Dachte sind keine Lichte oder hochdeutsch
mit dem beliebten Einschlag: ein Unglück
schleppt nach sich seinen Bruder. Da Herr
Stahl nicht bilden kann, er ist sehr gebildet,
lässt er sich einbilden, dass Picasso die
Kubisten sind, und die Kubisten Aeusserun-
gen von Cözanne falsch verstanden haben.
So ergibt sich die höchst einfache Ge-
burt des Kubismus. Die Kubisten haben
sich die Kritiken des Fritz Herrn Stahl
beschafft und auch die Bücher von Otto
Doktor Grautoff, haben aus ihnen ge-
wisse Aeusserungen kennen gelernt, sie
dank ihrer Künstlerschaft falsch ver-
standen und darauf beschlossen, den Kubis-
mus mit der kalten Lamäng zu erfinden
und zwar nun gerade ohne Seele, um die
Gemütsmenschen zu ärgern. Dieser Vor-
gang ist historisch so einfach, dass man
nicht versteht, warum ein Denker wie Herr
Stahl sich deshalb entgeistert. Und ein
grosser Denker wie Herr Stahl kann natür-
lich nicht auf die Idee kommen, dass
Künstler sich vielleicht auch Bilder von
Cözanne angesehen haben. So etwas tut
ein Denker nicht. Ein Denker der Seele,
der gewisse Äusserungen zur Verfügung hat.
Mit solchen Fähigkeiten und solchem Material
wird man sich doch nicht um die saudumme
Kunst kümmern. Auf Grund dieses Denk-
prozesses verurteilt Herr Stahl also den ge-
samten Kubismus in seinem Bausch und
auf seinen Bogen. Da lobt er sich die
Klassiker. Die dachten sich zum Beispiel
ein Gesetz der Pyramide aus, um das Bild-
gemässe einer Komposition. . . Bei Klassikern
darf man das Wort Frechheit anwenden,
da sie nicht mehr die Fähigkeit haben,
subjektiv beleidigt zu werden. Es ist also
eine Frechheit von den Klassikern, sich
Gesetze auszudenken, was nur Herr Stahl
tun darf. Und das Malheur trat auch auto-
matisch ein: es entstand die Renaissance.
Die Klassiker durften aber vielleicht denken,
teils weil sie tote Klassiker sind und teils
weil sie es offenbar mit der Seele taten.
Herr Fritz Stahl besitzt nämlich die ausser-
ordentliche Fähigkeit, zu prüfen, wann das
Künstlermensch a) mit der kalten Lamäng
b) mit der ausgekochten Seele gedacht hat.
Ausserdem kann man sich bei einer Pyra-
mide was denken, bei einem Würfel aber
\x7C^tS’ Yament^c^ wenn der Würfel kein
W ürfel ist. Ferner hat der Bau der Pyra-
miden viel Arbeit gemacht, was ich aus
der Kunstgeschichte des Herrn Stahl weiss.
Hingegen einen Würfel zu malen, der kein
Würfel ist, das ist keine Kunst zu lernen:
„Und diese Art wurde dann in der ganzen
Welt ein wahres Fressen für alle die Jugend,
der es unbequem war, etwas zu lernen.“
Fressen und Würfelspiel hat stets zusammen-
gehört. Die Fresser stürzten sich auf die
Würfelspiele der Kubisten, so dass die
Kubisten wieder etwas zu fressen hatten.
Und es war alles in der schönsten Ordnung
auf der Erde bis auf das Malheur der Denk-
tätigkeit des Herrn Stahl, der sich ä tout
prix verspielt hat. Es ist also kein Wunder,
es ist pyramidal überzeugend, dass Herr
Fritz Stahl bei solchen Verlusten den Kopf
verloren hat, sodass sich nunmehr seine
Denktätigkeit kopflos äussert. Der Denker
schreibt also über die ausgestellten Bilder
im Sturm: „Aber ein Teil von ihnen ist trotz-
dem etwas, nämlich gutes Malhandwerk,
das wirklich für eine neue Malerei, an die
ich nach wie vor fest glaube, von Bedeutung
werden kann.“ Das gute Malhandwerk hat
dieses junge kubistische Volk mit der Seele
gelernt, weil ihm das Fressen zu unbequem
war. Die Verwirrung wird immer grösser.
Auf Grund gewisser Äusserungen erlernen
gewisse Leute das Malhandwerk, weil es
ihnen zu unbequem ist. Ihr Gelerntes kann
sogar für Herrn Stahl von Bedeutung werden,
der mit dem Verstand an die neue Malerei
glaubt und vor eitel Seele keine Gedanken
hat, Bilder mit dem Gemüt zu hören. Die
Sache mit der Pyramide ist offenbar doch
einfacher. Was sollen nun diese unglück-
lichen Kubisten tun. Lernen sie etwas,
kommen keine Bilder für Herrn Stahl her-
aus, wenn sie auch von Bedeutung werden
können, lernen sie nichts, erscheint die
Seele des Herrn Stahl geistlos. Ich würde
Vorschlägen, vielleicht einmal die Er-
scheinung des Herrn Stahl in Würfel zu
„zerlegen“, um diesem Kinderspiel mit sitt-
lichem Ernst beizukommen. Nun wird
Herr Stahl wieder behaupten, er würde
von mir beschimpft: „Und jeder, der wie
etwa Grautoff ehrlich berichtet, was in Paris
geschehen ist, wird beschimpft.“ Nämlich,
dass Ingres wie Picasso malt und Picasso
wie Gleizes, dessen Name nun Herrn Stahl
hiermit bekannt geworden ist. Gleizes und
Metzinger haben nämlich das historische
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mit dem beliebten Einschlag: ein Unglück
schleppt nach sich seinen Bruder. Da Herr
Stahl nicht bilden kann, er ist sehr gebildet,
lässt er sich einbilden, dass Picasso die
Kubisten sind, und die Kubisten Aeusserun-
gen von Cözanne falsch verstanden haben.
So ergibt sich die höchst einfache Ge-
burt des Kubismus. Die Kubisten haben
sich die Kritiken des Fritz Herrn Stahl
beschafft und auch die Bücher von Otto
Doktor Grautoff, haben aus ihnen ge-
wisse Aeusserungen kennen gelernt, sie
dank ihrer Künstlerschaft falsch ver-
standen und darauf beschlossen, den Kubis-
mus mit der kalten Lamäng zu erfinden
und zwar nun gerade ohne Seele, um die
Gemütsmenschen zu ärgern. Dieser Vor-
gang ist historisch so einfach, dass man
nicht versteht, warum ein Denker wie Herr
Stahl sich deshalb entgeistert. Und ein
grosser Denker wie Herr Stahl kann natür-
lich nicht auf die Idee kommen, dass
Künstler sich vielleicht auch Bilder von
Cözanne angesehen haben. So etwas tut
ein Denker nicht. Ein Denker der Seele,
der gewisse Äusserungen zur Verfügung hat.
Mit solchen Fähigkeiten und solchem Material
wird man sich doch nicht um die saudumme
Kunst kümmern. Auf Grund dieses Denk-
prozesses verurteilt Herr Stahl also den ge-
samten Kubismus in seinem Bausch und
auf seinen Bogen. Da lobt er sich die
Klassiker. Die dachten sich zum Beispiel
ein Gesetz der Pyramide aus, um das Bild-
gemässe einer Komposition. . . Bei Klassikern
darf man das Wort Frechheit anwenden,
da sie nicht mehr die Fähigkeit haben,
subjektiv beleidigt zu werden. Es ist also
eine Frechheit von den Klassikern, sich
Gesetze auszudenken, was nur Herr Stahl
tun darf. Und das Malheur trat auch auto-
matisch ein: es entstand die Renaissance.
Die Klassiker durften aber vielleicht denken,
teils weil sie tote Klassiker sind und teils
weil sie es offenbar mit der Seele taten.
Herr Fritz Stahl besitzt nämlich die ausser-
ordentliche Fähigkeit, zu prüfen, wann das
Künstlermensch a) mit der kalten Lamäng
b) mit der ausgekochten Seele gedacht hat.
Ausserdem kann man sich bei einer Pyra-
mide was denken, bei einem Würfel aber
\x7C^tS’ Yament^c^ wenn der Würfel kein
W ürfel ist. Ferner hat der Bau der Pyra-
miden viel Arbeit gemacht, was ich aus
der Kunstgeschichte des Herrn Stahl weiss.
Hingegen einen Würfel zu malen, der kein
Würfel ist, das ist keine Kunst zu lernen:
„Und diese Art wurde dann in der ganzen
Welt ein wahres Fressen für alle die Jugend,
der es unbequem war, etwas zu lernen.“
Fressen und Würfelspiel hat stets zusammen-
gehört. Die Fresser stürzten sich auf die
Würfelspiele der Kubisten, so dass die
Kubisten wieder etwas zu fressen hatten.
Und es war alles in der schönsten Ordnung
auf der Erde bis auf das Malheur der Denk-
tätigkeit des Herrn Stahl, der sich ä tout
prix verspielt hat. Es ist also kein Wunder,
es ist pyramidal überzeugend, dass Herr
Fritz Stahl bei solchen Verlusten den Kopf
verloren hat, sodass sich nunmehr seine
Denktätigkeit kopflos äussert. Der Denker
schreibt also über die ausgestellten Bilder
im Sturm: „Aber ein Teil von ihnen ist trotz-
dem etwas, nämlich gutes Malhandwerk,
das wirklich für eine neue Malerei, an die
ich nach wie vor fest glaube, von Bedeutung
werden kann.“ Das gute Malhandwerk hat
dieses junge kubistische Volk mit der Seele
gelernt, weil ihm das Fressen zu unbequem
war. Die Verwirrung wird immer grösser.
Auf Grund gewisser Äusserungen erlernen
gewisse Leute das Malhandwerk, weil es
ihnen zu unbequem ist. Ihr Gelerntes kann
sogar für Herrn Stahl von Bedeutung werden,
der mit dem Verstand an die neue Malerei
glaubt und vor eitel Seele keine Gedanken
hat, Bilder mit dem Gemüt zu hören. Die
Sache mit der Pyramide ist offenbar doch
einfacher. Was sollen nun diese unglück-
lichen Kubisten tun. Lernen sie etwas,
kommen keine Bilder für Herrn Stahl her-
aus, wenn sie auch von Bedeutung werden
können, lernen sie nichts, erscheint die
Seele des Herrn Stahl geistlos. Ich würde
Vorschlägen, vielleicht einmal die Er-
scheinung des Herrn Stahl in Würfel zu
„zerlegen“, um diesem Kinderspiel mit sitt-
lichem Ernst beizukommen. Nun wird
Herr Stahl wieder behaupten, er würde
von mir beschimpft: „Und jeder, der wie
etwa Grautoff ehrlich berichtet, was in Paris
geschehen ist, wird beschimpft.“ Nämlich,
dass Ingres wie Picasso malt und Picasso
wie Gleizes, dessen Name nun Herrn Stahl
hiermit bekannt geworden ist. Gleizes und
Metzinger haben nämlich das historische
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