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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 8.1915

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Nr. 6 (Nov. u. Dezember)
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Forrer, Robert: Spätrömische Rädchen-Sigillata aus Straßburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.25478#0095

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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt

(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Qesch. u. Kunst).

Nachrichten für die römisch-germanische Altertumsforschung.

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.

Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Bezugspreis für das Jahr 3 Mark.

Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.

Nov. u. Dezember. Jahrgang VIII, 1915. Nr. 6.

Inhalt: 37. R. Forrer, Spätrömische Rädchensigillata aus Straßburg. — 38. M'.

Meyer. Leer i. W. Gräberfeld karolingischer Zeit. — 39. G. Rieger. Kel-
heim. Spätkeltische Eisenverhüttung. 40. K. Woelcke. Heddernheim.
Scheidenfragment des Gemellianus. — 41. A. Riese. Nochmals der Name des
Elsaß. — 42. [H. Lehner], Provinzialmuseum in Bonn, Führer durch die antike
Abteilung (C. Watzinger). 43. Linder, Die Reste des römischen Kellmünz
(K. Hähnle).

Spätrömische Rädehen-Sigillata aus Straßburg.

Von

R. Forrer, Straßburg i. Els.

Im Röm-german. Korr.-Bl. V, 1912 S. 49—53 hat W. Unverzagt-Wiesbaden
in verdienstlicher Weise eine systematische Sammlung der „Terra-sigillata Gefäße des
4. Jahrhunderts n. Chr. mit Rädchenornamentik“ angeregt und ihre Technik untersucht.

Was die technische Seite anbetrifft, so kann naeh Unverzagts Ausführungen die
Frage, ob Stempel oder Rädchen zur Venvendung gelangten, als im letzteren Sinne
entscliieden gelten. Auch darüber können keine Zweifel hestehen, daß diese Technik
ein Überkommnis aus älterer Zeit ist, die Übertragung einer Ziertechnik auf Sigillata,
die zur ältern Kaiserzeit melir nur auf schwarzer Erde zur Anwendung gelangt war.
Und ein Verfahren, das schließlich in karolingischer Zeit wieder am Ausgangspunkt
landete, d. h. die Sigillata verlassen hat und wieder auf den grauen und gelben Ton
zurückgekehrt ist.

Auch das ist sicher, daß das IV. saec. p. C. das Jahrhundert dieser Rädchen-
sigillata ist. Docli scheint mir, daß wir die Grenze nacli oben nicht zu eng ziehen
dürfen, und auch dem 5. Jahrhundert noch einen Anteil zugestehen müssen, mit
anderen Worten, daß diese Sigillata auch ins 5. Jahrhundert hineinreicht ; damit
würde ja auch verständlich, wie jene Technik sich in karolingische Zeit hinein fort-
vererben konnte, indem sich damit die Zeitspanne zwischen den beiden Epochen ver-
kürzt, die beiderseitigen Grenzen enger aneinander gerückt werden. Aber die Belege
für das Fortleben der Rädchensigillata in das 5. Jahrhundert sind noch spärlicher
Natur, besonders seit der leider nun schon dahingegangene E. Brenner die in späteren
Gräbern gefundenen Sigillaten mit Rädchendekor durchweg als älteres, in spätere Zeit
hinübergerettetes Gnt ansprechen will, oder aber die betreffenden Gräber auf Grund
solcher Beigaben weiter rückwärts verlegt. Das Resultat dieses Verfahrens wäre die
etwas befremdliche Erscheinung, daß uns fast gar keine Gräber des 5. Jahrhunderts
n. Chr. mehr übrig blieben. Da scheint mir doch, daß irgend ein Fehler in der Methode
vorliegt, daß ehen doch gewisse Typen — und so auch die Rädchensigillata — mehr
herwärts reichen, als Brenner dies anzunehmen geneigt war, und daß andere Typen,
die er erst im 6. und 7. Jahrhundert entstehen läßt, doch auch schon im 5. Jahr-
hundert vorhanden waren. Ich möchte also befürworten, daß mehr als bisher auf
Gräherfunde mit Rädchensigillata geachtet wird, wèlche dem 5. Jahrhundert zugewiesen
werden können.

Die Fundorte dieser Art werden allerdings weniger in den sonst für Römer-
funde so reichen Gehieten längs des germanisch-rätischen Limes, sondern süd- und
 
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