erzeugnisse des Großzieglers Adiutex vor, dessen Ziegel ins-
besondere aus ihrer Verwendung in den Kaiserbauten des 4. Jahrhunderts
zu Trier bekannt, u. a. aber auch an verschiedenen Fundstâtten in und bei
Metz (spätrömisch-christl. Einbau im Amphitheater, St. Peter, Sablon-Ost)
wie im weiteren Bezirk Lothringen (Niederjeutz, Herapel) festgestellt sind 2 3).

Der Name des Zieglers in Marke 3 war beiderseits von einer Verzie-
rung eingerahmt, die nur rechts erhalten ist. Eine Ergânzung des Namens
zu Aprio ist ausgeschlossen, wie wenigstens die Vergleichung mit den in
Lothringen s) festgestellten Ziegeln dieses Herstellers lehrt, ebenso die Er-
gânzung Capio 4) = Capio(naci).

Unter den Topfscherben ist auch Sigillata vertreten, und unter dieser
findet sich ein unvollstândig erhaltener arretinischer Becher, der auf dem
inneren Boden die mangelhaft erhaltene Marke Xanthi bietet, die zu Metz
bereits zweimal festgestellt war (CIL XIII, 3, 1 nr. 10009, 317 q; doch ist
die Ligatur der neugefundenen Marke teilweise verschieden).

’) Über alte Baureste unter und an der Kathedrale auf der Seite des heutigen
Paradeplatzes s. Histoire de Metz par des Religieux Bénédictins I (1769) S. 160 f.; über
römische Reste auf der Gegenseite des Platzes s. ebda S. 53 f., 155 ff. und Jahrbuch d.
Gesellsch. f. lothr. Gesch. u. Altkde. 1910, XXII S. 491 f., wo noch auf andere Literatur
verwiesen ist.

2) Vgl. Korr-Bl. d. Westd. Ztschr. XVII (1898) S. 208 und Jahrbuch d. Gesellsch.

f. lothr. Gesch. 1898, X S. 128—129. 1899, XI S. 378,11 und 379,14. 1900, XII S. 204

und 370 Anmerkung. 1901, XIII S. 362. 1902, XIV S. 339 mit Tafel VIII (— Huber,

Le Hérapel, Taf. IX; vgl. auch Jahrbuch 1910, XXTI S. 523) und S. 392 k 1906, XVIII
S. 511,8 fzu bessern: Adiutice) und 9.

3) Im südlichen Graberfeld von Metz (Jahrbuch d. Ges. f. lothr. Gesch. 1904, XVI
S. 366 und 1906, XVIII S. 511,4; Keune, Sablon in rôm. Zeit, 1909 S. 20) und zu Nie-
derjeutz (Jahrbuch 1906, XVIII S. 512,11); auch ,,aus dem Mauerwerk des Gorze-Metzer
Aquäducts“ (Westd. Ztschr. III, 1884, S. 167 = Hoffmann, Steinsaal des Altertumsmuseums
zu Metz nr. 334).

4) Vgl. Jahrbuch d. Gesellsch. f. lothr. Gesch. 1902, XIV S. 338 mit Taf. VIII -
Huber, Le Hérapel Taf. IX.
 
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