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bestieg, um, wenn die Begnadigung nicht erteilt wurde, dort oben den Todes-
stoß zu empfangen 20).
Aber das Viereck hier wâre dafür auffallend klein, auch fehlen die
hinaufführenden Rampen. Zum richtigen Verstândnis hilft eins der Mosaiken
der römischen Villa von Bignor, auf dem vier Scenen von Retiarierkâmpfen
durch kleine Eroten dargestellt werden. Dieses hübsche und lehrreiche
Mosaik ist bisher nur durch eine Umrißzeichnung in der Archaeologia XVIll
1817 T. 19 S. 203 allgemeiner bekannt. Es sei deshalb hier die schone
PubJikation aus dem wenig verbreiteten Werk Lysons, Reliquiae Brit.-Rom.
III 1817 T. 19 dazu S. 3, wiederholt, um die Bilder nach Verdienst bekannter
zu machen (Abb. 16). Da der Schildschmuck des Secutors jedesmal ein an-
derer ist, sind wohl 4 verschiedene Kâmpferpaare gedacht. Mit Ausnahme
der ersten Scene, wo der Kampf noch steht, ist der Retiarier immer schon
unterlegen. Dreimal ist der Lanista, einmal noch ein Diener des Secutor
zugegen. Dort findet sich nun bei der ersten und vierten Scene ein Stein
mit einem Ring auf der oberen Seite. Im Amphitheater in Trier haben die
Grabungen des Winters 1910T1 im Original einen solchen Quader mit Ring
freigelegt. Das muß also ein notwendiges Requisit der Arena gewesen sein.
Vielleicht wurden Kämpfer, die zum Ausreißen neigten, damit an einen be-
schränkten Raurn gefesselt. Es leuchtet ein, daß das Viereck auf dem Trierer
Glasbecher mit seinen vier Ringen auch nur einen solchen Kettenstein der
Arena wiedergeben soll.
Wenn wir von diesen Abschweifungen zurückkehren, so bliebe für unsere
Trierer Ziegelzeichnung nur noch der Galerus zu erôrtern. Das sei aber,
da es noch zu einer ausführlicheren Betrachtung Anlaß gibt, einer besonderen
Besprechung vorbehalten. Der neue Ziegel von der Basilika in Trier mit
seiner Zeichnung ist ein Fundstück von nur bescheidenem Wert, stellt aber
dank der Treue der Beobachtung, als unmittelbares Zeugnis von dem Ein-
druck der Arenakâmpfe und durch die genaue zeitliche Fixierung seiner
Entstehung ein nicht unwichtiges Zeugnis dar.
Gegenüber der üblichen Auffassung, daß die Retiarier die niedrigste
Gattung der Gladiatoren seien, sei aber einmal darauf hingewiesen, eine wie
große Rolle, mindestens vom 2. Jahrhundert ab, gerade ihnen bei den Spielen
des Amphitheaters zufiel. Es ist offenbar kein Zufall, daß bei den neueren
Kleinfunden uns diese Kâmpfergattung immer wieder begegnet. Das entspricht
nur dem, das auch eine Betrachtung der großen Gladiatorenmonumente ergibt.
Neben mehreren Bruchstücken 30) sind jetzt sechs vollständigere Mosaikbôden
dieser Art nâher bekannt, aus Italien der aus Rom und der von Tusculum,
aus Gallien die beiden von Reims und von Trier, aus Germanien der von
Kreuznach, und aus Britannien das Erotenmosaik von Bignor. Auf dem
letzteren, in Rom und in Tusculum sind überhaupt nur Retiarierkâmpfe dar-
gestellt, überall sonst hat das Paar des Retiarius und Secutor eine bevorzugte
20) Vgl. das Podium, auf dem ein gefesselter Verbrecher in der Arena den Lôwen
erwartet, Déchelette, Vases céram. It S. 297 Typ 117 — und das Lampenbild bei
Daremberg/Saglio I 2 S. 1574 fig. 2083 s. v. crux.
30) Man findet jetzt die Mosaiken am bequemsten im Inventaire des Mosaïques
Paris, 1910: Bd. I von Lafaye und Blanchet gibt an Bruchstücken:
1242. Trier, vom Antoniusbrunnen. Trierer Jahresber. I T. 1,2.
1661. Cöln, Lungengasse. Klinkenberg, Das römische Cöln, S. 237, fig. 90.
[1635. Villa von Weingarten. Overbeck, Bonner Winckelmannsprogramm S. 15,
fig. 3 hat keinen Gladiator],
Auf ein weiteres Gladiatorenmosaik, das vor einigen Jahrhunderten in Augsburg
gefunden und verôffentlicht, aber wieder verschüttet wurde, weist mich Prof. Kohl in
Kreuznach hin.
bestieg, um, wenn die Begnadigung nicht erteilt wurde, dort oben den Todes-
stoß zu empfangen 20).
Aber das Viereck hier wâre dafür auffallend klein, auch fehlen die
hinaufführenden Rampen. Zum richtigen Verstândnis hilft eins der Mosaiken
der römischen Villa von Bignor, auf dem vier Scenen von Retiarierkâmpfen
durch kleine Eroten dargestellt werden. Dieses hübsche und lehrreiche
Mosaik ist bisher nur durch eine Umrißzeichnung in der Archaeologia XVIll
1817 T. 19 S. 203 allgemeiner bekannt. Es sei deshalb hier die schone
PubJikation aus dem wenig verbreiteten Werk Lysons, Reliquiae Brit.-Rom.
III 1817 T. 19 dazu S. 3, wiederholt, um die Bilder nach Verdienst bekannter
zu machen (Abb. 16). Da der Schildschmuck des Secutors jedesmal ein an-
derer ist, sind wohl 4 verschiedene Kâmpferpaare gedacht. Mit Ausnahme
der ersten Scene, wo der Kampf noch steht, ist der Retiarier immer schon
unterlegen. Dreimal ist der Lanista, einmal noch ein Diener des Secutor
zugegen. Dort findet sich nun bei der ersten und vierten Scene ein Stein
mit einem Ring auf der oberen Seite. Im Amphitheater in Trier haben die
Grabungen des Winters 1910T1 im Original einen solchen Quader mit Ring
freigelegt. Das muß also ein notwendiges Requisit der Arena gewesen sein.
Vielleicht wurden Kämpfer, die zum Ausreißen neigten, damit an einen be-
schränkten Raurn gefesselt. Es leuchtet ein, daß das Viereck auf dem Trierer
Glasbecher mit seinen vier Ringen auch nur einen solchen Kettenstein der
Arena wiedergeben soll.
Wenn wir von diesen Abschweifungen zurückkehren, so bliebe für unsere
Trierer Ziegelzeichnung nur noch der Galerus zu erôrtern. Das sei aber,
da es noch zu einer ausführlicheren Betrachtung Anlaß gibt, einer besonderen
Besprechung vorbehalten. Der neue Ziegel von der Basilika in Trier mit
seiner Zeichnung ist ein Fundstück von nur bescheidenem Wert, stellt aber
dank der Treue der Beobachtung, als unmittelbares Zeugnis von dem Ein-
druck der Arenakâmpfe und durch die genaue zeitliche Fixierung seiner
Entstehung ein nicht unwichtiges Zeugnis dar.
Gegenüber der üblichen Auffassung, daß die Retiarier die niedrigste
Gattung der Gladiatoren seien, sei aber einmal darauf hingewiesen, eine wie
große Rolle, mindestens vom 2. Jahrhundert ab, gerade ihnen bei den Spielen
des Amphitheaters zufiel. Es ist offenbar kein Zufall, daß bei den neueren
Kleinfunden uns diese Kâmpfergattung immer wieder begegnet. Das entspricht
nur dem, das auch eine Betrachtung der großen Gladiatorenmonumente ergibt.
Neben mehreren Bruchstücken 30) sind jetzt sechs vollständigere Mosaikbôden
dieser Art nâher bekannt, aus Italien der aus Rom und der von Tusculum,
aus Gallien die beiden von Reims und von Trier, aus Germanien der von
Kreuznach, und aus Britannien das Erotenmosaik von Bignor. Auf dem
letzteren, in Rom und in Tusculum sind überhaupt nur Retiarierkâmpfe dar-
gestellt, überall sonst hat das Paar des Retiarius und Secutor eine bevorzugte
20) Vgl. das Podium, auf dem ein gefesselter Verbrecher in der Arena den Lôwen
erwartet, Déchelette, Vases céram. It S. 297 Typ 117 — und das Lampenbild bei
Daremberg/Saglio I 2 S. 1574 fig. 2083 s. v. crux.
30) Man findet jetzt die Mosaiken am bequemsten im Inventaire des Mosaïques
Paris, 1910: Bd. I von Lafaye und Blanchet gibt an Bruchstücken:
1242. Trier, vom Antoniusbrunnen. Trierer Jahresber. I T. 1,2.
1661. Cöln, Lungengasse. Klinkenberg, Das römische Cöln, S. 237, fig. 90.
[1635. Villa von Weingarten. Overbeck, Bonner Winckelmannsprogramm S. 15,
fig. 3 hat keinen Gladiator],
Auf ein weiteres Gladiatorenmosaik, das vor einigen Jahrhunderten in Augsburg
gefunden und verôffentlicht, aber wieder verschüttet wurde, weist mich Prof. Kohl in
Kreuznach hin.