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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 8.1915

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Nr. 4 (Juli u. August)
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Lothringen / Wagna
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Finke, Hermann: Köln, der Grabstein der Usia Prima
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https://doi.org/10.11588/diglit.25478#0077

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Verbrennungsplatzes 1), der im Rechtecke
angelegt, mit einer Steinsetzung ein-
gefaßt und mit einem Lehmboden ver-
sehen war, auf dem der Scheiterhaufen er-
richtet wurde. Die Ustrina lag zwischen
den Grabern. Wichtig ist die Beobachtung,
daß die Grâber in einem Streifen vorkom-
men, der sich lângs des Feldweges hinzieht.
Damit ist der Zug der römischen Straße,

Vgl. z.B. Die Ustrina von Heddern-
heim, G. Wolff, Heddernh. Mitt. V S. 7 und
den Verbrennungsplatz bei den rômischen
Gräbern von Hermeskeil, Rôm.-germ. Korr.-
Bl. IV S. 82.

an deren Rand die Grâber lagen, deutlich
gekennzeichnet; diese Straße wurde in der
Stadt Solva von 14,2 m Breite angeschnitten.
In ihrem ôstlichen Verlaufe führt sie
direkt über die heutige Landschabrücke,
an deren Stelle die rômische Brücke ge-
standen hat, nach Straß, im westlichen
Verlaufe aber lângs der jüngst aufgedeckten
Gräber in der Nahe der Hügelketten nach
Deutschfeistritz, wo vor einem Dezennium
die beiden Meilensteine aus Aflenzerstein
gefunden wurden, die die Fortführung des
Straßenzuges durch Mittelsteier erwiesen
haben.

(Nach einer Zeitungsnachricht).

MISZELLEN.

Kôln. Der Grabstein der Usia Prima.

25. Unter den in Köln gefundenen rômischen Steinen unbestimmten Fundorts
erwähnt Klinkenberg, Kunstdenkmâler der Rheinprovinz 6, S. 330 den Cippus
einer Usia Prima, den er S. 329 abbildet.

Der Stein wurde nach Klinkenbergs Angabe von seinem Besitzer, Dompropst
Dr. Berlage, dem Gymnasium zu Osnabrück geschenkt; zur Zeit befindet er sich
im Museum des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück, und
der Verein hat mir freundlichst einen Gipsabguß des Steins zur Verfügung ge-
stellt, wofür auch hier gedankt sei.

Mit Unterstützung Domaszewskis ist es mir gelungen, die von Klinkenberg
als schwer lesbar bezeichnete und weder von ihm noch von Riese, Das rheinische
Germanien in den antiken Inschriften n. 4245 vollstândigpublizierte Inschriftzu entziffern.

Auf.dem Gipsabguß ist zu lesen :

V S I A · P R I IV
UERIS · ÄV ■ VX
OIVGI·ET·FRAT
S V O · F E C · L·

Die Buchstaben der ersten Zeile sind 5,5 cm hoch, die der folgenden wenig
über 4 cm.

'Darnach wird die Inschrift gelautet haben : Usia Prim(a) Pieris an(norum)
vx(l) (c)o(n)iugi et frat[ri] suo fe c (eru n t) 1 (ib e r t i).

Die in einer Nische iiber der Inschrift dargestellte Usia Prima stammte dem-
nach aus Pierien — der Strich zwischen P und I, der Ivlinkenberg veranlasste
Pheris zu lesen, scheint mir eine zufâllige Verletzung des Steines —; sie war ver-
mutlich 35 Jahre alt und in dem ursprünglich nur ihr bestimmten Grab wurden
auch ihr Gatte und Bruder beigesetzt.

Zum Namen Usia vergleiche die Belege für Usius bei Schulze, Zur Ge-
schichte lateinischer Eigennamen, Abhandlungen der Kgl. Gesellschaft der Wissen-
schaften zu Göttingen N. F. 5, 2 1904 S. 261.

In der zweiten Zeile ist die Zahl wohl zu VXL zu ergânzen; denn es steht
VX da, nicht V=5o.

Der letzte Buchstabe der letzten Zeile ist nicht ganz sicher; doch scheint
es eher L· als E zu sein. Domaszewski schlug deshalb die Lesung fec(erunt)
l(iberti) vor.

Der Stein gehôrt zu denen, die im Corpus fehlen (siehe meine Bemerkungen
zu Riese, Das rheinische Germanien in den antiken Inschriften, oben S. 13); Do-
maszewski hat sich, als er die Inschriften von Germania inferior ausarbeitete, ver-
geblich um einen Abklatsch bemüht.

Heidelberg.

ITerm. Finke.
 
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