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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 8.1915

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Nr. 2 (März u. April)
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Ritterling, Emil: Zu den Inschriften aus Baden-Baden
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https://doi.org/10.11588/diglit.25478#0042

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28

/] rnp. Nerva Tra[ian. Caes. Aug. Germanicus] 2)
pontif. max[im. trib. potest. III cos. II p. p. ]
leg. I adi. Ieg. XI C [p. f..

Danach ist in den beiden 1809 ur>d 1816 gefundenen Bruchstücken,
von denen nur das zweite jetzt noch vorhanden ist, nur etwa ein Drittel der
Lânge der ganzen Inschrift erhalten. Sie wird wenigstens etwa 3,60 m lang
gewesen sein. In der ursprünglichen Fassung haben Name und Titel des
Domitian annähernd den gleichen Raum gefüllt. Da die legio I adiutrhc
bereits i. J. 85/86 an die Donau versetzt worden ist 3), gehôrte das Denkmal
in die Jahre zwischen 81 und 85, vielleicht bald nach dem Chattenkrieg des
Jahres 83. Der ursprüngliche Text dürfte also beispielsweise gelautet haben:

imp. Caes. Dom[itianus Aug. Germanicus]
pont. max. trib. [pot. III imp. VII cos. X p. p.]
leg. I adi. leg. XI C [p. f..

Das Bauwerk, auf dessen Epistyl die Inschrift angebracht war, ist dem-
nach in der ersten Hâlfte der Regierung Domitians errichtet. Die Bestimmung
des Baues ist unbekannt, war môglicherweise in dem verlorenen Teil der
dritten Inschriftzeile angedeutet. Allem Anschein nach hat der Bau aber
militârischen Charakter gehabt, dafür spricht auch der Fundort der Bruch-
stücke auf «dem Rettig», wo mit Grund eines der Kastelle von Baden-Baden
angenommen wird (vgl. Wagner, Fundstätten und Funde II S. 42). Bemer-
kenswert ist das durch die Inschrift bezeugte Zusammenwirken eines Teiles
der Mainzer und der Windischer Garnison. Ob noch andere Legionen des
damaligen oberrheinischen Heeres in der letzten Zeile genannt waren, steht
dahin. In diesem Falle würde hinter der XI. Legion noch zu ergânzen sein:
LEG · XIIII G · M ■ V · LEG · XXI RAP ■ . Dann wäre freilich das tatsâch-
liche Fehlen der Straßburger Legion, der VIII Aug., die nach der Nummern-
folge zwischen der I. und XI. hâtte erscheinen müssen, auffallend, wenn auch
nicht unerklârlich 4).

Die Errichtung des Bauwerks durch Legionare weist auf eine mehr als
lokale Bedeutung desselben hin. Zugleich ergibt sich die Tatsache, daß die in
Verbindung mit und infolge des ersten Chattenkrieges getroffenen Maßnahmen
Domitians sich keineswegs auf das nordmainische Gebiet, namentlich die
Wetterau, und Teile des südlich angrenzenden Rheinhessen beschrânkten.
Ob im Zusammenhang mit diesen Operationen Domitians oder bereits unter
Vespasian die Soldaten der XIIII Legion nach Baden-Baden gekommen sind,
derer die Inschriften C. XIII 6304 und Westd. Korr.-Bl. 1907 S. 6 gedenken,
bleibe dahingestellt. Die stândige Besatzung bildeten jedenfalls nicht Legio-
nare, sondern Auxiliartruppen. Durch eine Anzahl Steindenkmäler (C. XIII
6292, 6305—6307, R.-G. Korr.-Bl. 1909 S. 23) und durch Ziegelstempel (Haug
bei Wagner, Fundstätten II S. 39) ist als Garnison in flavischer Zeit die

2) Ob der Kaisername im Nominativ oder Ablativ erschien, muß dahin gestellt bleiben,
kommt für die Bereehnung der Zeilenlânge auch kaum in Betracht.

8) s. Österr. Archäol. Jahresh. VII 1904 Beiblatt Sp. 27 Anm. 5, und Westd.
Zeitschr. XII S. n8f.

4) Jedenfalls darf daraus nicht eine Bestätigung der Ansicht, daß legio VIII Augusta
damals die Besatzung von Lugudunensis gebildet habe (Riese, Westd. Zeitschr. XXVI,
1907 S. 130) hergeleitet werden. Daß die Legion in dieser Zeit, zu Anfang Domitians,.
einen Teil des obergermanischen Heeres bildete, wird durch die Ziegel von Mirebeau
und die Inschrift des Velius Rufus (Österr. arch. Jahreshefte VII Beibl. S. 25 fî.) außer
Zweifel gesetzt.
 
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