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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 8.1915

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Nr. 5 (Sept. u. Oktober)
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Drexel, Friedrich: Zur Mainzer Juppitersäule
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https://doi.org/10.11588/diglit.25478#0079

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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt

(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Qesch. u. Kunst).

Nachrichten für die römisch-germanische Altertumsforschung.

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.

Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Bezugspreis für das Jahr 3 Mark.
Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.

Sept. u. Oktober. Jahrgang VIII, 1915. Nr. 5.

Inhalt: 27. Fr. Drexel, Zur Mainzer Juppitersäule. — 28. Lehner. Remagen,
Römische Grabinschrift. 29. E. Wagner. Haslach, Römisches Relief. 30.
Keune. Kalhausen, Weihinschrift der Coloni Aperienses. — 31. G. Wolff,
Über Kontrollstempel. 32. Riese, Der Name des Elsaß. — 33. Fuchs, Die
Kultur der keltischen Vogesensiedelungen (Sprater). 34. Macdonald, The
Roman Wall in Scotland (Fabricius). — 35. Jahresbericht der Gesellschaft
für nützliche Forschungen zu Trier. 36. Bonn, Provinzialmuseum. Verkauf
von Abgüssen.

Zur Mainzer Juppitersäule.

Von Fr. Drexel in Frankfurt a. M.

27. Es ist ein wesentliches Verdienst Oxés, die Zweiteilung oder, wenn man
Juppiter als den Herrn der Säule für sich stellen will, Dreiteilung der Götter-
welt auf der Mainzer Juppitersäule erkannt zu haben (Mainzer Zeitschr. VII
1912 S. 28 ff.). Vorderseite und Nebenseiten des Säulenschafts huldigen dem
Kaiser; die vier Götter der Rückseite des Schaftes dagegen ordnen sich mit
den Gestalten der Basen zusammen: „es'sind die Götter, die allgemein als
Helfer und Beschützer der mühseligen Menschheit galten, die gerade in Rom
seit alters einef volkstümlichen Verehrung und Beliebtheit sich erfreuten und
deren Kulte und Feste der Römer auch in den Provinzen nicht missen mochte“;
sagen wir also geradezu : es sind die Götter der Canabari, die die Säule ge-
setzt haben. Aber diese Erkenntnis braucht man keineswegs wie Oxé auf
Umwegen zu gewinnen; sie ergibt sich unmittelbar, wenn man sich nur hütet,
unsere landläufigen, aus griechischen Vorstellungen abgeleiteten Begriffe von
dem Wesen der dargestellten Gottheiten zu Worte kommen zu lassen. Die
außer Juppiter den untersten Sockel schmückenden Gestalten sind die Haupt-
schutzgötter der Dedikanten : Mercurius und Maia helfen dem Kaufmann,
Minerva ist die Patronin der Handwerker, Hercules schützt den Verkehr und
vermittelt Gewinn, und Fortuna schließlich ist das Glück, das dem Geschäfts-
mann bei allen Unternehmungen zur Seite stehen muß l). Auf der Rückseite
der Säule 2) folgen die Beschützer einzelner Gewerbe: Diana schützt und
segnet die Jäger und Forstleute, Vulkan die Schmiede, Vesta 3) die Müller
und Bäcker, auch wohl die Töpfer, und Liber die Winzer, Weinhändler und
etwa noch die Wirte. Man.sieht, daß der Kreis der Weihenden, die sich
im wesentlichen aus Kaufleuten, Handwerkern und sonstigen Gewerbetreiben-
den, wie eine Lagervorstadt sie ernährte, zusammengesetzt haben müssen,
damit aufs Beste umschrieben wird, während jede andere Gesamtdeutung an
der einen oder anderen Gestalt jeweilen Schiffbruch gelitten hat. Bemerkens-

') Die nötigen Zeugnisse findet man bequem bei Wissowa, Religion und Kultus der
Römer, 2. Aufl., 1912.

2) So wie sie jetzt richtig gedreht ist, vgl. Körber, Die große Juppitersäule im
Altertumsmuseum der Stadt Mainz, Mainz 1915.

3) Vesta hat S. Reinach richtig erkannt, Rev. archéol. 1913 I S. 29; zu Vesta mit
dem Esel Wissowa, Annali 1883 S. 160 ff. (= Gesammelte Abhandl. S. 67 ff.). Wegen der
Töpfer vgl. CIL XIII 8729.
 
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