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Rolfs, Wilhelm
Geschichte der Malerei Neapels: mit einem Titelbild in Heliogravüre, mit 13 Textfiguren und 138 Abbildungen auf 112 Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.56470#0266
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über ihn hinaus, an Tiefe des malerischen Gedankens kann er sich nicht mit ihm
messen1). —
Längere Zeit verweilten Josef Cesari, der Ritter von Arpino (1564—1640)
und Johann Lanfranko von Parma (1580—1647), der Karaccischüler in Neapel.
Arpino gilt als der manierierteste aller römischen Manieristen, der sich

1) Andere Arbeiten des genialen Lombarden in Neapel sind:
1. Im k. Schlosse (Saal X) ein Brustbild (Apostel?) in braunem Gewände. Er blickt mit
nach links gedrehtem Kopfe etwas aufwärts, so daß das Licht voll ins Gesicht fällt.
Dunkler Hintergrund. Goldiger warmer Fleischton. Weich und breit gemalt. Großartige
Lebhaftigkeit des Ausdrucks in den leidenschaftlich blickenden Augen und den scharf von
den Nasenwinkeln herabgehenden Falten.
2. Ebendort (Saal XI): Orfeus. Ein seltsames von Vackaro (Saal IV) nachgeahmtes Bild.
Der Kopf ist stark zurückgeworfen, der Mund geöffnet. Die Oberlippe mit Schnurrbart.
Der nackte Körper sitzt auf einem schönen weinroten Tuche, das zwischen den Beinen
über den linken Oberschenkel herabfällt. Das Licht kommt scharf von links oben. Der
Körper, noch ein wenig starr und zaghaft, ist in ein warmes Bernsteingelb getaucht. Das-
selbe Licht spielt auf den Tieren ringsum: auf der Schnauze einer Katze, der Blume und
dem Rücken eines Hasen, dem Kopf und den Läufen eines mächtigen, vortrefflich gemalten
Hundes, dem Auge eines Papageis, der Brust eines Affen. Sonst ist alles in dunkle
Dämmerung getaucht mit kaltblauschwarzem Abendhimmel.
3. Im NM. (84026) ein schöner, aber ruinierter Kopf des hl. Franz.
4. In der Kirche der hl. Maria von Karavaggio befindet sich ein kleines merkwürdiges
Bild, das 1627, also achtzehn Jahre nach dem Tode des Meisters dahingekommen sein
und der bis dahin S. Maria della Nativitä heißenden Kirche den Namen gegeben
haben soll (2. Kap. 1.). Es stellt eine Maria dar, vor der eine Bäuerin in dem schönen
braungelben Kleide der Lombarden, mit blau auf weiß karrierter Schürze, ein weißes ge-
faltetes Tuch auf dem Kopfe, betet. Die Gottesmutter schreitet steif einher, auch ihre
Hände sind steif, die Falten regelmäßig und scharf wie auf einem alten Bilde. Vor ihr
erblüht eine Lilie; vor der Bäuerin liegt eine Sichel. Maria ist von warmem Lichte um-
flossen; außerdem erhält sie kaltes Tageslicht von links oben. Die Bäuerin dagegen be-
findet sich in dem kalten Schatten der oben rechts befindlichen Wolken. Alles das ist
ganz glatt und fast kindlich (wie der niedrige felsige Stein, auf der die Maria erscheint)
gemalt und könnte nur eine Jugendarbeit sein.
5. Kapaccio erwähnt, der Neapler Sammler Don Antonio Carmignano, Ritter von Montagna,
habe das Haupt des Täufers von Karavaggio besessen (Verwechslung mit Ribera?)
und ferner eine Vermälung der hl. Katerina.
6. Bellori (1726) gibt K. in Neapel folgende Arbeiten:
a) für die Kap. der Franko in Groß-S. Dominik eine Geißelung Kristi an der Säule;
b) für S. Anna-der-Lombarden eine Auferstehung;
c) in der Sakristei von S. Martin die Verleugnung Petri;
d) in der Miserikordia malte er in einem ungefähr 2% m langen Bilde die Sieben guten
Werke: »Man sieht darauf einen Alten, der durch ein Gefängnisgitter an der Brust
einer Frau genährt wird. [Die »Caritas romana«, Cimon und Pero. Auch von
Rubens (um 1625) gemalt.] Auch sind u.a. die Füße und Beine eines zu Grabe Getragenen
darauf. Und von der Fackel eines der Träger fällt das Licht auf die weiße Kutte des
Priesters, wodurch sich die Farbe dem Ganzen Leben gebend erhellt.«
 
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