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von rotgebranntem Ton gebreitet hat. Da sie gleichfalls im rômischen
Töpfereigelände gefunden wurden (1907) und aus einer Glasmasse bestehen,
die derjenigen des fast farblosen Glases der spâteren Kaiserzeit gleicht,
werden wir auch in ihnen Restbestande kaiserzeitlicher Glasfabrikation er-
blicken dürfen.
Durch letztgenannte vier Fragmente wird es wahrscheinlich gemacht,
daß in der spâteren Kaiserzeit in Trier Glasfabrikation bestanden
hat, mutmaßlich in dem an der Stadtmauer gelegenen Industrieviertel.
Welchen Umfang die Glasfabrikation in Trier gehabt hat, wissen wir
freilich noch nicht. Weitere Fundbeobachtungen müssen uns hierüber auf-
klären. Bessere Glasgefäße dürften allerdings — dem Museumsbestand nach
zu schließen — schwerlich in Trier hergestellt worden sein, môglicherweise aber
die mehr oder weniger entfärbten Gläser für den alltâglichen Gebrauch.
NEUE FUNDE.
Vechten. Frührômisches Kastell und Flottenstation.
21. In meiner Übersicht über ,,die Römer in Holland“ (IV. Bericht d. Rôm.
Germ. Kommission 1908 S. 81) habe ich auch Vechten erwâhnt, auf dessen
hohe Bedeutung als Hafen schon Willers (Neue Unters. S. 47) hingewiesen
hat. Auch Ritterling (Bonner Jahrb. CXIV S. 179) hat Vechten als See-
hafen erkannt und mit vollem Recht auch die Tatsache angeführt, daß es
hier in unsrem Lande außer Nymwegen die einzige Stelle ist, wo augusteïsche
Sachen gefunden sind. Weil sich eine solche Stelle natürlich nur in Verbin-
dung mit der offensiven Politik jener Tage erklären läßt und Tacitus uns
sogar erzählt (Ann. II, 6), wie Germanicus sein Heer auf der Insel der Bataver
zusammenzog und es nach Germanien einschiffte, scheint es klar, daß ebenso
wie die Kastelle in Westfalen die Operationsbasis zu Lande bildeten, auf
dieser Insel die Operationsbasis für die Meereszüge des Drusus und Ger-
manicus gelegen haben muß, und daß der rômische Seehafen aus augusteïscher
Zeit diese Basis gewesen. Ein solcher Hafen an diesem Ort scheint aber
nur dann zu erklâren, wenn wirklich von hier aus ein Seeweg gegen Norden
hin vom Rhein abzweigte. Darum scheint mir auch Ritterlings Vermutung
einleuchtend, daß die Vecht, welche bei Vechten aus dem Rhein in die Fle-
vosee führte, dieser Seeweg gewesen.
Die sehr reichen bis jetzt bekannten Funde aus Vechten verdanken
wir hauptsächlich den Militârarbeiten, welche hier in den sechsziger Jahren
des vorigen Jahrhunderts zur Anlage des heutigen Forts Vechten stattgefun-
den haben, wobei auch ein altes Flussbett festgestellt worden zu sein scheint.
Grabungen in den neunziger Jahren, deren ungefâhrer Verlauf auf unserer
Karte vermerkt wurde, haben wohl die Zahl der Fundgegenstânde nicht un-
bedeutend vermehrt, aber uns iiber die Anwesenheit eines Kastells an dieser
Stelle keine Belehrung gebracht. Dennoch lassen die Ziegel keinen Zweifel,
daß hier ein solches gelegen hat. Die Ziegel der V., X. und XXII. Legion
scheinen sogar auf einen Bau vor und kurz nach dem Bataverkrieg hinzuweisen.
Es braucht kaum gesagt zu werden, daß ich, auch ohne die Anregung
welche mir hierzu von vielen deutschen Kollegen zu Teil wurde, schon lange
den Wunsch hegte, an diesem mit Recht weitbekannten Fundort mit dem
Spaten einzugreifen und erfreulicherweise wurde es mir im vorigen Sommer
gerade noch vor dem Ausbrechen des Krieges ermôglicht, eine Versuchsgrabung
anzustellen. Wie ich dabei tatsâchlich das hier erwartete Kastell aufgefunden
habe, môge aus dem folgenden erhellen.
von rotgebranntem Ton gebreitet hat. Da sie gleichfalls im rômischen
Töpfereigelände gefunden wurden (1907) und aus einer Glasmasse bestehen,
die derjenigen des fast farblosen Glases der spâteren Kaiserzeit gleicht,
werden wir auch in ihnen Restbestande kaiserzeitlicher Glasfabrikation er-
blicken dürfen.
Durch letztgenannte vier Fragmente wird es wahrscheinlich gemacht,
daß in der spâteren Kaiserzeit in Trier Glasfabrikation bestanden
hat, mutmaßlich in dem an der Stadtmauer gelegenen Industrieviertel.
Welchen Umfang die Glasfabrikation in Trier gehabt hat, wissen wir
freilich noch nicht. Weitere Fundbeobachtungen müssen uns hierüber auf-
klären. Bessere Glasgefäße dürften allerdings — dem Museumsbestand nach
zu schließen — schwerlich in Trier hergestellt worden sein, môglicherweise aber
die mehr oder weniger entfärbten Gläser für den alltâglichen Gebrauch.
NEUE FUNDE.
Vechten. Frührômisches Kastell und Flottenstation.
21. In meiner Übersicht über ,,die Römer in Holland“ (IV. Bericht d. Rôm.
Germ. Kommission 1908 S. 81) habe ich auch Vechten erwâhnt, auf dessen
hohe Bedeutung als Hafen schon Willers (Neue Unters. S. 47) hingewiesen
hat. Auch Ritterling (Bonner Jahrb. CXIV S. 179) hat Vechten als See-
hafen erkannt und mit vollem Recht auch die Tatsache angeführt, daß es
hier in unsrem Lande außer Nymwegen die einzige Stelle ist, wo augusteïsche
Sachen gefunden sind. Weil sich eine solche Stelle natürlich nur in Verbin-
dung mit der offensiven Politik jener Tage erklären läßt und Tacitus uns
sogar erzählt (Ann. II, 6), wie Germanicus sein Heer auf der Insel der Bataver
zusammenzog und es nach Germanien einschiffte, scheint es klar, daß ebenso
wie die Kastelle in Westfalen die Operationsbasis zu Lande bildeten, auf
dieser Insel die Operationsbasis für die Meereszüge des Drusus und Ger-
manicus gelegen haben muß, und daß der rômische Seehafen aus augusteïscher
Zeit diese Basis gewesen. Ein solcher Hafen an diesem Ort scheint aber
nur dann zu erklâren, wenn wirklich von hier aus ein Seeweg gegen Norden
hin vom Rhein abzweigte. Darum scheint mir auch Ritterlings Vermutung
einleuchtend, daß die Vecht, welche bei Vechten aus dem Rhein in die Fle-
vosee führte, dieser Seeweg gewesen.
Die sehr reichen bis jetzt bekannten Funde aus Vechten verdanken
wir hauptsächlich den Militârarbeiten, welche hier in den sechsziger Jahren
des vorigen Jahrhunderts zur Anlage des heutigen Forts Vechten stattgefun-
den haben, wobei auch ein altes Flussbett festgestellt worden zu sein scheint.
Grabungen in den neunziger Jahren, deren ungefâhrer Verlauf auf unserer
Karte vermerkt wurde, haben wohl die Zahl der Fundgegenstânde nicht un-
bedeutend vermehrt, aber uns iiber die Anwesenheit eines Kastells an dieser
Stelle keine Belehrung gebracht. Dennoch lassen die Ziegel keinen Zweifel,
daß hier ein solches gelegen hat. Die Ziegel der V., X. und XXII. Legion
scheinen sogar auf einen Bau vor und kurz nach dem Bataverkrieg hinzuweisen.
Es braucht kaum gesagt zu werden, daß ich, auch ohne die Anregung
welche mir hierzu von vielen deutschen Kollegen zu Teil wurde, schon lange
den Wunsch hegte, an diesem mit Recht weitbekannten Fundort mit dem
Spaten einzugreifen und erfreulicherweise wurde es mir im vorigen Sommer
gerade noch vor dem Ausbrechen des Krieges ermôglicht, eine Versuchsgrabung
anzustellen. Wie ich dabei tatsâchlich das hier erwartete Kastell aufgefunden
habe, môge aus dem folgenden erhellen.