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schäft gemacht zu haben und erzieht den Sohn ebenfalls in dieser in Neapel so ver-
breiteten »Kunst«. Baldinucci (von der Erstlingsarbeit des De D. beeinflußt) erzählt
allerhand Wunderdinge von dem begabten Knaben. Mit sieben Jahren hätte er in kleinem
Maßstabe eine Geburt des Mark von Siena in S. Johann-der-Florentiner kopiert:
die Kirche hat eine Anzahl von Bildern dieses Meisters, aber keine Geburt. 1643
malt er eine Schmiede mit allem Kleinkram, die nach Mailand gekommen wäre.
Schon damals hätte ihn der Vater mit nach Rom genommen, und das Ergebnis seien
zwei Schlachtenbilder »in Nachahmung des Messentio« gewesen1), also wohl der
Konstantinsschlacht im Vatikan. Nach Neapel zurückgekehrt habe er in der
Neuen Marienkirche Fresken ausgeführt, was ebenfalls sehr unwahrscheinlich ist.
Dagegen scheint er 1654 zum ersten Male nach Rom gegangen zu sein, wo Peter
von Kortona ein Vorbild für ihn wurde, das Zeit seines Lebens wirksam bleibt.
1666 heiratet er die Margarete von Ardi und macht sich nun, wie es scheint,
selbständig2).
Gewöhnlich wird Lukas als ein Schüler des Ribera hingestellt. Daß er dies
in dem üblichen Sinne gewesen sei, ist durch nichts bewiesen. Er kopierte ihn wie
er alle andern, neue und alte Meister, nachmachte, lediglich um Geld zu verdienen3).
Massimo selber soll einmal auf einen von ihm gefälschten und durch Rauch alt-
gemachten »Polidoro von Karavaggio« hereingefallen sein. Sein Hauptabnehmer
aber war Romer, der ihm alle seine geschickten Kopien abkaufte und sie für teures
Geld nach Flandern lieferte. Nach Spanien schickt er auf Befehl des Königs, der sich
mehrmals vergeblich bemühte, ihn ganz dahin zu ziehen, 16 große Bilder »in der
Art des Guido, Tintoretto, Veronese und des Spanjoletto.« Sein Zeitgenosse
Bulifon rühmt von ihm 1690, als er auf der Höhe seines Ruhmes stand, er habe
ein so großes Talent gehabt, daß er die ausgezeichnetsten Maler nachmachen konnte,
aber »mit einer solchen Vollkommenheit, daß man das Wahre nicht vom Falschen
zu erkennen vermochte«. Von einer hl. Familie des Jordano schreibt Rafael
Mengs, sie sei so rafaelisch, daß, wer das Wesen der Schönheit dieses Meisters
nicht kenne, die Nachahmung Jordanos nicht herausfinde. Lukas selbst führt in dem
von ihm angefertigten Verzeichnis der Bilder der Sammlung Colonnas vom 17. No-
1) Im Komohause befindet sich tatsächlich eine Konstantinsschlacht von seiner
Hand (1507), sie verrät aber nichts Frühreifes.
2) Baldinucci will uns einreden, Margarete sei eine Urenkelin Michelangelos, da sie
von einer Schwester dieses abstamme, die Michelangelo selbst nach Neapel geleitet habe. Das
ginge aus einem Grabmal der Kirche zum hl. Johannes-der-Florentiner hervor. Michel-
angelo hatte aber keine Schwester, sondern nur eine Nichte, Franziska (Cecca), die von
ihm im Kloster von Boldrone erzogen 1538 den Michel Niklas Ouicciardini heiratet.
Von seinem Besuche in Neapel weiß niemand etwas; und das einzige Grab, das hier in der
genannten Kirche Bezug auf unsere Frage haben könnte, ist das des Florentiners Michael
de Haerede (t 1579).
3) A. L. Mayer gibt eine Liste von 17 dem Jordano zugeschriebenen Kopien Riberas,
womit die Anzahl keineswegs erschöpft ist.
Rolfs, Geschichte der Malerei Neapels 22
schäft gemacht zu haben und erzieht den Sohn ebenfalls in dieser in Neapel so ver-
breiteten »Kunst«. Baldinucci (von der Erstlingsarbeit des De D. beeinflußt) erzählt
allerhand Wunderdinge von dem begabten Knaben. Mit sieben Jahren hätte er in kleinem
Maßstabe eine Geburt des Mark von Siena in S. Johann-der-Florentiner kopiert:
die Kirche hat eine Anzahl von Bildern dieses Meisters, aber keine Geburt. 1643
malt er eine Schmiede mit allem Kleinkram, die nach Mailand gekommen wäre.
Schon damals hätte ihn der Vater mit nach Rom genommen, und das Ergebnis seien
zwei Schlachtenbilder »in Nachahmung des Messentio« gewesen1), also wohl der
Konstantinsschlacht im Vatikan. Nach Neapel zurückgekehrt habe er in der
Neuen Marienkirche Fresken ausgeführt, was ebenfalls sehr unwahrscheinlich ist.
Dagegen scheint er 1654 zum ersten Male nach Rom gegangen zu sein, wo Peter
von Kortona ein Vorbild für ihn wurde, das Zeit seines Lebens wirksam bleibt.
1666 heiratet er die Margarete von Ardi und macht sich nun, wie es scheint,
selbständig2).
Gewöhnlich wird Lukas als ein Schüler des Ribera hingestellt. Daß er dies
in dem üblichen Sinne gewesen sei, ist durch nichts bewiesen. Er kopierte ihn wie
er alle andern, neue und alte Meister, nachmachte, lediglich um Geld zu verdienen3).
Massimo selber soll einmal auf einen von ihm gefälschten und durch Rauch alt-
gemachten »Polidoro von Karavaggio« hereingefallen sein. Sein Hauptabnehmer
aber war Romer, der ihm alle seine geschickten Kopien abkaufte und sie für teures
Geld nach Flandern lieferte. Nach Spanien schickt er auf Befehl des Königs, der sich
mehrmals vergeblich bemühte, ihn ganz dahin zu ziehen, 16 große Bilder »in der
Art des Guido, Tintoretto, Veronese und des Spanjoletto.« Sein Zeitgenosse
Bulifon rühmt von ihm 1690, als er auf der Höhe seines Ruhmes stand, er habe
ein so großes Talent gehabt, daß er die ausgezeichnetsten Maler nachmachen konnte,
aber »mit einer solchen Vollkommenheit, daß man das Wahre nicht vom Falschen
zu erkennen vermochte«. Von einer hl. Familie des Jordano schreibt Rafael
Mengs, sie sei so rafaelisch, daß, wer das Wesen der Schönheit dieses Meisters
nicht kenne, die Nachahmung Jordanos nicht herausfinde. Lukas selbst führt in dem
von ihm angefertigten Verzeichnis der Bilder der Sammlung Colonnas vom 17. No-
1) Im Komohause befindet sich tatsächlich eine Konstantinsschlacht von seiner
Hand (1507), sie verrät aber nichts Frühreifes.
2) Baldinucci will uns einreden, Margarete sei eine Urenkelin Michelangelos, da sie
von einer Schwester dieses abstamme, die Michelangelo selbst nach Neapel geleitet habe. Das
ginge aus einem Grabmal der Kirche zum hl. Johannes-der-Florentiner hervor. Michel-
angelo hatte aber keine Schwester, sondern nur eine Nichte, Franziska (Cecca), die von
ihm im Kloster von Boldrone erzogen 1538 den Michel Niklas Ouicciardini heiratet.
Von seinem Besuche in Neapel weiß niemand etwas; und das einzige Grab, das hier in der
genannten Kirche Bezug auf unsere Frage haben könnte, ist das des Florentiners Michael
de Haerede (t 1579).
3) A. L. Mayer gibt eine Liste von 17 dem Jordano zugeschriebenen Kopien Riberas,
womit die Anzahl keineswegs erschöpft ist.
Rolfs, Geschichte der Malerei Neapels 22