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spielen; Bewegung und Haltung sind so großartig wie möglich, meist weit über das
Ziel hinausschießend; die Falten bei ruhigen wie bewegten Personen wie mit Sturm-
wind gepeitscht, dabei starr wie Wellblech; die Zeichnung ohne Nachdenken und
weit von aller Natur entfernt; die Farbe licht, heiter, bunt, und das Fleisch im Gegen-
satz zu den dunkeln Tönen und Schatten der 1600 weiß und gipsig, so daß nichts
besser gelingt als nachgemachte Stuckengel und Steinfiguren.
Was wir sonst noch von Kirchenmalerei Jakobs in Neapel besitzen, fällt mit
Ausnahme einiger Werke aus der Umgegend in die Jahre 1705 und 17061). In
S. Peter-am-Majella malte er für die Kapelle Spinelli 1705 eine von Franz
Raitano gestiftete Himmelfahrt Mariens, die von vier Engeln getragen wird,
während einer unten Rosen streut, gez. GIAC • PO • F. Im gleichen Jahre bemalte er
im Auftrage des Markgrafen von S. Giorgio, Dominik Milano, den Bogen, der die
Kapelle der Milano mit der Sakristei der Großen Dominikanerkirche verbindet; an
der Seite befinden sich die Bildnisse des Stifters und seines Sohnes Jakob. Die Fresken
sind verdorben. Nicht besser erhalten ist das Altarbild, Josef mit dem Kristkind
auf dem Arm und Engeln, in S. Peter-dem-Blutzeugen (1. Kap. 1.) das in
flatternden Falten schwelgt. Als seine besten Werke der Art gelten die beiden großen
Bilder in der Kirche der hl. Terese-zu-den-Studien vom Jahre 1706. (Kreuz-
schiff), die Schlacht bei Prag, gez. GIACOMO DELPÖ • F • 1706, und eine
Flucht nach Ägipten, gez. JACBVS DEL PÖ ACADvs ROMvs . F • Die
Schlacht ist ein mächtiges Dekorazionsstück von stürmischem Schwünge und nea-
politanischem Getöse. In der Mitte stürmt das Kruzifix hoch erhoben wie ein
apokaliptischer Reiter auf weißem Karusselpferde der hl. Johannes daher. Zu beiden
Seiten mächtige Knäuel liegender, stöhnender, sausender, zusammenbrechender Men-
schen und Tiere. Alle Einzelzeichnung hat aufgehört: nur überkühne Verkürzungen
tun sich hier und da hervor als Kunstproben ernsterer Art. Heulende Pferde mit
tötlichen Pfeilen in der Brust, aus der hellrotes Blut hervorspringt. Oben in der
Glorie Maria, von deren Gruppe auf die ganze Mitte des Bildes helles Licht geworfen
wird, während rechts und links dunkle stürmische Wolken die seitlichen Gruppen
unten in schwärzlich blaugrünen Schatten halten. Diese gekünstelte Lichtwirkung wurde
über alle Maßen gepriesen. Viel Blau und Grau, dazwischen Rot und Weiß, alles wohl
ineinander gestimmt und daher sehr dekorativ geben die Lust der Zeit an Farbe und
Licht wieder. — Die Muttergottes mit pausbackigen Engeln eine Ruderfahrt auf dem
Nil unternehmend als »Flucht nach Ägipten« ist ein wahrhaft ursprünglicher Ge-
danke der in derartigen Belustigungen schwelgenden Gesellschaft der 1700. Die Be-
leuchtung ist wie auf der Schlacht geregelt. In der Mitte strömt von oben mit un-
gezählten leicht hingeworfenen Engelscharen — sie werden im Laufe des Jahrhunderts
1) Im Dom von Sorrent gibt man ihm die Himmelfahrt Mariens der Decke; im
Kreuzschiff der Kirche des hl. Antonin sind zwei schlecht erhaltene Gemälde, Johann
Grillo bei der Belagerung von Sorrent und die Pest in Sorrent 1656, gez. und
mit der Jahreszahl 1678.
spielen; Bewegung und Haltung sind so großartig wie möglich, meist weit über das
Ziel hinausschießend; die Falten bei ruhigen wie bewegten Personen wie mit Sturm-
wind gepeitscht, dabei starr wie Wellblech; die Zeichnung ohne Nachdenken und
weit von aller Natur entfernt; die Farbe licht, heiter, bunt, und das Fleisch im Gegen-
satz zu den dunkeln Tönen und Schatten der 1600 weiß und gipsig, so daß nichts
besser gelingt als nachgemachte Stuckengel und Steinfiguren.
Was wir sonst noch von Kirchenmalerei Jakobs in Neapel besitzen, fällt mit
Ausnahme einiger Werke aus der Umgegend in die Jahre 1705 und 17061). In
S. Peter-am-Majella malte er für die Kapelle Spinelli 1705 eine von Franz
Raitano gestiftete Himmelfahrt Mariens, die von vier Engeln getragen wird,
während einer unten Rosen streut, gez. GIAC • PO • F. Im gleichen Jahre bemalte er
im Auftrage des Markgrafen von S. Giorgio, Dominik Milano, den Bogen, der die
Kapelle der Milano mit der Sakristei der Großen Dominikanerkirche verbindet; an
der Seite befinden sich die Bildnisse des Stifters und seines Sohnes Jakob. Die Fresken
sind verdorben. Nicht besser erhalten ist das Altarbild, Josef mit dem Kristkind
auf dem Arm und Engeln, in S. Peter-dem-Blutzeugen (1. Kap. 1.) das in
flatternden Falten schwelgt. Als seine besten Werke der Art gelten die beiden großen
Bilder in der Kirche der hl. Terese-zu-den-Studien vom Jahre 1706. (Kreuz-
schiff), die Schlacht bei Prag, gez. GIACOMO DELPÖ • F • 1706, und eine
Flucht nach Ägipten, gez. JACBVS DEL PÖ ACADvs ROMvs . F • Die
Schlacht ist ein mächtiges Dekorazionsstück von stürmischem Schwünge und nea-
politanischem Getöse. In der Mitte stürmt das Kruzifix hoch erhoben wie ein
apokaliptischer Reiter auf weißem Karusselpferde der hl. Johannes daher. Zu beiden
Seiten mächtige Knäuel liegender, stöhnender, sausender, zusammenbrechender Men-
schen und Tiere. Alle Einzelzeichnung hat aufgehört: nur überkühne Verkürzungen
tun sich hier und da hervor als Kunstproben ernsterer Art. Heulende Pferde mit
tötlichen Pfeilen in der Brust, aus der hellrotes Blut hervorspringt. Oben in der
Glorie Maria, von deren Gruppe auf die ganze Mitte des Bildes helles Licht geworfen
wird, während rechts und links dunkle stürmische Wolken die seitlichen Gruppen
unten in schwärzlich blaugrünen Schatten halten. Diese gekünstelte Lichtwirkung wurde
über alle Maßen gepriesen. Viel Blau und Grau, dazwischen Rot und Weiß, alles wohl
ineinander gestimmt und daher sehr dekorativ geben die Lust der Zeit an Farbe und
Licht wieder. — Die Muttergottes mit pausbackigen Engeln eine Ruderfahrt auf dem
Nil unternehmend als »Flucht nach Ägipten« ist ein wahrhaft ursprünglicher Ge-
danke der in derartigen Belustigungen schwelgenden Gesellschaft der 1700. Die Be-
leuchtung ist wie auf der Schlacht geregelt. In der Mitte strömt von oben mit un-
gezählten leicht hingeworfenen Engelscharen — sie werden im Laufe des Jahrhunderts
1) Im Dom von Sorrent gibt man ihm die Himmelfahrt Mariens der Decke; im
Kreuzschiff der Kirche des hl. Antonin sind zwei schlecht erhaltene Gemälde, Johann
Grillo bei der Belagerung von Sorrent und die Pest in Sorrent 1656, gez. und
mit der Jahreszahl 1678.