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erfaßt. Sein Stilisieren verzerrt nicht die Natur, sondern es erhöht den Ein-
druck. Unlängst hat man auch eine geschickt stilisierte Sonnenscheibe von
diesem Künstler bewundern können. Allerlei bemerkenswerte Sachen sind
noch da, z. B. von Larwin, Laske, Baron Medniansky, K. L. Prinz,
Schattenstein, O. Roux, W. Dachauer, Ludw. Graf, Theo Matejko,
L. Hesshaimer, F. A. Harta, womit sogleich angedeutet sei, daß sich
diesmal auch viele Kunstblätter vorfinden. Hartas und Hesshaimers Ge-
schwindstil geben jedem Zeichner zu denken.
Der Kaiser hat aus der Ausstellung mehrere Bilder erworben, darunter
Hans Larwins „Helden“. Fr.
Wien. In der Sezession findet sich eine neue Schaustellung, die mit
bekanntem Geschick zusammengebracht und eingerichtet wurde; die 49. in
der Reihe, wenn man richtig gezählt hat. Sie ist in mancher Beziehung
mustergültig, und zwar durch übersichtliche Anordnung, einheitliche Zu-
sammenstellung alles dessen, was stilistisch zusammengehört, auch durch
den Kunstwert vieler der vorgeführten Sachen. Egon Schiele beherrscht
da mit einer Reihe von Arbeiten aus den Jahren seit 1912 bis herein in
1918 den Eindruck des Ganzen, durch Qualität und räumliche Größe der
Bilder. Der Zusammenhang des Künstlers mit Gustav Klimt ist bekannt,
doch hat Schiele längst sein eigenes künstlerisches Antlitz gefunden, und
von dem verworrenen, düsteren Klimtschen Mystizismus, der noch in Schieles
„Auferstehung“ von 1913 nachwirkt, scheint er bleibend zu klareren male-
rischen Höhen emporgestiegen zu sein. Das möchte man von seinen späteren
Arbeiten ablesen. Schiele ist von vornherein kräftiger, gesünder in der Farbe
und Zeichnung als Klimt, wenigstens gesünder als der dekadente Klimt. In
seinen Bildnissen aus den jüngst vergangenen Jahren zeigt Schiele sich voll
Temperament und keckem Mut. Allenthalben Kennzeichen großen Talents.
Man sei nicht kleinlich bei der Beurteilung mancher Motive auf einigen der
19 großen Gemälde und vieler Zeichnungen, die ausgestellt sind, um nicht
das Bedeutende, das aus jedem Strich zu uns spricht, zu verkennen.
Im zweiten Saal links sind Malereien ausgestellt, die zumeist allzusehr
unter dem unseligen Einfluß des Halbidioten Cezanne stehen und auch den
Futuristen allzu große Zugeständnisse machen. Für Nr. 33 ist mit dem
Titel „Gewitterlandschaft“ viel zu wenig gesagt. Dargestellt ist eigentlich
ein katastrophales Erdbeben, das ein Kirchengebäude völlig umwirft. Andere
Ausartungen im III. Raum.
Der IV. Saal ist ausschließlich für Georg Merkel frei gehalten. Bei
diesem Künstler bemerkt man ein Nachleben klassisch-antiker Kunst und der
Renaissance in dem Sinne, daß diese durchs impressionistische Bad hindurch
gegangen und merklich verroht sind. Indes ist Merkel eine Individualität,
die zu beachten ist. Andere Farbenstimmung, mehr Grau statt des Merkel-
schen Rosa wird im V. Raum bei Fel. Albr. Harta vorgefunden, der
heftig bewegte Figuren mit einer gewissen Achtung vor wohlgebauten Ge-
stalten darzustellen weiß; alles in hochmoderner Auffassung. Eine gerade-
wegs südliche Farbenglut strahlt uns im VI. Raum aus Anton Faistauers
Gemälden entgegen. Man muß, um diesen Werken gerecht zu werden, so
weit zurücktreten, daß die Art des dicken, breiten Farbenauftrags die künst-
lerische Wirkung nicht mehr stört. Jeder wird für sein Auge den richtigen
Abstand zu suchen haben und dann das Verständnis für die Sache gewinnen.
erfaßt. Sein Stilisieren verzerrt nicht die Natur, sondern es erhöht den Ein-
druck. Unlängst hat man auch eine geschickt stilisierte Sonnenscheibe von
diesem Künstler bewundern können. Allerlei bemerkenswerte Sachen sind
noch da, z. B. von Larwin, Laske, Baron Medniansky, K. L. Prinz,
Schattenstein, O. Roux, W. Dachauer, Ludw. Graf, Theo Matejko,
L. Hesshaimer, F. A. Harta, womit sogleich angedeutet sei, daß sich
diesmal auch viele Kunstblätter vorfinden. Hartas und Hesshaimers Ge-
schwindstil geben jedem Zeichner zu denken.
Der Kaiser hat aus der Ausstellung mehrere Bilder erworben, darunter
Hans Larwins „Helden“. Fr.
Wien. In der Sezession findet sich eine neue Schaustellung, die mit
bekanntem Geschick zusammengebracht und eingerichtet wurde; die 49. in
der Reihe, wenn man richtig gezählt hat. Sie ist in mancher Beziehung
mustergültig, und zwar durch übersichtliche Anordnung, einheitliche Zu-
sammenstellung alles dessen, was stilistisch zusammengehört, auch durch
den Kunstwert vieler der vorgeführten Sachen. Egon Schiele beherrscht
da mit einer Reihe von Arbeiten aus den Jahren seit 1912 bis herein in
1918 den Eindruck des Ganzen, durch Qualität und räumliche Größe der
Bilder. Der Zusammenhang des Künstlers mit Gustav Klimt ist bekannt,
doch hat Schiele längst sein eigenes künstlerisches Antlitz gefunden, und
von dem verworrenen, düsteren Klimtschen Mystizismus, der noch in Schieles
„Auferstehung“ von 1913 nachwirkt, scheint er bleibend zu klareren male-
rischen Höhen emporgestiegen zu sein. Das möchte man von seinen späteren
Arbeiten ablesen. Schiele ist von vornherein kräftiger, gesünder in der Farbe
und Zeichnung als Klimt, wenigstens gesünder als der dekadente Klimt. In
seinen Bildnissen aus den jüngst vergangenen Jahren zeigt Schiele sich voll
Temperament und keckem Mut. Allenthalben Kennzeichen großen Talents.
Man sei nicht kleinlich bei der Beurteilung mancher Motive auf einigen der
19 großen Gemälde und vieler Zeichnungen, die ausgestellt sind, um nicht
das Bedeutende, das aus jedem Strich zu uns spricht, zu verkennen.
Im zweiten Saal links sind Malereien ausgestellt, die zumeist allzusehr
unter dem unseligen Einfluß des Halbidioten Cezanne stehen und auch den
Futuristen allzu große Zugeständnisse machen. Für Nr. 33 ist mit dem
Titel „Gewitterlandschaft“ viel zu wenig gesagt. Dargestellt ist eigentlich
ein katastrophales Erdbeben, das ein Kirchengebäude völlig umwirft. Andere
Ausartungen im III. Raum.
Der IV. Saal ist ausschließlich für Georg Merkel frei gehalten. Bei
diesem Künstler bemerkt man ein Nachleben klassisch-antiker Kunst und der
Renaissance in dem Sinne, daß diese durchs impressionistische Bad hindurch
gegangen und merklich verroht sind. Indes ist Merkel eine Individualität,
die zu beachten ist. Andere Farbenstimmung, mehr Grau statt des Merkel-
schen Rosa wird im V. Raum bei Fel. Albr. Harta vorgefunden, der
heftig bewegte Figuren mit einer gewissen Achtung vor wohlgebauten Ge-
stalten darzustellen weiß; alles in hochmoderner Auffassung. Eine gerade-
wegs südliche Farbenglut strahlt uns im VI. Raum aus Anton Faistauers
Gemälden entgegen. Man muß, um diesen Werken gerecht zu werden, so
weit zurücktreten, daß die Art des dicken, breiten Farbenauftrags die künst-
lerische Wirkung nicht mehr stört. Jeder wird für sein Auge den richtigen
Abstand zu suchen haben und dann das Verständnis für die Sache gewinnen.