265
grausigen Schnittflächen sieht. Dabei sind die Augen schwärmerisch - süßlich gen
Himmel gekehrt. Wie würde ein Ribera das alles dargestellt haben? Aber von ihm
haben wir nur die dunkeln Schatten, als übrige ist mittelmäßiger Guido; nur die
Farben sprechen an, am meisten die Art, wie das Blond des Mantels sich zu dem
Gelb des Kleides stellt1). Durchaus riberisch ist auch die hl. Katerina von Siena
im Schloß (Saal VII). Es ist die Kniefigur der Heiligen in Anbetung vor dem
Kruzifix. Sie ist ganz in Weiß und trägt die Dornenkrone. Von dunklem
Hintergründe hebt sie sich ab. Das Gesicht ist glatt und wenig modelliert, die
Augen sind fast roh herausgearbeitet. Malerisch aber spricht das Werk an durch
das viele Weiß, dessen geschickte Behandlung nur vor Ribera gelernt sein konnte.
Ribera in das Sinnlich-Dekorative übersetzt ist das in seiner Art vorzügliche Bild
Vackaros an der Hauptwand des IV. Saales rechts: Orfeus sitzt unter einem mit
vielen Vögeln belebten Baume und spielt die Geige. Allerhand Getier zu seinen
Füßen. Von rechts und links kommen schöne Nimfen mit Jagdspießen und Bogen,
die vom süßen Spiele gezähmt im Morden einhalten. Die Schatten sind schwarz
und die Bewegung weder lebhaft noch natürlich. Aber vorzüglich ist die Farbigkeit
und das Fleisch der ganz oder halbentblößten Brüste und Nacken, auf denen das
goldene Licht spielt. Darauf, und auf so verführerische schlanke Mädchengestalten,
wie die linke Jägerin mit dem Spieße, ist es abgesehen. Weit weniger ansprechend
und auseinanderfallend im Aufbau ist sein Gegenüber links: die Begegnung Rahels
und Jakobs, jenes ebenfalls so beliebte Stück der biblischen Geschichte, in die sich
weltliche Gedanken so unauffällig verweben lassen. Eine Fülle von Volk, Hunden,
Schafen. Die Köpfe und der obere Teil der Hauptgestalten sind besser als das
übrige. Das Licht fällt von rechts voll der Rebekka ins Gesicht und auf den ent-
blößten Hals und den üppigen Busenansatz, der in einem schönen blauen Mieder
steckt, während es die linke Wange des schwarzlockigen sehnenden Jünglings streift,
dessen Gesicht es im Schatten läßt. —
Erst ein Schüler und im Fahrwasser Vackaros, mit dem er vergeblich gegen
die wachsende Flut der Jordanisten anzukämpfen sucht, dann selber in dies Lager
übergehend: so stellt sich uns der Ritter Jakob Farelli dar, den De D. 1624
geboren werden, am 26. Juni 1706 sterben läßt. Er war Franziskaner im (nicht mehr
vorhandenen) Kloster vom hl. Ludwig, das er nicht unwahrscheinlich mit Bildern
und Fresken ausschmückte. Auffallend ist nur, daß dies nach De D. erst 1668 be-
gonnen und wegen eines Streites mit den Brüdern 1691 fortgesetzt worden sein
soll. Am Hochaltar der Kirche der hl. Brigitte-am-Toledo ist ein Bild ganz in
der Art des Vackaro, daß die Heilige zu Füßen Kristi und der Gottesmutter dar-
stellt: Dazu bemerkt Celano: »Das Hochaltarbild mit der hl. Brigitte Buße tuend,
ist ein Werk des Ritters Jakob Farelli aus seiner Jugendzeit, als er seine Malweise
noch nicht geändert hatte.« Ein ganz von der Kunst der Familie Vackaros ange-
1) Die Gottesmutter mit Kind ebendort auf Kupfer (N. 1471) ist ein unbedeutendes
Bild mit unangenehmen grauen Fleischtönen und eine schwächliche Nachahmung des Guido«
grausigen Schnittflächen sieht. Dabei sind die Augen schwärmerisch - süßlich gen
Himmel gekehrt. Wie würde ein Ribera das alles dargestellt haben? Aber von ihm
haben wir nur die dunkeln Schatten, als übrige ist mittelmäßiger Guido; nur die
Farben sprechen an, am meisten die Art, wie das Blond des Mantels sich zu dem
Gelb des Kleides stellt1). Durchaus riberisch ist auch die hl. Katerina von Siena
im Schloß (Saal VII). Es ist die Kniefigur der Heiligen in Anbetung vor dem
Kruzifix. Sie ist ganz in Weiß und trägt die Dornenkrone. Von dunklem
Hintergründe hebt sie sich ab. Das Gesicht ist glatt und wenig modelliert, die
Augen sind fast roh herausgearbeitet. Malerisch aber spricht das Werk an durch
das viele Weiß, dessen geschickte Behandlung nur vor Ribera gelernt sein konnte.
Ribera in das Sinnlich-Dekorative übersetzt ist das in seiner Art vorzügliche Bild
Vackaros an der Hauptwand des IV. Saales rechts: Orfeus sitzt unter einem mit
vielen Vögeln belebten Baume und spielt die Geige. Allerhand Getier zu seinen
Füßen. Von rechts und links kommen schöne Nimfen mit Jagdspießen und Bogen,
die vom süßen Spiele gezähmt im Morden einhalten. Die Schatten sind schwarz
und die Bewegung weder lebhaft noch natürlich. Aber vorzüglich ist die Farbigkeit
und das Fleisch der ganz oder halbentblößten Brüste und Nacken, auf denen das
goldene Licht spielt. Darauf, und auf so verführerische schlanke Mädchengestalten,
wie die linke Jägerin mit dem Spieße, ist es abgesehen. Weit weniger ansprechend
und auseinanderfallend im Aufbau ist sein Gegenüber links: die Begegnung Rahels
und Jakobs, jenes ebenfalls so beliebte Stück der biblischen Geschichte, in die sich
weltliche Gedanken so unauffällig verweben lassen. Eine Fülle von Volk, Hunden,
Schafen. Die Köpfe und der obere Teil der Hauptgestalten sind besser als das
übrige. Das Licht fällt von rechts voll der Rebekka ins Gesicht und auf den ent-
blößten Hals und den üppigen Busenansatz, der in einem schönen blauen Mieder
steckt, während es die linke Wange des schwarzlockigen sehnenden Jünglings streift,
dessen Gesicht es im Schatten läßt. —
Erst ein Schüler und im Fahrwasser Vackaros, mit dem er vergeblich gegen
die wachsende Flut der Jordanisten anzukämpfen sucht, dann selber in dies Lager
übergehend: so stellt sich uns der Ritter Jakob Farelli dar, den De D. 1624
geboren werden, am 26. Juni 1706 sterben läßt. Er war Franziskaner im (nicht mehr
vorhandenen) Kloster vom hl. Ludwig, das er nicht unwahrscheinlich mit Bildern
und Fresken ausschmückte. Auffallend ist nur, daß dies nach De D. erst 1668 be-
gonnen und wegen eines Streites mit den Brüdern 1691 fortgesetzt worden sein
soll. Am Hochaltar der Kirche der hl. Brigitte-am-Toledo ist ein Bild ganz in
der Art des Vackaro, daß die Heilige zu Füßen Kristi und der Gottesmutter dar-
stellt: Dazu bemerkt Celano: »Das Hochaltarbild mit der hl. Brigitte Buße tuend,
ist ein Werk des Ritters Jakob Farelli aus seiner Jugendzeit, als er seine Malweise
noch nicht geändert hatte.« Ein ganz von der Kunst der Familie Vackaros ange-
1) Die Gottesmutter mit Kind ebendort auf Kupfer (N. 1471) ist ein unbedeutendes
Bild mit unangenehmen grauen Fleischtönen und eine schwächliche Nachahmung des Guido«