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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 8.1915

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Nr. 3 (Mai u. Juni)
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Kohl, Otto: Das Gladiatorenmosaik von Kreuznach
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https://doi.org/10.11588/diglit.25478#0061

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Jacke, Hose und Strümpfe verschieden, und haben den Kopf sowie beide
Hände unbedeckt. Am linken Vorderarm hângt bei zweien ein Tuchzipfel
herab, der zum Reizen des Tieres und auch zum Schutz der Hand dienen
konnte. Auf VIII ist der Stier schon zusammengebrochen, und sein Besieger
prâsentiert sich mit dem zum Reizen verwendeten Tuch in der Rechten dem
Publikum.

Das leider teilweise zerstôrte Kreisbild 4) zeigt einen Kampf von 2 Jâgern
gegen 9 Tiere. Von dem unteren Jâger sind die Beine, von dem oberen
ist die rechte Hand erhalten. Unten liegen verblutend ein Hirsch, ein Stier
und ein Eber; nach rechts oben befindet sich ein sitzender Panther, ein sich
aufrichtender Löwe und ein springender Steinbock; links ein Bâr, der den
Speer, durch welchen er verwundet wurde, mit den Zâhnen abgebrochen hat
und festhält, ein nach rechts (nur die Hinterfüße sichtbar) und ein nach links
springender Hirsch.

Die einzelnen Figuren und Scenen finden sich ganz âhnlich auf vielen
kleineren römischen Denkmâlern, namentlich auf Schalen aus rotem Ton,
sowie auf größeren, namentlich Wandgemâlden und Mosaiken in Italien,
bes. Pompeji und Rom, in Spanien (Madrid), Frankreich (Reims), England
(Bignor) und Deutschland (Nennig bei Trier und Augsburg) wieder; man
hat also nach bestimmten Schablonen fabrikmäßig gearbeitet; und das
hiesige Mosaik scheint wie das Nenniger aus einer Trierschen Fabrik zu
stammen. Von den 5 großen, noch jetzt erhaltenen Gladiatorenmosaiken
des ehemaligen rômischen Reiches bietet das der Villa Borghese zu Rom
in drei Streifen einen wirklichen Kampf von einer Reihe von Fechterpaaren
und von Jâgern mit wilden Tieren, namentlich Panthern, das zu Reims in
7 Streifen, bezw. 35 Vierecken nur einzelne Gladiatoren und Tiere, das zu
Augsburg (jetzt wieder zugedeckt) in 3 Streifen, bezw. mehreren Vierecken
Gladiatorenzweikâmpfe und wettrennende Wagen; das zu Nennig in 8,
bezw. 7 erhaltenen Vierecken und Achtecken zwischen reicher Ornamen-
tierung schön geordnet abwechselungsvolle Gladiatoren- und Jägerkämpfe;
das Kreuznacher Mosaik mit seinen 13 Bildern von 4 verschiedenen Arten
zeichnet sich vor den anderen durch harmonische Gruppierung um einen
Mittelpunkt aus, so daß es als das schônste der erhaltenen Gladiatoren-
mosaiken bezeichnet werden darf.

Kreuznach. O. Kohl.

LITERATUR.

19.Karl Körber, Die große Juppitersäule
im Altertumsmuseum der Stadt Mainz.
28 Seiten in 4 0 mit 10 Tafeln und 9 Ab-
bildungen im Text. Mainz 1915.

Genaue Abbildungen und eingehendere
Besprechung der Inschriften und Stein-
skulpturen des Museums der Stadt Mainz
werden in dem Vorworte des genannten
Buches in Aussicht gestellt. Hierbei büdet
das vorliegende Werk den Anfang des

2. Bandes, der die ôffentlichen und die den
Göttern geweihten Denkmâler enthalten soll.

Im i. Teil gibt Kôrber Mitteilungen zur
Geschichte der Auffindung und Deutung;
in der 2. Halfte werden kurz die Arbeiten
von v. Domaszewski, Maaß, Hertlein, Oxé,
Reinach, Strong und Quilling kritisiert,
dabei eigentlich nur der Arbeit von Oxé
einige Bedeutung beigelegt. Nach dessen
Darlegungen ordnet und bespricht er die

4) Von dem als Heizraum angenommenen, vorn Iinks gelegenen Eckraum führt ein
nachtrâglich eingebauter Kanal unter dem Boden durch nach dem in der Mitte gebrochenen
Loch. Dieser Kanal macht den Eindruck einer Wasserleitung. Es wäre möglich, daß
in der letzten Periode der Villa der Einbau eines Springbrunnens in der Mitte des Mo-
saikzimmers begonnen, aber noch nicht vollendet war. In dem Heizraum unter dem ge-
brochenen Loch soll jeder Rest von diesem gewaltsamen Einbruch, namentlich Mosaik-
steinchen bei der Auffindung vollstandig gefehlt haben.
 
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