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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 3.1917/​1918

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Nr. 2
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Frimmel, Theodor von: Malerische Naturbeobachtungen, 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.52767#0051

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bilder. Für spätere Erörterungen ist es von Bedeutung, sogleich anzumerken,
daß die roten Sonnenuntergänge mit großer Scheibe unzertrennlich
sind von einer gewissen Trübung der Luft nach Westen hin.
Ein weiterer Typus, der oft zu beobachten ist, wird durch den Fall
gegeben, daß die Luft schon tagsüber dunstreich ist, aber nach oben hin
eine sehr gleichmäßige Verteilung der Feuchtigkeit aufweist. Die Mittags-
sonne (im Februar war es) zeigte sich blendend weiß, war nicht fixierbar
und erschien durch eine nahe Dampfwolke ebenso wie durch schwache
Bodennebel gesehen in eiwarteter Kleinheit. Am frühen Nachmittag er-
scheint sie durch die gleichmäßige Lufttrübung hell goldig, zerflossen,
weniger blendend. Leichte Zirrusschleier bilden sich am Himmel. Die
Farbe der Sonne beim Absteigen bis zu etwa 10° über dem Horizont
nähert sich immer mehr dem Rot. Das Bild wird etwas größer und immer
blässer. Beim Stand von etwa 8° ist das Bild schon sehr lichtschwach.
Es verschwindet bald danach gänzlich hinter der Masse fernen graublauen
Bodennebels.
Zu den theoretischen Erörterungen zurückkehrend sei zunächst fest-
gestellt, daß eine angebliche Größenschwankung der Sonnenbilder oder
auch der Mondbilder, angeblich verursacht durch die Blickrichtung mehr
nach oben oder unten, überhaupt nicht als allgemeine Beobachtung gelten
kann. Manche Versuche, so die Spiegelversuche von Filehne, scheinen den
Größenwechsel bei geändertem Blick zu stützen, und doch muß ich fest-
stellen, daß sie nach meinen eigenen Erfahrungen nicht überzeugen. Es
müssen ja auch nicht alle Augen gleich sein. Wenn ich mir das tiefstehende
Mondbild mittels eines guten Spiegels hinaufdrehe und es mit aufwärts ge-
richtetem Blick ansehe, so wird es für mich nicht kleiner, und wenn ich
das hochstehende hinunterdrehe, sieht es für mich nicht größer aus als
zuvor. Ich habe der Sicherheit wegen auch mit einer anderen Lichtquelle
von rundlicher Form (eine kleine elektrische Taschenlampe tat gute Dienste)
experimentiert und sie bei gleichbleibender Entfernung objektiv (in der
Kamera) und subjektiv gemessen. Ob ich auf die künstliche Lichtquelle
bei einer Elevation von nur etwa 1° oder bei einer von 30 — 40° hinblickte,
war für die Bildgröße gänzlich belanglos, desgleichen belanglos für die
Lichtstärke und Färbung.
Nun sehe ich aber, wie alle die ich kenne, die rot aufgehenden oder
untergehenden großen Gestirne wirklich viel größer als bei einem höheren
Stand bis zu 40° oder noch weiter. Und es sei auch angemerkt, daß man
Sonne und Mond, wenn sie hoch stehen, niemals rot sieht. Die Farben-
änderung sowie die Vergrößerung unten und die Verkleinerung nach oben
hin muß also eine andere sogenannte Ursache haben als den Wechsel der
Blickrichtung. . Zum mindesten kann man aus den gegebenen Tatsachen
schließen, daß neben der subjektiven Größenveränderung, die ja für einige
Beobachter gelten mag, auch eine objektive Änderung vorhanden ist, die
demnach nicht durchs Auge bedingt ist, sondern durch etwas anderes
außerhalb des Auges. Auch für die Kamera ist das rot aufgehende Gestirn
größer als das hochstehende. Das ist noch viel zu wenig beachtet worden.
Durch viele Beobachtungen bin ich darauf gekommen, die Dunstschicht
nahe der Erdoberfläche als die wesentliche Veranlassung der Ver-
größerung von Gestirnbildern nahe dem Horizont annehmen zu müssen.
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