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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 8.1915

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Nr. 2 (März u. April)
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Ritterling, Emil: Zu den Inschriften aus Baden-Baden
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https://doi.org/10.11588/diglit.25478#0044

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30

die frühesten Jahre Traians, wie an anderer Stelle nachgewiesen werden wird.
Daraus ergibt sich zugleich mit hoher Wahrscheinlichkeit als der Zeitpunkt,
in welchem die Râumung der Kastelle in der badischen- Rheinebene erfolgte,
das letzte jahrzehnt des I. Jahrhunderts, vermutlich dessen Mitte.

Noch ein weiterer für die Geschichte der obergermanischen Provinz bedeut-
samer Schluß läßt sich gewinnen. Mit dem Nachweis, daß die Badener Kaiser-
inschrift 6298 ursprünglich unter Domitian geschrieben ist, entfâllt jede Unter-
lage für die bisherige Annahme, daß die Ieg. I Adiutrix nach ihrem Abmarsch
an die Donau i. J. 85/86 zu Anfang Traians zu kurzem Aufenthalt an den
Rhein zurückgekehrt sei, eine Annahme, die mit anderen Tatsachen nur schwer
in Einklang zu bringen war. Alle rheinischen Denkmâler 8) der Legion ge-
hören demnach der Zeit zwischen d. J. 70 und 85 an : die Beschrânkung
des von ihr gesternpelten Ziegelmaterials auf ganz wenige rechtsrheinische
Plâtze — so viel ich sehe, außer der Ziegelei von Nied-Höchst nur Wies-
baden, Heddernheim und Gernsheim sowie der Zugmantel — redet in dieser
Hinsicht eine nicht mißzuverstehende Sprache. Die Garnison von Mainz ist
spâtestens vom Jahre 97 ab ununterbrochen von der leg. XXII Primigenia
allein gebildet worden ; in den ersten Jahren Traians bezeugt dies ausdrück-
lich die Kasteler Inschrift C. XIII 7285.

Frankfurt a. M. Ritterling.

LITERATUR.

12. HaugundSixt, Dierômischenlnschrif-
ten und Bildwerke Württembergs.

Zweite ergânzte u. erweiterte Auflage im
Auftrage des württemberg. Geschichts- u.

Altert.-Ver. hrsg. von Geh. Hofrat Dr.

Ferd. Haug, Gymn.-Direkt. a D., unter
Mitwirkung von Prof. Dr. PeterGôssler,

Konservator an der K. Altertümersamm-
lung. Stuttgart. W. Kohlhammer 1914.

Nach Erscheinen des langerwarteten
Schlußheftes möchten wir auch in dieser
Zeitschrift den vertrauten alten Bekannten
in seiner neuen und erweiterten Gestalt
herzlich bewillkommnen. 14 Jahre sind seit
der ersten Auflage des anerkannt trefflichen
und brauchbaren Buches verflossen und die
rege P'orschung, die sich inzwischen auch
in Württemberg auf dem Gebiete der Alter-
tumskunde entfaltet hat, Iieß eine Neuauflage
dringend notwendig erscheinen.

Die Arbeiten einheimischer Forscher und
die Tâtigkeit der Reichslimeskommission
sowie des rômisch-germanischen Institutes,

■ welche in vorbildlicher Weise gegenseitig
Anregung gaben und nahmen, brachten
zahlreiche für die Landesgeschichte wich-
tige Veroffentlichungen, welche in der neuen
Auflage klar und übersichtlich verarbeitet
sind. Auf Schritt und Tritt begegnen wir
Zusâtzen, Erweiterungen und Verbesserun-
gen. Auch das äußere Bild des Buches
ist verschônert und bereichert, indem auch
die Abbildungen einer genauen Revision
unterzogen wurden. Wir finden manches
mindergelungene Cliché durch ein besseres

8) Natürlich mit Ausnahme der erheblich späteren und hier außer Betracht zu
lassenden z. B. C. XIII 6834.

ersetzt, manches Stück ganz neu abgebildet.
Leider sind die Verbesserungen nicht auch
dem Kartchen zugute gekommen. Wenn
es auch etwas mehr gibt als das frühere,
so môchte es doch noch jetzt selbst be-
scheidenen Ansprüchen nicht genügen.
Besonders auch für die Benutzer des Buches
außerhalb Württembergs, denen ausführ-
lichere Karten nichtbequem zur Verfügung
stehen, wäre eine zweckmäßige Darstellung
der einzelnen Abschnitte in großem Maß-
stabe höchst erwünscht gewesen. An der
Auswahl des Stoffes hat der Herausgeber
trotz einer gewissen Inkonsequenz, gegen
welche Hettner s. Z. im Westd. Korrespon-
denzblatt 1901 S. 96 prinzipielle Bedenken
erhob, nichts geândert; und der Erfolg, die
Brauchbarkeit des Buches, wie es dem
praktischen Bedürfnisse entgegenkommt,
hat dem Herausgeber Recht gegeben.

Die bedeutendste Erweiterung jedoch
erfuhr das Werk durch die Einfügung histo-
risch-archâologischer Einleitungen, welche
den einzelnen größeren geographischen
Bezirken und jedem Oberamte vorgesetzt
sind. Darin wird die Geschichte der be-
treffenden Landschaft in rômischer Zeit
bis zum Ausgange der Rômerherrschaft
kurz skizziert, die schwierigen Probleme
der rômischen Occupationsgeschichte, deren
Erforschung augenblicklich noch im Fluß
ist, werden mit dankenswerter Klarheit
auseinandergesetzt. Auch dem rômischen
Straßennetz ist eingehende Aufmerksamkeit
gewidmet. Aber nicht nur die rômische
 
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