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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 8.1915

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Nr. 3 (Mai u. Juni)
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Lehner, Hans: Xanten, der Legatenpalast von Vetera
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https://doi.org/10.11588/diglit.25478#0053

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39

Die Lage des neuausgegrabenen Gebâudes zum Mittelgebaude des Lagers ver-
anschaulicht Abb. 18. Man ersieht daraus, daß das neue Gebâude vom Praetorium durch

eine nordsüdlich ziehende Lager-
straße von i8 m (= 60 röm. Fuß)
Breite getrennt ist, daß seine nôrd-
liche Abschlußmauer mit der des
Praetoriums in gleicher Flucht ver-
läuft, daß es dagegen nach Süden
erheblich an Ausdehnung hinter
dem Praetorium zurückbleibt, und
der dort freibleibende Raum an der
via principalis durch anderweitige
Bauten ausgefüdt ist, auf die wir
am Schluß zurückkommen werden.
Immerhin hat auch das neue Ge-
bâude ganz gewaltige Abmessungen,
es mißt in nordsüdlicher Richtung
97 m, in westostlicher 76 bezw. 77 m,
je nachdem man die Pfeiler vor der
westlichen Abschlußmauer abrech-
net oder mitzâhlt.

Wâhrend das Praetorium nun
seine Front und seinen Hauptein-
gang der Gesamtorientierung des
Lagers entsprechend im Süden an
der via principalis hat, wendet das
neue Gebâude sich mit seiner Front
nach Osten derWestseite des Prae-
toriums zu, ist auf dieser seiner
Ostseite von einer Sâulenhalle be-
gleitet und hat seinen Haupteingang
ebenfalls auf der Ostseite genau
gegenüber dem westlichen Seiten-
eingang des Praetoriums, der in dem
B. J. 122 verôffentlichten Plan Taf.
XLI die Nummer XI erhalten hat.

Die Einzelheiten des neuen Ge-
bâudegrundrisses sind aus Abb. 19
ersichtlich. Vorausgeschickt sei, daß auch bei diesem Gebâude, wie beim Praetorium, fast
keine Reste von festem Fundamentmauerwerk mehr vorhanden waren. Wâhrend aberbeidem
Praetorium die Fundamentgruben fast überall völlig ausgeräumt und nachtraglich wieder
mit losem Môrtelschutt gefüllt vorgefunden wurden, fand sich in den Mauerfundament-
gruben des neuen Gebâudes fast überall eine festgestampfte Bettung aus Lehm und Kies,
welche offenbar die Unterlage der Fundamente gebildet hatte 2). Die Fundamentgruben
der Säulen waren, mit einer gleich zu erwahnenden Ausnahme durchweg von quadra-
tischem oder wenigstens rechteckigem Grundriß von 1 bis 1,60 m Seite und waren mit
sehr festgestampftem grobem Flußkies gefüllt. Diese Kiesbettung war stellenweise bis
i m dick. Nur die Säulen des unten zu beschreibenden großen Peristyls 5 hatten ein
durchlaufendes aus Tuffstein gemauertes Fundament, von dem sich noch sparliche Reste
in der Fundamentgrube fanden. In dem Grundriß Abb. 19 sind alle wirklich ganz aus-
gegrabenen Teile schwarz gezeichnet, die gesicherten Ergänzungen mit punktierten Umriß-
linien angedeutet.

Die Saulen der Vorhalle vor der Ostfront, wenigstens ihre quadratischen Funda-
mentgruben, waren 3 m im Lichten von der Außenmauer entfernt. Sie standen im all-
gemeinen in einem Abstand von 5,50 m von Axe zu Axe. Nur direkt gegenüber dem
Eingang erweiterte sich der Abstand auf 8 m. Die beiden nördlichsten Sâulen stehen
11,50 m von einander, ohne daß sich dazwischen die Spur einer weiteren Sâule fand,
obgleich sorgfältig danach gesucht wurde. Nach Süden setzte sich däe Sâulenreihe noch
über die Gebäudeecke fort, in etwas unregelmäßigeren Abständen, wie der Plan zeigt. In
der ersten Fundamentgrube nördlich vom Haupteingang (S 2) fand sich ein Stück eines
Säulenschaftes aus weißem Kalkstein von 55 cm Durchm. und noch 85 cm Lânge. Der Durch-
messer Iäßt auf eine Säulenhöhe von 5,50 bis 6 m schließen. Reste des diese Vorhalle
bedeckenden Ziegeldaches wurden reichlich gefunden, namentlich in der Mitte der Halie,

2) Dies ist zwär nicht an diesem Gebâude, aber an einigen anderen Stellen, wo
auf der Bettung noch festes Mauerwerk erhalten war, absolut sicher festgestellt worden.

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Abb. 18. Legatenpalast von Vetera.

Lage neben dem Mittelgebäude. 1 : 3000.
 
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