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26. April nimmt er den Felix Orlando von Salem in die Lehre. Am 7. Juni 1512
ist er mit Johannes Mormanno Zeuge bei einem Vertrag, den die Vergolder und
Maler Martin Luca, Zäsar Crisconio und Angelo Bonocore mit der Äbtissin
von S. Liguoro über die Anfertigung »eines neuen von ihm gemalten Altarblattes«,
also wohl des erwähnten zu 250 D., abschließen. Außer diesem Werke (nach
dem man im Kloster von S. Gregorio zu forschen hätte), vermerkt D’Engen io
noch folgende: In S. Maria Egiziaca, 2. Kap. links »eine Tafel, auf der die Himmels-
königin ist mit dem Kinde, das in ihrem Schoße schläft, daher man es Madonna del
Riposo nennt, auch sechs Franziskaner Märtirer, und unten viele Seelen im Fege-
feuer.« In S. Gaudioso befand sich auf dem Hauptaltar »eine Tafel mit der Himmels-
königin, umgeben von Engeln zwischen S. Gaudioso und S. Fortunata, einer Kreuz-
abnahme, S. Andreas der Apostel, S. Benedikt der Abt«, das Werk des Peter Fran-
cione Spagnuolo, der nicht nur ein ausgezeichneter Maler war, sondern auch ein
seltener Entwerfer [designatore] und ums Jahr 1521 blühte.« Celano bezeichnet ihn
als Maler und Baukünstler. Dies Bild wurde wohl mit der 1561 im Verfall befind-
lichen Kirche zerstört und durch ein großes Altarwerk des Leonhard Kastellani
ersetzt, von dem unten die Rede sein wird. Es ist bedauerlich, daß wir uns keinen
Begriff davon mehr machen können und zweifelhaft, ob wir es hier mit einem
in Spanien etwa in der Schule von Valenzia ausgebildeten Künstler oder einem, der
in Neapel lernte, zu tun haben. Vielleicht sind auch diese Bilder nach Spanien
gegangen.
Ähnlich ergeht es uns mit dem Magistro Ferrante Birgos, auch Bingos,
hyspano pictore, der am 17. Januar 1509 vor Gericht als Zeuge auftritt1).
Nicht zu entscheiden ist, ob diese fremden Meister mit dem Künstler etwas
zu tun haben, der die Fresken von Donna Regina (gez. 1520) malte. An der
Eingangswand der Kirche, die uns durch Kavallinis großartige Arbeit vertraut
ist, befindet sich neben der Tür, etwa einen Quadratmeter groß, eine Anbetung
der Könige (Abb. 81). Nach Süden zu folgt von gleicher Größe eine Freske, auf
der wir Kristus mit einem Engelkor umgeben links oben in der Luft schweben
sehen. Ein langes Spruchband zieht sich zum Kopfe der auf den Knien liegenden
und betenden Gottesmutter herab, auf sie hinweisend; links steht ein hl. Bischof
(Ludwig von Tulus?): auch er hat eine Schriftrolle, wie auch eine solche der Jung-
frau zu Füßen liegt. Der Vorgang spielt sich inmitten einer bewaldeten Landschaft
ab, die von einem Flusse durchströmt wird, der vor einer Stadt im Hintergründe
ins Meer mündet. Die Nord- (Stirn-) Wand bedeckt groß eine Darstellung der Marter
der hl. Ursel (Abb. 82), die Ostwand übereinander oben eine Verkündigung
(Abb. 83), unten eine Geburt Kristi (Abb. 84): von verschiedenen Händen, die teils
rafaelische (Sabbatini), teils florentinische Einflüsse verraten oder, wie die hl. Ursel,
spanisch anklingen.
1) Über den Spanier Franz Ruviales, gen. der Polidorino s. S. 144,1.
Rolfs, Geschichte der Malerei Neapels
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26. April nimmt er den Felix Orlando von Salem in die Lehre. Am 7. Juni 1512
ist er mit Johannes Mormanno Zeuge bei einem Vertrag, den die Vergolder und
Maler Martin Luca, Zäsar Crisconio und Angelo Bonocore mit der Äbtissin
von S. Liguoro über die Anfertigung »eines neuen von ihm gemalten Altarblattes«,
also wohl des erwähnten zu 250 D., abschließen. Außer diesem Werke (nach
dem man im Kloster von S. Gregorio zu forschen hätte), vermerkt D’Engen io
noch folgende: In S. Maria Egiziaca, 2. Kap. links »eine Tafel, auf der die Himmels-
königin ist mit dem Kinde, das in ihrem Schoße schläft, daher man es Madonna del
Riposo nennt, auch sechs Franziskaner Märtirer, und unten viele Seelen im Fege-
feuer.« In S. Gaudioso befand sich auf dem Hauptaltar »eine Tafel mit der Himmels-
königin, umgeben von Engeln zwischen S. Gaudioso und S. Fortunata, einer Kreuz-
abnahme, S. Andreas der Apostel, S. Benedikt der Abt«, das Werk des Peter Fran-
cione Spagnuolo, der nicht nur ein ausgezeichneter Maler war, sondern auch ein
seltener Entwerfer [designatore] und ums Jahr 1521 blühte.« Celano bezeichnet ihn
als Maler und Baukünstler. Dies Bild wurde wohl mit der 1561 im Verfall befind-
lichen Kirche zerstört und durch ein großes Altarwerk des Leonhard Kastellani
ersetzt, von dem unten die Rede sein wird. Es ist bedauerlich, daß wir uns keinen
Begriff davon mehr machen können und zweifelhaft, ob wir es hier mit einem
in Spanien etwa in der Schule von Valenzia ausgebildeten Künstler oder einem, der
in Neapel lernte, zu tun haben. Vielleicht sind auch diese Bilder nach Spanien
gegangen.
Ähnlich ergeht es uns mit dem Magistro Ferrante Birgos, auch Bingos,
hyspano pictore, der am 17. Januar 1509 vor Gericht als Zeuge auftritt1).
Nicht zu entscheiden ist, ob diese fremden Meister mit dem Künstler etwas
zu tun haben, der die Fresken von Donna Regina (gez. 1520) malte. An der
Eingangswand der Kirche, die uns durch Kavallinis großartige Arbeit vertraut
ist, befindet sich neben der Tür, etwa einen Quadratmeter groß, eine Anbetung
der Könige (Abb. 81). Nach Süden zu folgt von gleicher Größe eine Freske, auf
der wir Kristus mit einem Engelkor umgeben links oben in der Luft schweben
sehen. Ein langes Spruchband zieht sich zum Kopfe der auf den Knien liegenden
und betenden Gottesmutter herab, auf sie hinweisend; links steht ein hl. Bischof
(Ludwig von Tulus?): auch er hat eine Schriftrolle, wie auch eine solche der Jung-
frau zu Füßen liegt. Der Vorgang spielt sich inmitten einer bewaldeten Landschaft
ab, die von einem Flusse durchströmt wird, der vor einer Stadt im Hintergründe
ins Meer mündet. Die Nord- (Stirn-) Wand bedeckt groß eine Darstellung der Marter
der hl. Ursel (Abb. 82), die Ostwand übereinander oben eine Verkündigung
(Abb. 83), unten eine Geburt Kristi (Abb. 84): von verschiedenen Händen, die teils
rafaelische (Sabbatini), teils florentinische Einflüsse verraten oder, wie die hl. Ursel,
spanisch anklingen.
1) Über den Spanier Franz Ruviales, gen. der Polidorino s. S. 144,1.
Rolfs, Geschichte der Malerei Neapels
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