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treten uns bei diesem Engel die kavallinischen der Zäzilienkirche in Rom vor Augen.
— Den Mittelpunkt des Ganzen bildet das Kreuz mit langen Seitenarmen und einem
ganz kurzen Oberstück auf dem Altar, der den bizantinischen Tron ersetzt hat. Ihn
umgeben 24 unschuldige Kinderchen ohne Flügel in langen weißen Kleidern: sie
sind winzig gezeichnet. Zur Rechten des Altars stößt wieder ein majestätischer Engel
in die Posaune; zur Linken befinden sich David, Set, der halbnackte gute Schächer,
und Isaias(?), alle mit Schriftrollen. Über dem Kreuze erblicken wir gleichfalls in
bizantinischer Anordnung und in vergrößerten Figuren wie alles auf dieser Höhe des
Bildes die Gruppe des Weltenrichters. Er sitzt in der Mandel auf einem Regenbogen,
ganz wie in Rom mit ausgebreiteten Armen, den rechten einladend gegen die Er-
wählten, den linken abwehrend gegen die Verworfenen gerichtet. Anbetend stehen
unter ihm zu seiner Rechten die Gottesmutter, die Heiligste; zur Linken der Täufer,
der Vorläufer. Über Maria erscheint die Halbfigur eines Cherubim mit Schild und
Harnisch, vierflüglich; ihm gegenüber die drei Patriarchen Isaak, Abraham und Jakob
mit Schriftrollen. Von den Füßen des Heilands geht ein Feuerstrom aus, der dem
unteren Teile des rechten Wandbildes zufließt (II). Dies wimmelt von Verdammten,
die ihre Namen auf breiten Zetteln am Leibe tragen. Gewappnete Engel stoßen sie
vorwärts in dem glühenden Strome; andere werfen die Sünder einen Felsen hinab,
an dessen Fuße ein furchtbarer Drache mit hundert Öffnungen sie verschlingt. Neben
ihm schwingt der hl. Michel sein Schwert. Unter ihm aber liegt die Hölle in Gestalt
einer ungeheuren Kugel, in deren Mitte eine zinnengekrönte Stadt mit zwei Augen
hervorleuchtet. Der Vorgang selbst ist mit einer ganz ungewöhnlichen Heftigkeit
und Wildheit dargestellt; die einzelnen Gruppen sind unentwirrbar, und die Unklarheit
des Aufbaues verstärkt in dem frommen Beschauer das Gefühl der angstvollen Unruhe,
die ihn gefangen hält. Freilich muß diese Empfindung einst noch um ein Bedeutendes
stärker gewesen sein als jetzt, wo die Farben fast ganz verblaßt sind.
Im gewollten Gegensatz hierzu steht der lichte ruhevolle Friede, die Weihe der
Seligkeit des linken Teils unserer Freske (III, Abb. 14,15). In dichter Schar bewegt sich zu-
nächst ein Zug der Seligen in das himmlische Jerusalem, ins Paradies. Voran schreiten an
Stelle des Peter der bizantinischen Überlieferung hier der Heiland und Maria mit Heiligen-
schein und Krone. In dem geöffneten Tore erblickt man die drei sitzenden Patriarchen
mit den Seelen der Gerechten im Schoße. Darüber folgen drei Reihen von Seligen,
die man sich den Tronen der Apostel zustrebend denken muß. Die Spitze bilden
daher Adam und Eva, den Schluß die Frauen. Die dritte Reihe von unten eröffnen
wieder die beiden Diakone Stefan und Lorenz, und es folgen — meist mit Inschriften
versehen — die heiligen Bischöfe, Mönche usw. So sind die beiden Heiligen Ludwig,
der von Frankreich und der von Tulus, der Bruder Roberts des Weisen, als solche
bezeichnet. Die zweite Reihe von unten bilden heilige Laien, Klarissinnen und Frauen
ohne Namen. Scheinbar an der Spitze, in Wirklichkeit den Schluß bildend, schreiten
drei jugendliche Frauen mit verschieden geformten Kronen; dann erblicken wir eine
Schar Klarissinnen, eine Königin mit Lilienkrone neben einer anderen gekrönten
treten uns bei diesem Engel die kavallinischen der Zäzilienkirche in Rom vor Augen.
— Den Mittelpunkt des Ganzen bildet das Kreuz mit langen Seitenarmen und einem
ganz kurzen Oberstück auf dem Altar, der den bizantinischen Tron ersetzt hat. Ihn
umgeben 24 unschuldige Kinderchen ohne Flügel in langen weißen Kleidern: sie
sind winzig gezeichnet. Zur Rechten des Altars stößt wieder ein majestätischer Engel
in die Posaune; zur Linken befinden sich David, Set, der halbnackte gute Schächer,
und Isaias(?), alle mit Schriftrollen. Über dem Kreuze erblicken wir gleichfalls in
bizantinischer Anordnung und in vergrößerten Figuren wie alles auf dieser Höhe des
Bildes die Gruppe des Weltenrichters. Er sitzt in der Mandel auf einem Regenbogen,
ganz wie in Rom mit ausgebreiteten Armen, den rechten einladend gegen die Er-
wählten, den linken abwehrend gegen die Verworfenen gerichtet. Anbetend stehen
unter ihm zu seiner Rechten die Gottesmutter, die Heiligste; zur Linken der Täufer,
der Vorläufer. Über Maria erscheint die Halbfigur eines Cherubim mit Schild und
Harnisch, vierflüglich; ihm gegenüber die drei Patriarchen Isaak, Abraham und Jakob
mit Schriftrollen. Von den Füßen des Heilands geht ein Feuerstrom aus, der dem
unteren Teile des rechten Wandbildes zufließt (II). Dies wimmelt von Verdammten,
die ihre Namen auf breiten Zetteln am Leibe tragen. Gewappnete Engel stoßen sie
vorwärts in dem glühenden Strome; andere werfen die Sünder einen Felsen hinab,
an dessen Fuße ein furchtbarer Drache mit hundert Öffnungen sie verschlingt. Neben
ihm schwingt der hl. Michel sein Schwert. Unter ihm aber liegt die Hölle in Gestalt
einer ungeheuren Kugel, in deren Mitte eine zinnengekrönte Stadt mit zwei Augen
hervorleuchtet. Der Vorgang selbst ist mit einer ganz ungewöhnlichen Heftigkeit
und Wildheit dargestellt; die einzelnen Gruppen sind unentwirrbar, und die Unklarheit
des Aufbaues verstärkt in dem frommen Beschauer das Gefühl der angstvollen Unruhe,
die ihn gefangen hält. Freilich muß diese Empfindung einst noch um ein Bedeutendes
stärker gewesen sein als jetzt, wo die Farben fast ganz verblaßt sind.
Im gewollten Gegensatz hierzu steht der lichte ruhevolle Friede, die Weihe der
Seligkeit des linken Teils unserer Freske (III, Abb. 14,15). In dichter Schar bewegt sich zu-
nächst ein Zug der Seligen in das himmlische Jerusalem, ins Paradies. Voran schreiten an
Stelle des Peter der bizantinischen Überlieferung hier der Heiland und Maria mit Heiligen-
schein und Krone. In dem geöffneten Tore erblickt man die drei sitzenden Patriarchen
mit den Seelen der Gerechten im Schoße. Darüber folgen drei Reihen von Seligen,
die man sich den Tronen der Apostel zustrebend denken muß. Die Spitze bilden
daher Adam und Eva, den Schluß die Frauen. Die dritte Reihe von unten eröffnen
wieder die beiden Diakone Stefan und Lorenz, und es folgen — meist mit Inschriften
versehen — die heiligen Bischöfe, Mönche usw. So sind die beiden Heiligen Ludwig,
der von Frankreich und der von Tulus, der Bruder Roberts des Weisen, als solche
bezeichnet. Die zweite Reihe von unten bilden heilige Laien, Klarissinnen und Frauen
ohne Namen. Scheinbar an der Spitze, in Wirklichkeit den Schluß bildend, schreiten
drei jugendliche Frauen mit verschieden geformten Kronen; dann erblicken wir eine
Schar Klarissinnen, eine Königin mit Lilienkrone neben einer anderen gekrönten