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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 8.1915

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Nr. 4 (Juli u. August)
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Holwerda, J. H.: Vechten, frührömisches Kastell und Flottenstation
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https://doi.org/10.11588/diglit.25478#0073

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welchen auch die Photographie (Abb. 29) zu erkennen gibt. Auch von diesem
Graben (Abb. 28, bei b3) wurde nach O hin bei b2 und bi die Fortsetzung
gefunden, sodaß sich hier in einer Entfernung von etwa IOO Meter von dem
oben beschriebenen Spîtzgraben und fast vollkommen mit ihm parallel, ein
zweiter festgestellt werden konnte. Absolut sicher, daß diese beiden dem-
selben Kastell angehört haben, ist es selbstverstândlich noch nicht, obwohl
es sehr wahrscheinlich ist.

Die Scherben, welche in dem Graben a angetroffen wurden, sind alle
aus der Zeit um die Mitte des 1. Jahrhunderts; unten im Graben fand sich

Abb. 29. Vechten. Querschnitt durch die Füllung von Graben b.

ein früher, wahrscheinlich noch augusteïscher Krughals, und sicher reicht
wohl kein Stück über die flavische Zeit hinaus. Auch in dem zweiten Spitz-
graben b fanden sich nur Stücke aus der Mitte des 1. Jahrhunderts, so ein
Krughals, dernoch tiberianisch sein kônnte, eineverzierteGraufesenque-Sigillata,
Scherbe aus Claudischer Zeit und einige aus der neronisch-flavischen Periode
(u. a. eine wie Knorr, Südgall. Terra-Sig. v. Rottweil Taf. V 1). Es scheinen
also diese Gräben einem Kastell anzugehören, das lângere Zeit im i. Jahr-
hundert bestanden hat und in flavischer Zeit zerstôrt worden ist. Es versteht
sich von selbst, daß dieser Schluß, aus dem verhältnismäßig geringen Material
gezogen, erst als ein vorlâufiger zu betrachten ist. Die Funde, die bei unseren
Grabungen im oberen bewegten Boden gemacht sind, scheinen von der spâ-
teren augusteïschen (Krughälse, arretinisches Kelchgefäß) bis in die domitia-
nische Zeit hineinzureichen.

Tatsâchlich wurde hier also das an dieser Stelle erwartete
Kastell aus dem 1. Jahrhundert festgestellt. Einer späteren grô-
ßeren Ausgrabung sei es überlassen, nicht nur dasselbe aufzudecken, sondern
auch festzustellen, ob vielleicht mehrere Kastelle in dieser Zeit dagewesen
sind. Wohl läßt es sich jetzt schon sagen, daß es hier auch noch in der
 
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