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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 8.1915

DOI issue:
Nr. 6 (Nov. u. Dezember)
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Forrer, Robert: Spätrömische Rädchen-Sigillata aus Straßburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.25478#0099

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lenornament zu enden (H). Dabei vergesse man nicht, daß auch diese bemalte
Keramik schon in spätrömischer Zeit und zwar gleichzeitig mit der ßädchentechnik
in verstärktem Maße einsetzt. Das spätrömische Gräberfeld von Straßburg-Weissturmtor
hat beide Techniken nebeneinander geliei’ert — beachtenswerter Weise ein Graberfeld,
das bis an das Ende der Römerherrschaft und wahrscheinlich. aber in beschrânktem
Maß, bei der eiheimischen Bevôlkerung noch darüber hinaus in Benutzung war.

Übrigens hat sich ein ähnlicher Prozeß ja auch auf den antiken bemalten
Vasen abgespielt — ich erinnere beispielsweise nur an die von Ernst von Stern
eben (in den 1914 zum Archaol. Kongress in Pleskau 1914 herausgegebenen „Bal-
tischen Studien“ S. 48 fl'.) verôffentlichte liellenistische Aschenurne aus Olbia, auf
welcher der rot-schwarz aufgemalte klassisclie Eierstab schon die Form zeigt. rvie sie
unsere Scherben Abh. 39 Nr. 2—4 bieten (nach Stephani 1. bis 2., nach v. Stern
3. bis 4. Jahrhundert v. Chr.).

Die Bädchenornamentik hat beiläufig auf die Bronzetechnik abgefârbt.
Nicht daß die Rädchentechnik auf der Bronze zur Anwendung gelangt wâre — dafür
verlangte das Metall a.ndere Mittel als der weiche
bildsame Ton —, aber unter Anwendung von Stanzen
hat man auf Bronzegefäßen der Spâtzeit Ornament-
streifen ähnlich denen der Râdchensigillata hervor-
gerufen. Ein lehrreiches Beispiel dieser Art, zugleich
aucli forminteressant, bietet der in Straßburg am
Kellermannstaden gefundene B r o nz e d e c k e 1 e i n e r
Faßflasche (Ahb. 38), dessen Oberseite mit einge-
schlagenen Strichbandern analog dem Einzelmuster
Abb. 36 e dekoriert ist. Das Gefäßselbstscheintungefähr
die Form der zinnernen Schraubflaschen der Renaissance
gehabt zu haben. Nach Spuren an der Deckelinnen-
seite war die Kanne innen verzinnt. Die ganze Arbeit
weist auf Gleichaltrigkeit mit unsererRädchen-Sigillata.

Es bleibt mir schließlich noch darauf hinzu-
weisen, daß von den oben geschilderten 43 Râdchen-
sigillaten mit genauer bekanntem Fundort (das mero-
wingische Beispiel Abb. 39 Nr. 48 ist ebensowenig
mitgezâhlt als Nr. 18 von nicht naher bekannter
Fundstelle und Nr. 28, 29 aus Brumath) 28 im
rômischen Stadtgebiet innerhalb des Mauerringes, 14 im rômischen
Stadtgelände außerhalb der Mauerperipherie gefunden worden sind 4). Man
vergleiche dazu die naehstehende Zusammenstellung nach Fundstellen :

Abb. 38. Bronzedeckel einer spätröm.
Faßflasche aus Straßburg.

ïntra muros
Axtgäßchen (30)

Brandgasse nr. 2 (39), nr. 4 (1, 9, 46),
nr. 19 (21)

Gewerbslauben 47/49 (35) [48].
Himmelreichgäßchen (7)

Judengasse (43)

Krâmergasse (10, 16)

Münstergasse nr. 2 (12, 26, 31, 38),
nr. 4 (47), nr. 8 (19, 34)
Neukirchgasse 1 (33)

extra muros

Alt-Spitalgasse-Krämergasse (24)
Barbaragasse nr. 16 (42)
Blauwolkengasse nr. 2 (41)
Blindengasse (6)

Elisabethgasse (40)

Hoher Steg (17). nr. 4 (5)
Langstraße-Alt S'. Peter (2, 4, 22)
Proviantamt (32) 4) ■

Schlossergasse (13, 20)

Sporeninsel (3)

4) Nr. 32 «Proviantamt» entstammt wahrscheinlich einem aus der Stadt abgeführten
rômischen Erdaushub.
 
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