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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 8.1915

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Nr. 5 (Sept. u. Oktober)
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Lehner, Hans: Remagen, römische Grabinschriften
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Wagner, Ernst: Haslach, römisches Relief
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https://doi.org/10.11588/diglit.25478#0084

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7 o

bekunden den romanisierten Barbaren. Er ist Veteran der cohors I. His-
panorum. Damit steht nun endlich fest, daß in der Inschrift einer cohors
Hispanorum equitata pia fidelis aus Remagen CIL XIII 7796 nicht „coh(ors) II",
sondern „coh(ors) I Hisp(anorum)·“ zu lesen ist. Die betreffende Stelle dieser
bekanntlich sehr beschâdigten Inschrift sieht so aus :

ΐΰ'πΊΊΙ HISP'E

VIT · P ·'F etc als° ; ^° h' 1 1 [ J Hisp· e' [qjuit.p . f.

} S

Die senkrechte Hasta nach [cjoh. I ist viel zu weit von dem I entfernt,
um mit diesem zusammen zu einem II gehören zu kônnen ; dagegen kann
sie sehr gut zu einem F gehören und danach noch ein L verloren sein, so
daß also [cjoh. I. FJ/.J Hisp. e\[q]uit. p. f. zu lesen wäre. Eine cohors I.
Flavia Hispanorum ist bekanntlich durch das interessante Militârdiplom,
welches vor einigen Jahren in Mainz im Privatbesitz auftauchte, aber aus-
schließlich Truppen des niedergermanischen Heeres nennt ^), für das Jahr 78
im niedergermanischen Heer bezeugt. Sie könnte recht wohl mit der coh. I.
[FI.J Hisp. der eben zitierten CIL XIII 7796 und mit der cohors I His-
panorum unserer neuen Remagener Inschrift identisch sein. Im 3. Jahrhundert
ist in Remagen bekanntlich mehrfach eine cohors I. Flavia bezeugt (CIL XIII
7786, 7787, 7792, 7800). Auch ihre Identitât mit der oben genannten
Truppe ist nicht ausgeschlossen, wenn auch natürlich einstweilen noch nicht
sicher. Das interessante neue Monument ist in den Besitz des Bonner
Provinzialmuseums übergegangen.

Bonn. H. Ljehner.

Haslach. Rômisches Relief.

29. Aus Haslach im Kinzigtal, A. Wolfach, ist der Fund einer rômischen
Reliefdarstellung bekannt geworden, über den im folgenden berichtet werden soll.

Schon im Frühjahr 1913 stieß beim Fundamentgraben zu einem Neu-
bau in der Verlängerung des sog. Hasengäßchens, das südlich an der Alt-
stadt vorbeiführt und in dem man vielleicht mit Recht den Zug der rômischen
Kinzigtalstraße erkennen möchte, ein Maurer auf ein mit der Bildflâche nach
unten liegendes rômisches Relief (Abb. 32). Es besteht aus feinkôrnigem
rotem Sandstein und stellt ursprünglich Mann und Frau stehend dar. Da
die Figur des Mannes bei der Auffindung nur noch in der obern Hâlfte
erhalten war und auch bei der Frau die untersten Teile fehlten, so fand der
Maurer damals für gut, die Platte in der Höhe der Hüftengegend ebenmäßig
abzuhauen und nach einer etwaigen Inschrift nicht weiter nachzusuchen, auf
deren Auffindung nach dem spâteren Bekanntwerden des Fundes und nach
Vollendung des Neubaus nicht mehr zu rechnen ist.

Die jetzige Höhe des Steins betrâgt 41 cm, die Breite 75 cm, die Stârke
ohne Relief 7 cm. Die Ausführung des Figürlichen ist 2/β Relief, der Erhal-
tungszustand tadellos. Der Mann trâgt über dem Leibrock einen über der
rechten Schulter gehefteten Mantel. Die Linke, welche den Umschlag des
Mantels erfaßt hält zugleich eine Frucht, wohl einen Apfel, die Rechte ist
gesenkt. Das Haar des unbedeckten Hauptes erscheint wohlgepflegt. Die
Frau zu seiner Rechten, mit Chiton und Himation bekleidet, hâlt in der
Rechten vor ihrer Brust ein Körbchen oder Gefäß mit zwei Früchten, wâh-

*) Vgl. v. Domaszewski, Altert. u. heidn. Vorzeit V, Taf. 32, S. 181 ff. und Ritter-
ling, Westd. Korr.-Bl. 1906 Sp. 20. Nach freundlicher Mitteilung Geheimrat Dessau’s ist
das Diplom hôchst wahrscheinlich in Wiesbaden gefunden und befindet sich jetzt im
Kônigl. Museum in Berlin.
 
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