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Rolfs, Wilhelm
Geschichte der Malerei Neapels: mit einem Titelbild in Heliogravüre, mit 13 Textfiguren und 138 Abbildungen auf 112 Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.56470#0190
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liebe für die schrankenlose Ausdehnung der malerischen Mittel, nicht diese selbst,
die nach wie vor von außen bezogen werden. —
Wenden wir unsere Blicke den Meistern zu, die die Geschichte der Neapler
Malerei im 16. Jahrhundert bestimmen, so stoßen wir zunächst wieder auf eine Reihe
von Namen, zu denen uns die Werke fehlen.
Andreas Prato von Neapel nimmt am 2. März 1498 eine Schülerin namens
Jakobella Vitale in seine Werkstatt auf, und am 18. Oktober 1515 tritt Lukrezia
Karlo auf zwölf Jahre in seinen Dienst.
Ajaccio Santangelo von Neapel wird am 5. November 1505 als der Ver-
fertiger eines Altarbildes für Kalabrien bezeichnet und noch einmal unterm 28. Dezember
1508 erwähnt.
Unterm 9. Januar 1501 verpflichten sich Lazarus Palma und August Te-
sauro deGifone den Nonnen von S. Liguoro (S. Gregorio Armeno) zur Anfertigung
einer großartigen, aber verlorenen Altartafel im Werte von 200 Dukaten. Der Ver-
trag ist auch von einem Maler Baptimo (Battista?) de Stabile als Zeugen unter-
zeichnet. Meister August Tesauro kommt später wieder vor: am 2. Februar 1511
ist er mit dem Orgelbauer und Baumeister Johann Mormanno Zeuge bei einem
Vertrage über einen geschnitzten Rahmen, den Johann Merlian von Nola für das
Bild des Rimpatta anfertigte. Am 15. August 1546 wird er noch einmal im Aus-
gabenbuche der Verkündigungskirche erwähnt, muß also ziemlich alt geworden
sein. In der Tockokapelle des Domes befand sich das Grab des hl. Aspren, »und
hier sieht man das Leben und die Wunder des hl. Bischofs gemalt von Tesauro,
dem berühmten Neapler Maler, der um 1520 blühte. Derselbe malte auch, soweit
man nämlich der alten Überlieferung folgen darf, die allerheiligste Figur von Santa
Maria dell’ Arco [bei S. Anastasia am Vesuv, noch heute einem viel besuchten
Wallfahrtsorte], die wegen der häufigen Widerkehr von Wundern in unseren Tagen
eine der berühmtesten Kirchen von ganz Italien geworden ist. Er malte ferner die
Kapelle der hl. Marie des Friedens in der Verkündigungskirche aus, die heute
zur Bestattung der Nonnen des frommen Hauses dient; und über der Tür des Kloster-
hofes bei dieser Kapelle sieht man die Gestalten der Gottesmutter mit dem Kinde
im Schoße, dem hl. Jänner und dem hl. Anello, unseren Schutzheiligen« (D’Engenio).
Welcher Art die Kunst dieses »berühmten« Malers war, davon können wir uns keinen
Begriff mehr machen.
Etwas reichlicher fließen die Quellen über den Spanier Peter Francione,
Frangione, auch Pedro Yspano. Unterm 10. Oktober 1510 und 11. Dezember 1512
erfahren wir seinen Vertrag mit der Äbtissin von S. Liguoro, Tarsilla Guindaccio,
über ein wertvolles aus sechs Tafeln bestehendes Altarbild im Werte von 250 Du-
katen. Es war ein Dreiblatt: den Gegenstand behielt sich die Äbtissin vor, doch
sollte die halbmondförmige Krönung des Mittelbildes mit einer Kreuzigung mit je
zwei Figuren zur Seite, die Flügel mit je einer Figur, die Staffel mit dem Leiden
Kristi bemalt werden. Von dem Werke ist keine Spur mehr zu finden. Unterm
 
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