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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 12.1921

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Siebentes Heft
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Walden, Herwarth: Unter den Sinnen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.47209#0162

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Zunächst wird doch Anna das Vergnügen
haben
Wir kennen uns ganz genau. Wir haben
uns bereits fürs ganze Leben ausgesprochen
Sie sollten sich einen Hund anschaffen
Ich habe kein Interesse für Tiere
Aber Sie sollten sich doch einen Hund an-
schaffen. Wir müssen hinauf. Gesegnete
Mahlzeit
Auf Wiedersehen heute Abend
Deine Lippen sind blass
Ich friere
Bist Du eine Tänzerin auf der Strasse
Meine Füsse taumeln im Schlag eines Herzens
Mein Herz steht still im Staunen
Mein Auge staunt im Ton Deiner Stimme
Meine Stimme hört den Flug Deiner Füsse
Gehemmt meine Schritte. Nun bin ich eine
Tagwandlerin auf der Strasse. Dumpf die
Nacht. Qual des Schlafes. Traum tötet
Wachen. Wo kann ich mich verstecken
Aufgerissen harrt meine Herzkammer. Auf-
getan ein Blutbett
Meine Füsse sind wund
Deine Füsse tragen die Strasse
Die Erde brennt
Kühle die Füsse in meinem Blut ehe es
versiegt
Färben es meine Tränen heller. Blut fliesst
über mich. Mein Auge ist der Quell des
Meeres
Meine Erde versinkt im Rauschen unge-
weinter Tränen
Erde versinkt
O Du meine Tagwandlerin auf der Strasse
Erde versinkt und ich zerfliesse. Wo halte
ich mich, wie halte ich mich
Versinkt meine Erde, ströme Du durch
mich, färbt mein Blut Deine Tränen röter,
0 Du wesenloses Wesen meiner Erdliebe,
stockt mein Herz vor verhaltenem Schrei,
schwinde mein Leben, dass ich einmal im
Schwinden es fühle.
Gönn mir den Laut des verhaltenen Schreis,
gönn mir den Klang ungeweinter Tränen,
gönn mir den Sprung ins Erdlose. Denn
ich bin eine Tänzerin auf der Strasse. Die
Strasse lacht. Meine Füsse lächeln. Hüpfen
über einen, der mich liebt. 0, dass ich
nicht versinken kann, da ich versunken
versinke
Komm in mein Herz
Halte mich, ich kann mich nicht halten

Friedel
Was wollen Sie noch von mir
Ich musste Dich wiederfinden. Ueberall
habe ich gesucht. Nun finde ich Dich auf
der Strasse
Lassen Sie mich doch auf der Strasse gehen.
Gönnen Sie mir die Strasse, die allen gehört
Ich habe mich sehr um Dich gesorgt
Sorglos bin ich von Euch allen gegangen
Sie können doch nicht auf der Strasse
leben. Ich werde Dir eine Wohnung mieten,
Du sollst Dich um nichts sorgen dürfen.
Ich wohne still in einem Herzen
Wovon lebst Du
Von Blut und Tränen
Du wirst immer seltsamer. Glaub mir, ich
verstehe Dich. Aber Geld regiert die Welt.
Geld gilt nicht in meiner Welt
Das sind Uebertreibungen
Treibe ich über alle Ufer, wollen Sie mich
mit Geld halten
Ich werde Dir jede Freiheit gönnen, nur
musst Du mich für Dich sorgen lassen
Sorglos bin ich
Sorgloser ist es für Dich, ich finde Dich,
als dass Deine Familie Dich sucht
Niemand vermisst mich
Deine Schwester hat sich verlobt
Ich kann keine Kinder haben. Ich will
nicht mehr sorgen
Ich trage Dein blaues Band um meinen Arm
Sehen Sie sich doch vor, die Strasse ist
nicht zum Plaudern
Um Himmels Willen, was ist Dir geschehen.
Kannst Du aufstehen.
Schreiben Sie sich meinen Namen auf,
Kutscher. Sie haben keine Schuld. Das
junge Mädchen braucht doch nicht auf dem
Damm sorglos zu tändeln
Sie wird mit dem Schreck davon gekommen
sein. Können Sie nicht aufstehen
Stütz Dich auf mich. Kannst Du nicht auf-
stehen
Wo wohnen Sie denn. Ich will Sie gern
hinfahren
Geben Sie mir den Arm. Es ist gleich gut.
Es muss gehen. Ich muss gehen. Was
starren die Leute.
Du kannst ja nicht stehen. Kutscher. Ich
hebe Dich in den Wagen. Wo wohnst Du
Eine Tänzerin bin ich auf der Strasse.
Fahren Sie in das nächste Hotel.
Eine Verwandte von mir ist auf der Strasse

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