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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 8.1915

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Nr. 6 (Nov. u. Dezember)
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Meyer, Wilhelm: Leer i. W. (Amt Horstmar), Gräberfeld karolingischer Zeit
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Rieger, G.: Kelheim, spätkeltische Eisenverhüttung im Kelheimer Jura
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Woelcke, Karl: Heddernheim, Scheidenfragment des Gemellianus
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https://doi.org/10.11588/diglit.25478#0106

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den die gleichen. Er ist 9*/> cm hoch. Ebenso entspricht der zweite (Abb. 48 c), 8 cm hohe
dem andern Grewingschen Stück; hochstens ist er noch etwas plumper als jener. Das dritte
Stück (a) ist ein kleiner, 5 cm hoher Becher einfacher Form, innen gelblich, außen grau gefarbt.

Es ist gewiß zu bedauern, daß dieses interessante Grâberfeld nicht von Anfang
bis zu Ende systematisch hat ausgegraben werden kônnen, aber auch aus dem, was sich
bis jetzt noch zusammenstellen ließ, ergibt sich doch wenigstens fiîr die Keramik ein
sicheres Resultat. Sämtliche erhobenen Gefäße stammen ersichtlich aus ein und der-
selben Zeit und diese Zeit wird durch die bei dem ersten Gefäße gefundene frische
Münze Karls des Kahlen als die 2. Hâlfte des 9. Jahrhunderts n. Chr. festgelegt â). Das
gibt bei unserem noch geringem Besitz an sicher datierter Tonware aus jentr Zeit auch
diesen bescheidenen Erzeugnissen ihren ga'nz bestimmten Wert.

Detmold. W. Meyer.

Kelheim. Spatkeltische Eisenverhüttung im Kelheimer Jura.

39. In den Waldungen der unteren Altmühlalp wurden im Frühjahr 1914 zwecks
Mangangewinnung alte Eisenschlackenhalden ausgebeutet. Obwohl diese Zeugnisse
einer zeitlich weit zurückreichenden Verhüttung der Erzeinschlüsse aus der Jura-
decke des Kelheimer Gebiets den Geologen und Forstleuten lângst bekannt waren,
und auch jetzt von Archâologen und Flistorikern mehr beachtet wefden, herrschte
tiber das genaue Alter dieser nicht gerade seltenen Bodendenkmale unserer Jura-
wâlder bisher v.ftllige Unklarheit. Bereits in Gümbols geologischer Beschreibung
Bayerns findet sich der Gedanke ausgesprochen, daß diese Schlackenhalden viel-
leicht bis in vorgeschichtliche Zeiten zurückreichen. Da aber wiederholt
von Erzabbau im Mittelalter und bis in die neueren Zeiten auch an der unteren
Altmühl die Rede ist, ließ sich der Gedanke nicht ganz abweisen, daß hier viel-
leicht doch nur die Rückstânde primitiver mittelalterlicher Eisenverhüttung vorliegen.

Unter diesen Umstânden bot der derzeitige Abbau solcher Eisenschlacken-
halden eine günstige Gelegenheit, diese Gattung von Bodendenkmalen nâher zu
erforschen. Das Generalkonservatorium der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns
in München und der ITistorische Verein Kelheim nahmen die Ueberwachung
dieser Abbauarbeiten in die Hand und veranlaßten eine sorgfâltige Aufsammlung
aller archâologischen Einschlüsse aus den Halden.

Das Ergebnis war nun überraschend und unerwartet, zugleich aber fiir die
Wissenschaft ungemein wertvoll. Es gelang nämlich aus einer großen Anzahl dieser
alten Halden bezeichnende keramische Reste zu ziehen, die seinerzeit, wahrend
die benachbarten Schmelzôfen in Betrieb waren, unter Schlacken geraten sind.
Die Scherbenproben, die nebst technisch interessanten Schlackenproben usw. aus
den Halden in dem neu eingerichteten Kelheimer Vereinsmuseum Ausstellung
finden werden, gehören sämtlich der spatkeltischen Zeit an, den letzten
Jahrhunderten vor Beginn unserer Zeitrechnung und vor der Unterwerfung des
Landes zwischen Alpen und Donau durch die Rftmer. Mit dieser Beobachtung
ist ein Problem, das mangels urkundlicher Zeugnisse aus dem Boden selbst einfach
nicht zu lösen war, nunmehr ein für allemal geklärt, zugleich erhalt damit die
heimische vor- und frühgeschichtliche Forschung eine neue Gruppe bedeutsamer
Bodendenkmale zugewiesen. Es besteht Aussicht, daß diese bisher verkannten
Denkmale aus grauer Vorzeit ebenso wie die zugehftrigen Schürfgruben und
Pingenfelder für hoffentlich noch recht lange Zeiten als Zeugnisse uralter Eisen-
gewinnung und Verarbeitung in unserem Jura erhalten bleiben kônnen, steckt doch
in ihnen auch ein Stück Nationalvermogen, dessen Wert als Reserve wichtiger
Metallschatze gerade in den jetzigen ernsten Zeiten so deutlich sich offenbart.

Kelheim. G. Rieger.

Heddernhèim. Scheidenfragment des Gemellianus.

40. Die Zahl der von Schumacher. Westd. Korr.-BI. VIII 136 nr. 65 zuerst
richtig erklärten Scheidenbeschlâge mit dem Fabrikantennamen des Gemel-
lianus aus Aquae Helveticae [Baden an der Limmat 1)] ist durch das abge-

5) Die erste Datierung lautete auf die Zeit um 600 n. Chr. „Westfaien“ IV S. 67.

‘) CIL XIII 10027, 204; Riese : Das rhein. Germanien in den antiken Inschriften
 
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