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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 8.1915

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Nr. 5 (Sept. u. Oktober)
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Riese, Friedrich Alexander: Der Name des Elsass
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https://doi.org/10.11588/diglit.25478#0093

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hängt, ob auch Elsenheim bei Colmar oder auch Elsau an der 111 (wenig oberhalb Straß-
burg) hier zu nennen ist, wissen wir nicht, und ich halte es für das Wahrscheinlichste,
daß der Ortsname später verschwunden ist. — Der Hergang mag nun kurz gesagt dieser
gewesen sein. Als mit dem gewaltigen Germanenansturm des Jahres 406 die Römer
das Land verloren — 'Argentoratus translata in Germaniam sagt Hieronymus 11) — und
die Alamannen es dann in Besitz nahmen, verlegten sie, da sie bekanntlich die Städte
gern mieden, den Herrensitz ihres regulus und die Verwaltung des Landes nach Alisacum.
Argentoratus verfiel zunächst, auch sein Name verschwand; erst später wurde es neu
besiedelt und zwar unter dem von dem Geographen von Ravenna zuerst genannten
deutschen Namen 'Stratisburgo'. Den neuen Landesnamen aber, Pagus Alisacensis, hatte
das alamannische Jahrhundert nun einmal nach dem neuen Vororte geprägt, und dieser
verblieb dem Lande, verkürzt in Formen wie Alsacius und Alsacia.

Frankfurt a. M. A. Riese.

LITERATUR.

33. Albert Fuchs, Die Kultur der kel-

tischen Vogesensiedelungen.

Zabern 1914·

In dem an vor- und frühgeschicht-
lichen Denkmalen so reichen Elsaß nehmen
die auf den Höhenrücken der Vogesen ge-
legenenbäuerlichen Siedelungen der Römer-
zeit eine besondere Stellung ein. Wie
kaum an einem anderen Platze in Deutsch-
land haben sich hier insbesondere auf dem
Höhenrücken des Wasserwaldes bei Zabern
die Spuren römischer Siedelungen in
einer Weise erhalten, daß wir die Ab-
grenzungen der Grundstücke mit
ihren Gebäuden auch ohne Nachgrabungen
schon erkennen können. Dem Verein für
Geschichte und Altertumskunde desKreises
Zabern gebührt das Verdienst, die Unter-
suchung der wichtigen Siedelung in die
Hand genommen, dem Leiter der Aus-
grabungen, Fuchs, über die Ergebnisse der
Grabungen in vorliegendem Buche ein-
gehenden Bericht erstattet zu haben. Die
Beschreibung der Siedelung mit den zuge-
hörigen Gräberfeldern, wo heute noch
mitten im Walde ein Teil der hausförmigen
Grabsteine steht, darf des allgemeinen
Interesses aller Freunde unserer vorge-
schichtlichen Bodendenkmale sicher sein.

In dem umfangreichen, mit zahlreichen
Plänen und Abbildungen ausgestatteten
Buche haben neben vielem wertvollen
Material auch einige Bodendenkmale eine
eingehende Behandlung gefunden, die sie
meiner Ansicht nach nicht verdienen.
Hiezu rechne ich vor allem die sog. Hoch-
äcker an dem Nordhang des Wasser-
waldes. Es handelt sich hier, wie ich mich
durch Augenschein überzeugen konnte,
überhaupt nicht um Hochäcker, sondern
um Wegbündel, wie sie allerwärts an
Steilhängen häufig zu beobachten sind.
Diese Wegbündel sind dadurch entstanden,

daß man, nachdem einWeg tief eingefahren
war, dicht daneben einen neuen Weg an-
gelegt hat. Auf diese Weise können Weg-
bündel von 20 Wegen und mehr entstehen.
Diese Verwechslung von Wegbündeln mit
Hochäckern findet man nicht selten in
Gegenden, wo echte Hochäcker unbekannt
sind. In der Beurteilung der „Steinschüs-
seln“, die in der elsässischen archäo-
logischen Literatur eine große Rolle spielen,
hat sich Fuchs mit Recht große Zurück-
haltung auferlegt. Eine eingehende Ab-
handlung über dieselben wäre sehr ver-
dienstvoll, das abschließende Urteil über
diese Vorkommnisse wird aber meines
Erachtens nicht der Archäologe, sondern
der Geologe fällen. Nicht zu den vor-
geschichtlichen Denkmalen rechnen möchte
ich auch die Spille beim Haberacker, trotz
der verführerischen Namensgleichheit mit
dem schönen Menhir „Spilstein“ bei Ren-
trisch zwischen Saarbrücken und St. Ingbert.
Die wagrechte Schichtung des Steines zeigt
an, daß es sich um eine ausgewitterte Fels-
nadel, nicht um ein künstlich aufgerichtetes
Denkmal handelt.

Auch in den Angaben über das Alter
der W as se r w a 1 d si ed e 1 u n g kann ich
Fuchs nicht in allen Punkten folgen. Ins-
besondere halte ich es nicht für erwiesen,
daß die Steinbauten zum Teil schon in
vorrömischer Zeit aufgeführt worden sind.
Wenn Fuchs zum Beweis die von mir unter-
suchte wohlerhaltene befestigte Höhen-
siedelung „Heidenlöcher“ bei Deidesheim
mit ihren Steinhäusern anführt, die manche
Ähnlichkeit mit den Häusern des Wasser-
waldes besitzen, so ist dem entgegen zu
halten, daß eine sichere Zeitbestimmung
der Heidenlöcher bei dem vollständigen
Mangel aller Funde bis jetzt nicht möglich
war.

Speier. Sprater.

X1) Epist. 123 ad Ageruchiam; vgl. mein „Rhein. Germanien in der antiken Lite-
ratur“ XII 60.
 
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