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Rolfs, Wilhelm
Geschichte der Malerei Neapels: mit einem Titelbild in Heliogravüre, mit 13 Textfiguren und 138 Abbildungen auf 112 Tafeln — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.56470#0377
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Mitglieder der Lukasakademie von Rom waren, ergibt sich aus Inschriften auf ihren
Werken: mußten sie aber deswegen in Rom sein? Das früheste Werk Jakobs datiert
von 1678 (in Sorrent, Kirche des hl. Antonin).
Jakob ist neben Solimena der bedeutenste dekorative Maler Neapels. Seine Tätig-
keit zerfällt in Kirchen- und Palastmalerei. Könnte man De D. glauben, so wäre eine
frühe Arbeit Jakobs die Ausmalung der Bogenfelder der Kapellen der Apostelkirche
gewesen. Sein Bericht darüber, Sol im enas Anteilnahme an den mislungenen Bildern,
sein Lob und die schonende Rücksicht, mit der er sie dem Wunsche der Besteller ent-
sprechend nicht etwa entfernt, sondern mit seinen Bildern auf Leinwand nur zugedeckt
habe — alles das macht seine Angaben völlig wertlos. Giannone bemerkt dazu, er habe
Solimena nie einen Kunstgenossen loben hören, außer Maratta, und den nur, damit
er ihm Gleiches mit Gleichem vergelte. Wann also die beiden Fresken rechts und links
der 2. Kapelle links entstanden sind, mag dahingestellt bleiben: daß sie Jakob zum Verfasser
haben, ist unzweifelhaft, denn die linke ist gezeichnet: GIAMo del • PÖ • Sie lassen an
höchster Manieriertheit nichts zu wünschen übrig. Man pflegt heute derartige Arbeiten
nicht selten damit als Kunstwerke zu begründen, daß man sagt, sie hätten, wenn sie
auch uns nicht gefielen, doch einen ausgesprochenen Stil. Mit diesem misverstandenen
Worte wird alles zu Kunst gestempelt. Beschränkt man aber seinen Begriff darauf,
daß Stil nur so lange vorhanden ist wie Naturwahrheit, so ist die Grenzlinie gegen
die Manier sogleich gezogen. Tatsächlich haben wir es am Ende des 17. und
namentlich im 18. Jahrhundert nicht mehr mit Stil, sondern meist nur noch mit
Manier zu tun, und zieht man die Grenzlinie so, daß diesseits die Kunst, jenseits
aber das Handwerk liegt, so kann es nicht fraglich sein, zu bestimmen, wohin ein
beträchtlicher Teil der Malerei der 1700 gehört. — Am linken Bogen sehen wir eine
gefällige Dame mit sehr reichlichem Fleisch, sehr kleinen Füßchen, verrenkten Händ-
chen, zartem Mündchen vor einem hilfeflehend aufblickenden Heiligen hingegossen
mit den gleichen Porzellanhändchen wie jene: es soll der hl. Gregor sein, mit dem
die Schöne über einen schmutzigen Sündenlohn zu handeln sucht. Im Fortgang
der Legende wird sie denn auch vom Teufel davongeführt. Rechts martert man die
gipsige Fleischmasse eines ungewöhnlich fetten Jünglings, des hl. Troadius, auf
einem kleinen Feuer. Oben fliegt der hl. Gregor mit mächtiger Bischofsmütze und
weist mit beiden Armen in die Höhe. Diese im übrigen sehr unbedeutenden Werke
sind völlig tipisch: seltene Legenden werden hervorgesucht, am liebsten solche, bei
denen erotische Andeutungen eine versteckte, aber darum nicht minder große Rolle
der-Florentiner beigesetzt. Die oben genannte Maria-Laurenza (Lorenza) tauft mit ihrem
Gatten Batta d’Onofrio am 17. August 1730 eine Tochter Maria-Teresa-Anna; am
1. März 1751 stirbt die Witwe Bonaventura del Pö im Alter von 70 Jahren, also geb. 1681;
am 3. März 1773 wird Maria-Karolina-Gertrude-Helene-Anna, die am 1. geb. Tochter
des Vinzenz del Pö getauft, und am 6. April 1799 heiratet Karl del Pö die Agnes
d’Afflitto. Ein Anton del Pö ist mit dem Entwurf von Fruchtkränzen für die Donkischott-
gewebe (s. Anhang 1) beschäftigt (1769).
 
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