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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 8.1915

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Nr. 4 (Juli u. August)
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Loeschcke, Siegfried: Zur angeblich römischen Glashütte auf der Hochmark b. Cordel: Römische Glasfabrikation in Trier
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https://doi.org/10.11588/diglit.25478#0070

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einer fast 2 cm dicken Schicht von opaker dunkelroter Glasfritte er-
halten, die den Hafenboden bedeckte. Vor allem die Oberflâche dieser
Schicht ist verfarbt, so daß sie in der Aufsicht schwarz, bei durchfallendem
Licht brâunlich erscheint.

Dasselbe rote Glas, sogar mit den verfârbten Stellen an der Ober-
flâche, findet sich in ungezâhlten Fragmenten unter den aus v. Wilmowsky’s
Nachlaß 1880 ins Trierer Provinzial-Museum gelangten Resten romischer
Wandverkleidung des Doms (Mus.-Inv. 2940). In geometrische Plâttchen
gebrochen wurde es gemeinsam mit blauem und grünem Glas unter den
reichen verschiedenfarbigen Marmorincrustationen als Wandbelag verwendet.
Reste von âhnlichem — z. T. gleichfalls rotem — Wandschmuck fanden sich
z. B. auch in der rômischen Villa von Leudersdorf (Mus.-Inv. 1327, 1328).

Außerdem ist dies dunkelrote Glas überraschend viel z. B. bei den durch
Muschelbelag bereicherten Wandmosaiken der Barbara-Thermen ver-
wendet worden, wo es die sonst so beliebten Ziegelwürfelchen fast gânzlich
verdrängt hat; vgl. Röm.-Germ. Korr.-Bl. VII, 1914, S. 85. Ebendort wurde
ja auch das Hafenfragment gefunden. Kônnen \vir den Hafen nach seiner
Technik — gelbbrauner Ton mit sehr 'starkem Zusatz von roten und kristal-
linischen Steinchen — auch nicht datieren, so wird durch das rote in ihm
haftende Glas es doch so gut wie gesichert, daß er rômischen Ursprungs
ist. Ferner ist es von nicht geringem Interesse, daß der Hafenboden sich
nicht im „Industrieviertel“ der rômischen Stadt gefunden hat, sondern in
den Thermen, wo er mutmaßlich bei Anfertigung des Mosaikschmuckes be-
nutzt worden war.

2. Mus.-Inv. 19619 u. 19665, vgl. Abb. 27, wurden 1893/94 in dem bei
der Stadtmaueruntersuchung angeschnittenen römischen Töpfereigelände

an der Ziegelstraße gefunden. Die beiden
ansehnlichen Fragmente (Länge 13 bzw. 11 cm)
scheinen von ein und demselben Gefäß her-
zurühren, einem Glashafen aus gelbgebrann-
tem dichten Ton von etwa 30 cm Durchm.
Sie stammen vom Rand und vom Boden
des Gefäßes. Seine Innenseite ist mit blau-
grünem Naturglas überzogen, das sich in
1,5 cm dicker Schicht auf dem Boden gesam-
melt hat. Auch zwischen den Napf und die
Abb. 27. Bruchstück eines spätrömischen ihn umschließende Tonbettung ist, wo die

Giashafens aus Trier. 1 :3. Hafenwand nicht mehr dicht an die im Brande

verzogene Tonbettung anschließt 10), dieselbe Glasfritte gedrungen. Die
Wichtigkeit dieser beiden Fragmente besteht darin, daß wir nicht nur von
der an ihnen haftenden Glasmasse sagen können, daß sie rômischem Glas
vollkommen gleicht, sondern daß wir nach dem Randprofil des benutzten
Napfes mit vôlliger Bestimmtheit behaupten dürfen : Dieser Glashafen
stammt aus der späteren Kaiserzeit. Seine Form gleicht vôllig den
in Tausenden von Exemplaren weit verbreiteten Näpfen der späteren rômi-
schen Keramik.

3. Mus.-Inv. 07.707 u. 07.708 sind zwei Fragmente von 7x6 bezw.
12,5x6 cm Größe, die augenscheinlich aus ausgeflossener Glasfritte be-
stehen, die sich in ca. 0,2—2 cm dicker Schicht über einen unebenen Grund

10l Eingebettet war das Gefäß in eine jetzt zu Ziegel verbrannte dicke Tonschicht,
die in einer Entfernung von ca. 1 —1,5 cm von der Gefäßwand eine dünne Schieferlage
enthielt.
 
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