Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 12.1921

DOI Heft:
Achtes Heft
DOI Artikel:
Walden, Herwarth: Unter den Sinnen, [4]: Dichtung zwischen Menschen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.47209#0182

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Sie
Verzeihung, ist der Herr Doktor zu sprechen
Sie müssen ihm auf der Treppe begegnet
sein
Jetzt verstehe ich erst den Wink. Ihr
Gatte hatte es offenbar sehr eilig. Sein Wink
sollte wohl heissen, dass ich auf ihn warten
möchte.
Mein Mann kommt erst um fünf zurück
Er kommt bestimmt gleich wieder, gnädige
Frau. Gestatten Sie mir hier zu warten
Ich bin ganz allein
Sie fürchten sich doch nicht, gnädige Frau
oder fürchten Sie sich vor mir
Warum verfolgen Sie mich.
Gestatten Sie, dass ich die Tür schliesse.
Wo darf ich warten
Bitte wenn Sie vielleicht etwas lesen wollen.
Können Sie mir nicht Gesellschaft leisten
Lassen Sie mich doch frei.
Aber meine Gnädigste, ich beraube Sie doch
nicht Ihrer Freiheit. Ich bitte Sie nur mir
Gesellschaft zu leisten. Denn wir haben
doch zu sprechen
Ich wüsste nicht
Sie tun mir leid
Ich
Sie sind sehr unglücklich.
Ich liebe meinen Mann über alles.
Wie kann man nur so plumpe Stiefel
tragen
Gehen Sie augenblicklich
Wollen Sie nicht Platz nehmen. Eine so
schöne Frau
Dann muss ich gehen
Das Leben ist teuer. Warum wollen Sie
nichtlhrem Freund gestatten Ihnen zu helfen
Sie sind von einer Unverschämtheit
Ihr Mann ist ein Idiot.
Sie wagen es in meinem Hause
Eine so schöne Frau so schlecht anzuziehen
Sie sind ein Schurke
Aber meine Gnädigste, warum darf ich das
nicht sagen, was Sie selbst empfinden
Ich liebe meinen Mann über alles
Mit dem verweinten Gesichtchen. Wie kann
man eine so schöne Frau allein lassen
Mein Mann hat hohe Pflichten
Gegen andere. Er opfert Ihnen ja nicht
fünf Minuten
Mein Mann ist der beste gütigste Mensch
Der sie fortwährend zum Weinen bringt.
Wollen wir nicht etwas in die schöne Luft
fahren

Nie werde ich meinem Manne untreu sein.
Dummchen, er wird doch nicht auf die
Luft eifersüchtig sein.
Was erlauben Sie sich
Ich soll Ihnen von einem unbekannten Ver-
ehrer tausend Mark überreichen
Ich habe keinen Verehrer.
Ich habe mich nur eines Auftrages zu er-
ledigen.. Bitte.
Nehmen Sie das Geld
Sie können es auf die Strasse werfen, wenn
Sie wollen. Ich würde Ihnen allerdings
lieber raten, sich dafür etwas anständiges
zu kaufen.
Mein Mann wird Ihnen das Geld zurück-
bringen, wenn Sie es nicht nehmen.
Auf Wiedersehen, meine Gnädigste. Auf
Morgen. Und ich wette, morgen werden
Sie mich begleiten.
Nun, Frauchen. Siehst Du, Punkt fünf
Uhr bin ich zurück. Das ist Zeiteinteilung.
Nun wollen wir hübsch gemütlich zwanzig
Minuten Kaffee trinken. Und jetzt bekommst
Du vorher einen Kuss.
Du hättest nicht von mir gehen sollen.
Immer wieder dieselbe dumme Geschichte.
Du machst mich ernstlich böse
Was liegt da für Geld. Das ist ja, das sind
ja tausend Mark. Jetzt kann ich mir die
neuen Apparate kaufen.
Das Geld gehört uns nicht.
Ja, wie kommt denn das Geld hierher.
Ich habe mich so gefreut, dass ich mir
endlich das nötigste kaufen kann.
Ich
Du liebes gutes Frauchen, so etwas kannst
Du mir doch nicht einreden. Das ist eine
Ueberraschung und ich werde Dir gleich
sagen, von wem das Geld ist.
Du gutes Kind.
Bitte, ich bin kein Kind. Und nun wirst
Du mir gleich sagen, dass ich richtig ge-
raten habe. Das Geld ist von Deinem
hochverehrten Herrn Vater.
Ernst
Siehst Du, wie ich alles gleich durchschaue.
Da muss ich mich aber gleich hinsetzen
und Deinem guten Vater einen sehr lieben
Brief schreiben
Das Geld ist nicht vom Vater
Du machst mich ernstlich böse mit Deiner
Geheimniskrämerei. Wenn Du es nicht
sagen willst, auch gut. Ich werde es schon

146
 
Annotationen