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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 8.1915

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Nr. 3 (Mai u. Juni)
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Lehner, Hans: Xanten, der Legatenpalast von Vetera
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Körber, Karl: Mainz, römische Inschrift
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https://doi.org/10.11588/diglit.25478#0057

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und einen großen Garten mit Peristyl im rückwârtigen Teil als einen palastartigen
Prunkbau charakterisiert. Der Gedanke, daß hier ein Nutzbau für technische Zwecke
zu erkennen sei, kann der luxuriôsen Ausstattung gegenüber gar nicht aufkommen. Es
sei nur nochmals an die oben aufgeführten Vergleichspunkte mit rômischen Kaiser-
palästen und Prachtvillen erinnert. Das Gebâude setzt sich zudem in nahe Beziehung
zum Praetorium, indem sein Haupttor genau gegenüber demjenigen Seiteneingang des
Praetoriums liegt, durch welchen man unmittelbar in den vornehmsten rückwârtigen Teil
des Praetoriums gelangte. Denn es ist gewiß kein Zufall, daß das Hauptportal nicht
in der Mitte der Ostfront des Gebaudes liegt, sondern mehr nach Norden gerückt ist.
Das kann nur mit der erwähnten Beziehung zum Praetoriumseingang zusammenhângen.
AIl das zusammengenommen führt mit Notwendigkeit auf die Deutung des Gebâudes
als den Amtspalast eines hohen Offiziers, am ehesten wohl des Legaten derjenigen
Legion, in deren Bereich das Gebäude liegt, also der Iegio V. Hâtten wir unseren vor-
jährigen Ausgrabungsplan ganz ausführen können, so wüßten wir jetzt schon, ob auf
der anderen Seite des Praetoriums ein gleiches oder ähnliches Gebâude für den Legaten
der XV. Legion gelegen hat, und dann wäre die Frage bereits vôllig entschieden. Der
Legat wird, die Richtigkeit unserer Deutung vorausgesetzt, dort mit seinem Stabe nicht
nur gewohnt, sondern auch seine Amtsrâume gehabt haben. Die bereits in meinem
Bericht über das Praetorium (Bonner Jahrb. 122 S. 327) erwähnte Tatsache, daß in dem
Praetorium von Vetera gar nicht genügend Raume für alle dort zu erwartenden Bureaux,
Archive etc. zweier Legionen vorhanden sind, findet durch die obige Annahme ihre na-
türliche Erklärung: sie waren zum großen Teil in dem neuausgegrabenen Amtspalast
des Legionslegaten. —

Südlich von dem Palastbau schließt sich nach der via principalis zu an diesen,
von ihm nur durch eine schmale, nicht ganz 2 m breite Gasse getrennt, ein langgestrecktes
schmales Gebäude an mit meist kleinen Gelassen, vôllig prunklos und offenbar zu einem
praktischen Zwecke bestimmt. Ich möchte am ehesten dort die Unterkunftsrâume für die
Stabswache und allenfalls für den Stall des Stabes erkennen. So wird sich wohl am
ehesten die unmittelbare Nachbarschaft dieses Nutzbaues neben dem Palast erklâren.

Endlich noch weiter südlich, von dem «Wach- und Stallgebâude» durch einen nur
i m breiten Zwischenraum («Gasse» kann man das kaum noch nennen) getrennt ist eine
Flucht von 8,40 bis 9 m breiten und zum Teil ebenso tiefen Gelassen gefunden worden,
welche sich sämtlich in voller Breite nach der via principalis hin ôffnen. Es sind ganz
zvveifellos Lâden, wie sie auch in Novaesium herauskamen. Aui der 'durch die Süd-
seite des Legatenpalastes eingenommenen Strecke sind augenscheinlich nur 6 solche
Räume gewesen, fünf sind ausgegraben, von dem sechsten ôstlichsten konnte die Ostliche
Abschlußmauer zwar nicht mehr freigelegt werden, aber es ist durch Versuchsschnitte
festgestellt, daß auf dem östlich anstoßenden freien Raum keine weiteren solche Râume
mehr vorhanden sind, dagegen setzt sich die Anlage nach Westen noch weiter fort, ist
aber noch nicht ausgegraben. Die nach Süden Iaufenden Seitenmauern dieser Lâden
sind nicht alle gleich lang, der lângste, an dessen Ende noch ein pfeilerartiger Mauer-
klotz gefunden wurde, mißt 9,40 m. Vier Meter weiter südlich ist der Straßengraben
der via principalis, deren Bekiesung überall deutlich vorhanden war. Ebenso konnte
die die Nordseite des Legatenpalastes begleitende Straße mit zwei sie einfassenden
Straßengräben nördlich der Nordostecke des Palastes wenigstens einmal geschnitten
werden. Der Straßenkörper ist dort 6,50 m breit und gut bekiest. Endlich mag erwâhnt
werden, daß ein Wasserabzugskanal unter dem nôrdlichsten Teil der Porticus vor
der Ostfront des Palastes gefunden wurde. Er scheint zwischen der zweiten und dritten
Säule von Norden her in einen Regenschacht zu münden; doch ist dies nicht mehr vôllig
aufgeklârt worden.

Bonn.

H. Lehner.

17. Mainz. Römische Inschrift. Im Mârz ds. Js. wurden in Weisenau in den
Kalksteinbrüchen der Zementfabrik Mannheim-Heidelberg zwei Stücke einer Weihe-
Inschrift gefunden und jüngst auf Veranlassung des Herrn Direktors Schindler in Wei-
senau dem städtischen Museum zu Mamz übergeben. Sie bilden ungefâhr das linke und
das rechte Drittel der ursprünglichen Platte. Kalkstein. H. 28 cm, Br. 22 -f 21 cm, Dm.
7,5 cm. Die Buchstaben sind sehr sauber eingehauen.

Buchstaben-Verbindungen in Z. 1 ET, Z. 2
i O v M ■ Έ ■ iv zweimal NI, Z. 4 TI, NE und A N. Im Bruch

N o tl · ί i i fj . A vg noch sichtbar: Z. 2 rechts und links eine senk-

rechte, ebenso Z. 3 links; Z. 4 Iinks ein Bogen.

v s T o i
f A NTE S G

N E G O
F O R N I

Iov[i 0(ptimo)\ M(aximo) et Iunoni \et Num\ini
Augusto[rum\ negotiantes [con\forani.
Unter den Augusti werden wohl, da das Wort noch ausgeschrieben ist, der Plu-
 
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