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näher an, so entschwindet sie bald in ein fast undurchdringliches Dunkel. Von dem zu-
verlässigen Celano wissen wir, daß es einen Maler namens Giamberardino Si-
ciliano gegeben hat und lernen auch einige seiner Werke kennen. Keins davon ist
aber gezeichnet. Als einziges Datum haben wir das Jahr 1628, woraus zu folgern
wäre, daß er schon als gereifter Meister in die Werkstatt des 1631 nach Neapel
gehenden Dorninikino eingetreten sein müßte. Dann kann er aber unmöglich mit
einem Berardino Siciliano in Neapel gleich sein, von dem die Taufbücher melden,
daß er mit seiner Gattin Ursel Montuoro unterm 8. November 1694, 26. Mai
1700, 23. November 1705 eine Tochter, am 10. September 1696 und am 27. Mai
1698 einen Sohn getauft habe. Dabei fehlt die Bezeichnung, daß er ein Maler ge-
wesen sei. Der Johann-Bernhardin der Urkunde vom Jahre 1628 ist Bildhauer,
da er »für die Wachsmodelle der acht Engel« für den Altar von St. Martin,
»nämlich zwei Modelle«, 40 Dukaten erhält. In dieser Beziehung hätte also der
Fälscher recht, und Giannone, der ihn im übrigen nur nachschreibt, bestätigt die
Angabe, indem er erzählt, Johann-Bernhardin habe sich aus gebranntem Ton einen
Gottesmutterkopf angefertigt, »um die Proporzionen nicht zu vergessen«. Er selbst
habe ihn in der Hand des Ignaz Sarno gesehen, der ihn von seinem Lehrer Peter
Patelano, einem Schüler des Fansaga, bekommen habe. Wir erhalten also einen
Künstler, der im Anfang des 17. Jahrhunderts als Maler und Bildhauer tätig war. Was
ihm De D. und nach ihm alle folgenden Kritiker geben, ist in sich zu widerspruchs-
voll, als daß wir daraus ein Bild seiner Tätigkeit gewinnen könnten. Zudem ist es
wie immer durchaus unzuverlässig. So gibt er z. B. unserm Meister eine Rosen-
kranzmaria in Monte-di-Dio: er sei während der Pest (1656) in dies Kloster
geflüchtet und habe es dort gemalt. Dagegen erhellt aus den Büchern des Klosters,
daß das Bild (zusammen mit einem andern) im Jahre 1606 von dem sonst unbe-
kannten Mattia Meroldi gemalt wurde. Tatsächlich war aber an dieser Stätte ein
Werk des Künstlers vorhanden, nämlich eine Verklärung, die nach De Lellis meister-
haft gemalt war, aber längst verschollen ist. Celano berichtet: »Das Bild, das in der (1.)
Kreuzschiffkapelle [von S. Peter-dem-Blutzeugen] sich befindet mit dem hl. Domi-
nik, der vielen Personen den Rosenkranz austeilt, wurde von unserem Johann-Bern-
hardin Siziliano mit einer Kapelle gemalt.« Es handelt sich um eine tipische Rosen-
kranzmaria, wie sie um diese Zeit in Neapel außerordentlich häufig ist. Darf man
Celanos Zuschreibung trauen, so würde man dies Bild als Ausgangspunkt der Kunst
Sizilianos ansehen können. Das in einem umständlichen architektonischen Rahmen be-
findliche Werk stellt in ansprechender und bedeutender Weise die Verleihung des Rosen-
kranzes durch den hl. Dominik an Gläubige dar. Der Vorgang spielt sich im Innern
eines Gebäudes mit schmalem Durchblick ins Freie ab. Ganz oben die Taube. Darunter
die Gottesmutter mit einer großen Schar jubilierender Engel, bei denen auffällt, wie sie
mit Vorliebe die Arme kronleuchterartig in die Höhe heben. Der Heilige steht in vor-
nehmer Haltung auf einer Treppenstufe, umgeben von einer gut gegliederten Menge
kniender und stehender Gläubigen mit ausdrucksvollen, wenn auch nirgend fein ge-
näher an, so entschwindet sie bald in ein fast undurchdringliches Dunkel. Von dem zu-
verlässigen Celano wissen wir, daß es einen Maler namens Giamberardino Si-
ciliano gegeben hat und lernen auch einige seiner Werke kennen. Keins davon ist
aber gezeichnet. Als einziges Datum haben wir das Jahr 1628, woraus zu folgern
wäre, daß er schon als gereifter Meister in die Werkstatt des 1631 nach Neapel
gehenden Dorninikino eingetreten sein müßte. Dann kann er aber unmöglich mit
einem Berardino Siciliano in Neapel gleich sein, von dem die Taufbücher melden,
daß er mit seiner Gattin Ursel Montuoro unterm 8. November 1694, 26. Mai
1700, 23. November 1705 eine Tochter, am 10. September 1696 und am 27. Mai
1698 einen Sohn getauft habe. Dabei fehlt die Bezeichnung, daß er ein Maler ge-
wesen sei. Der Johann-Bernhardin der Urkunde vom Jahre 1628 ist Bildhauer,
da er »für die Wachsmodelle der acht Engel« für den Altar von St. Martin,
»nämlich zwei Modelle«, 40 Dukaten erhält. In dieser Beziehung hätte also der
Fälscher recht, und Giannone, der ihn im übrigen nur nachschreibt, bestätigt die
Angabe, indem er erzählt, Johann-Bernhardin habe sich aus gebranntem Ton einen
Gottesmutterkopf angefertigt, »um die Proporzionen nicht zu vergessen«. Er selbst
habe ihn in der Hand des Ignaz Sarno gesehen, der ihn von seinem Lehrer Peter
Patelano, einem Schüler des Fansaga, bekommen habe. Wir erhalten also einen
Künstler, der im Anfang des 17. Jahrhunderts als Maler und Bildhauer tätig war. Was
ihm De D. und nach ihm alle folgenden Kritiker geben, ist in sich zu widerspruchs-
voll, als daß wir daraus ein Bild seiner Tätigkeit gewinnen könnten. Zudem ist es
wie immer durchaus unzuverlässig. So gibt er z. B. unserm Meister eine Rosen-
kranzmaria in Monte-di-Dio: er sei während der Pest (1656) in dies Kloster
geflüchtet und habe es dort gemalt. Dagegen erhellt aus den Büchern des Klosters,
daß das Bild (zusammen mit einem andern) im Jahre 1606 von dem sonst unbe-
kannten Mattia Meroldi gemalt wurde. Tatsächlich war aber an dieser Stätte ein
Werk des Künstlers vorhanden, nämlich eine Verklärung, die nach De Lellis meister-
haft gemalt war, aber längst verschollen ist. Celano berichtet: »Das Bild, das in der (1.)
Kreuzschiffkapelle [von S. Peter-dem-Blutzeugen] sich befindet mit dem hl. Domi-
nik, der vielen Personen den Rosenkranz austeilt, wurde von unserem Johann-Bern-
hardin Siziliano mit einer Kapelle gemalt.« Es handelt sich um eine tipische Rosen-
kranzmaria, wie sie um diese Zeit in Neapel außerordentlich häufig ist. Darf man
Celanos Zuschreibung trauen, so würde man dies Bild als Ausgangspunkt der Kunst
Sizilianos ansehen können. Das in einem umständlichen architektonischen Rahmen be-
findliche Werk stellt in ansprechender und bedeutender Weise die Verleihung des Rosen-
kranzes durch den hl. Dominik an Gläubige dar. Der Vorgang spielt sich im Innern
eines Gebäudes mit schmalem Durchblick ins Freie ab. Ganz oben die Taube. Darunter
die Gottesmutter mit einer großen Schar jubilierender Engel, bei denen auffällt, wie sie
mit Vorliebe die Arme kronleuchterartig in die Höhe heben. Der Heilige steht in vor-
nehmer Haltung auf einer Treppenstufe, umgeben von einer gut gegliederten Menge
kniender und stehender Gläubigen mit ausdrucksvollen, wenn auch nirgend fein ge-