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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 8.1915

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Nr. 3 (Mai u. Juni)
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Wolff, Georg: Zur Chronologie der Ziegelstempel der VIII. Legion, [1]
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Lehner, Hans: Xanten, der Legatenpalast von Vetera
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https://doi.org/10.11588/diglit.25478#0052

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38

Anlagen hat man abgesehen von Lieferungen aus Nied mit den dort ver-
wendeten Stempeln der VIII., XIV. und XXI. Legion nach Auffindung guter
Tonlager sofort lokale Ziegeleien gegründet, aus welchen die Ziegel mit den
Stempeln der Legio XI Claudia Pia Fidelis und der Vexillari Legionis XIIII
Geminae Martiae Victricis stammen. Daß auch in der spâteren Zeit, als die
beiden in Mainz und Straßburg garnisonierenden Legionen mit den ihnen
beigeordneten Kohorten und Alen der Grenztruppen in Friedenszeiten abge-
grenzte Wirküngskreise hatten, gelegentlich, und zwar, wie es scheint, auch
ohne Zusammenhang mit Kriegsereignissen, auf Befehl der hôheren Instanz
überschüssige Baumaterialien des einen Bezirkes im anderen verwendet wur-
den, kônnen wir — auch abgesehen von den oben erwähnten Vorgângen bei
der Erbauung des Kastells Niederbieber — aus der Verwendung zahlreicher
Nieder Stempel der XXII. Legion aus Hadrians Zeit bei den Bauten am
schwäbischen Limes schließen. So hat z. B. auch Hettner das Vorkommen
der Ziegel der XXII. Legion in dem Kastellbade von Öhringen erklärt, wâhrend
E. Herzog die Ansicht vertrat, daß „die Zuteilung (des Kastells und seiner
Besatzung) später eine andere war“ 12), d. h. also wohl, daß beide anfangs
zum Bezirk der VIII., später zu dem der XXII, Legion gehôrten. Wenn daher
eine Versendung von Militärziegeln von Straßburg nach dem Unterrhein und
dem Maingebiete an sich erklârlich und nachweisbar ist, so ist es doch
anderseits durchaus unwahrscheinlich, daß ein solcher Transport für die
Kastelle der Wetterau und des anstoßenden Taunusgebietes stattgefunden
hat in einer Zeit, in der die Nieder Ziegeleien mit lebhaftem Betriebe be-
standen. Das war aber vom Jahre 83 n. Chr. bis in die Spâtzeit des Antoni-
nus Pius mit den oben angedeuteten, kurzen Unterbrechungen und wieder
unter Caracalla der Fall. War daher die Verbauung des Ziegels aus Cara-
callas Zeit in Echzell von vornherein unwahrscheinlich, so würde dies in
erhöhtem Grade für die in der Wetterau gefundenen âlteren Stempel der
Legion gelten 13). Hâtten sie doch nach der langen Fahrt rheinab- und main-
aufwärts in dem Flußhafen an der Niddamündung bei Nied umgeladen werden
müssen, um dann von dort aus nochmals auf denselben Wegen nach ihren
Bestimmungsorten gebracht zu werden, auf welche man für die an Ort und
Stelle hergestellten Materialien, unter welchen sich auch solche mit Stempeln
der VIII. Legion befanden, allein angewiesen war.

NEUE FUNDE.

Xanten. Der Legatenpalast von Vetera.

16. Nachdem durch die Ausgrabungen der Jahre 1911 und 1912 das Praetorium d. h. das
Mittelgebâude des claudisch-neronischen Lagers freigelegt war *), gingen wir im Sommer
1913 zur Untersuchung des westlich daran anschließenden Gebäudes über, welches in
den Jahren 1913 und 1914 bis auf einen verhältnismäßig kleinen Rest, die Nordwestecke,
vollstândig freigelegt werden konnte. Wir hatten im Frühjahr 1914 die Ausgrabung schon
sehr frühzeitig begonnen in der Absicht, nicht nur dieses Gebâude, sondern auch das
ihm auf der Ostseite des Praetoriums entsprechende zu untersuchen, aber der Kriegsaus-
bruch machte unserer Ausgrabung ein vorzeitiges Ende. So mag denn ein vorlâufiger
Bericht über das bis dahin Erreichte gerechtfertigt sein.

12) ORL Öhringen S. 16 mit Anm. 1.

13) Man müßte denn annehmen, daß sie alle, wie wahrscheinlich die vereinzelt in
Heddernheim gefundenen Rheinzaberner Stempel der XIV. Legion und der Legio I
Àdiutrix, vor dem Beginn der Ziegelfabrikation in Nied herbeigeschafft wären. Das wâre
für die Funde aus den domitianischen Kastellen der Ebene immerhin môglich, für die
gleichzeitig mit ihnen gebrannten Ziegel von den Taunusplatzen kaum denkbar. Über
diese und die am unteren Neckar und auf dem Odenwald gefundenen Typen der VIII.
Legion werde ich aii anderer Stelle sprechen.

‘) B J. 122. S. 312· ff. mit Taf. XLI.
 
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